HOME

16. internationales Dokumentarfilmfestival München 2001
Reihe: Das Tier im Blick

Tagesprogramme:
Fr 27.4. | Sa 28.4. | So 29.4. | Mo 30.4. | Di 1.5. | Mi 2.5. | Do 3.5. | Fr 4.5. | Sa 5.5. | So 6.5.
Filmreihen:
Alle Filme | Wettbewerb | Point of View | Das Tier im Blick | Neue Filme aus Bayern | Hommage an Boris Galanter | Land und Frieden (Palästina und Israel) | Europe in Shorts | Aspects of Future | LiteraVision 2001 | Kurzfilme | Special Screening


Alfred Machin | Hermann Hähnle | Jean Painlevé | Ulrich Karl Traugott Ferdinand Schulz | Hans Schomburgk | Hans Hass | Bernhard Grzimek | Eugen Schumacher | Heinz Sielmann | Horst Stern | Vierzig Jahre Tierfilm in der DDR

Prof. Dr. Hans Hass & Lotte Hass

Hans Hass

Als Fisch unter Fischen - Expeditionen in unbekannte Tiefen
Das unbekannte, rätselhafte Meer übte auf den jungen Hans Hass eine magische Anziehungskraft aus. Als er 1937 an der französischen Mittelmeerküste mit Schwimmbrille und Handspeer zu Tauchen begann, ließ ihn diese faszinierende neue Welt nicht mehr los. 1938, mit 19 Jahren, baute er seine erste Unterwasserkamera, die dem staunenden Publikum Einblicke in eine nahezu unberührte Welt gewährte. Hans Hass, der noch keine 1000 Meter Film im Leben gedreht hatte, brachte den Mut auf, auch auf dem Meeresboden, freitauchend aus der freien Hand zu filmen. Das war bisher noch niemandem gelungen. Er näherte sich kurbelnd den scheuesten Fischschwärmen und bewegte sich in sonst unzugänglichen Korallenriffen - was mit einem plumpen Taucherhelm niemals möglich gewesen wäre. Jeder Filmmeter wurde an Originalschauplätzen gedreht und stellte alles bisher Gebotene in den Schatten.

In den folgenden Jahren führten ihn seine Expeditionen in Gewässer, die man schon allein wegen der dort vermuteten menschenmordenden Haie für unzugänglich hielt. Die sensationellen Begegnungen und Studien mit Haien wurden in der ganzen Welt mit ungläubigem Staunen verfolgt. Man schloss zeitweise sogar Wetten über den Zeitpunkt seines Todes ab.
Menschen unter Haien (1942) war der erste abendfüllende Kulturfilm, den Hans Hass auf einer Ägais-Expedition drehte. Auf weiteren Expeditionen in die damals unbekannten tropischen Korallenmeere konnte er zeigen, dass Haie außerordentlich scheu sind, sich durch Entgegenschwimmen oder auch Schreie vertreiben lassen und nur in den seltensten Fällen angreifen. So nannte man ihn den "König der Haie".

Mit Hans Hass etablierte sich auch eine neue Form der Meeresforschung. Als Wissenschaftler, der sich wie ein Fisch unter Fischen bewegen konnte, hat er Maßstäbe gesetzt und neue Erkenntnisse über die Lebewesen des Meeres gewonnen. Dabei waren immer wieder erhebliche Widerstände zu überwinden, gab es die nötigen Geräte noch gar nicht oder fehlte Geld für die aufwändigen Expeditionen. Ein umfangreiches Werk von Filmen, Büchern und Vorträgen etc. zeugt von seiner öffentlichen Wirkung.

Im Verlauf seiner Unterwasserfilmarbeit entwickelte Hans Hass eine Vielzahl von Tauch-, Foto- und Filmgeräten, z.B. 1941 mit der Firma Draeger das Sauerstoff-Kreislaufgerät, das noch heute in abgewandelter Form von der Marine eingesetzt wird. Man atmete reinen Sauerstoff ein, während eine Chemikalie das ausgeatmete Kohlendioxid absorbierte. Das kleine und handliche Kreislaufgerät hatte beim Filmen zunächst erhebliche Vorteile, da beim Ausatmen keine störenden Luftblasen aufstiegen. Allerdings waren eben wegen des reinen Sauerstoffs ca. 20 Meter Tauchtiefe die Grenze. Die Rolleimarin, erstmals 1951 in Serie hergestellt, blieb 25 Jahre die von den meisten professionellen Unterwasserfotografen verwendete Kamera. Blitzlichteinrichtungen, Unterwasserscheinwerfer, die Hans Hass-Flosse, der Hans Hass Deco-Brain etc. folgten.
Es entstanden Unterwasserfilme mit einem für die Zuschauer völlig unbekannten Farben - und Formenreichtum: abenteuerliche Situationen wie die Begegnung mit Haien konnten miterlebt, faszinierende Welten sichtbar gemacht werden und neueste Beobachtungen, Erkenntnisse und Forschungen ließen sich unterhaltsam nachvollziehen.

Der Charme und Mut von Lotte Hass begeisterte die Zuschauer. Abenteuer im Roten Meer (1950) war der erste Film mit dieser außergewöhnlichen Frau. Als gute Taucherin und Fotografin begleitete sie die Expeditionen und war Hauptdarstellerin der Filme. Unternehmen Xarifa gewann einen Unterwasser-Oscar.
Wie viele Naturforscher, die neuen Entwicklungen den Weg bereitet haben, mußte auch Hans Hass erleben, dass Forschungs- und Erkenntnisdrang irgendwann an die Grenzen der Verantwortung stoßen. Mit seinen Arbeiten hatte er vermutlich einen wesentlichen Anteil daran, daß die Unterwasserfotografie und auch der Tauchsport schon in den fünfziger Jahren deutlich an Beliebtheit zunahmen. Das hemmungslose Harpunieren und Schießen der Fischbestände durch Hobby-Taucher war für ihn nach einer längeren Tauchpause der Anlass, sich verstärkt dem Meeresschutz zuzuwenden. In dieser Zeit entstanden Filme über die ökologischen Folgen des Tauchtourismus.
In den letzten Jahrzehnten führten ihn seine vielseitigen Forschungen weniger in die Meerestiefe, sondern in Wissenschaftsbereiche, die sich mit der Entfaltung des Lebens und des Menschen beschäftigen, besonders auch den Wirtschaftswissenschaften: "Mit Haien traf ich nun auch über Wasser des öfteren zusammen. Sie sind an Land eher noch verbreiteter als im Meer, der Energontheorie zufolge eher zu ihrem eigenen Nachteil".

BIO-FILMOGRAPHIE
Hans Hass

1919 Geboren am 23. Januar in Wien
1938 Erste Unterwasserfotos, Konstruktion einer wasserdichten Hülle für eine 16-mm-Schmalfilmkamera
1939 Erste freitauchende Erkundung tropischer Korallenriffe, mit Unterwasserfilmaufnahmen, Studium des Verhaltens von Haien
1941 Entwicklung des Sauerstoff-Kreislaufgerätes mit der Firma Draeger
1942 Ägäis-Expedition, Film: Menschen unter Haien. Buch "Fotojagd am Meeresgrund" mit Unterwasser-Farbfotos
1943 Promotion zum Dr.rer.nat. über die Wachstumsgesetze der Rete-po-riden
1948 Entwicklung der Hans Hass-Flosse
1950 Erste gemeinsame Expedition mit Lotte Bayerl, Film Abenteuer im Roten Meer, anschließende Heirat
1951 Erster Preis auf der Biennale in Venedig für Abenteuer im Roten Meer
1951/52 Kauf und Ausbau des Forschungsschiffs "Xarifa" Konstruktion der "Rolleimarin"
1953 Erste Xarifa-Expedition, erster Einsatz von Unterwasser-Scheinwerfern bei Filmaufnahmen
1957 Zweite Xarifa-Expedition, Geburt der Tochter Meta
1959 Fertigstellung der 18-teiligen Fernsehreihe Expedition ins Unbekannte in englischer und deutscher Sprache, Unterwasser-Oscar für den Film: Unternehmen Xarifa
1960 Verkauf der Xarifa, Beendigung der Forschungen unter Wasser für 10 Jahre. Hinwendung zur vergleichenden Untersuchung von Grundbegriffen in Biologie und Wirtschaft
Entwicklung von "Spiegelobjektiven" zur Analyse menschlichen Verhaltens
1964/65 Expeditionen mit Irenäus Eibl-Eibesfeld nach Afrika, Südamerika, USA, Japan, Südostasien
1965 13-teilige Fernsehserie: Wir Menschen
1969 Formulierung der Energontheorie
1971 Veröffentlichung des "Manifest zur Bekämpfung mechanischer Unterwassersportwaffen", Filme und Forschungen zu den ökologischen Veränderungen durch den Tauchtourismus
1977 Ernennung zum Professor der Wiener Universität
1982 Entwicklung des Tauchcomputers "Hans Hass Deco-Brain"
1983 Studien über die Auswirkungen angeborener Raubtierinstinkte des Menschen in der Wirtschaft
1988 Buch "Der Hai im Management"
Theorie der " Hyperzeller"
1989 Hinwendung zur Umweltproblematik. Kontakte mit Greenpeace und Global 2000
1990-99 Anwendung der Energontheorie in verschiedenen Wissenschaftsbereichen. Siehe www.hans-hass.de. Veröffentlichung von "Die Hyperzeller". Teilnahme an Taucherfestivals. Reisen. Aktuelle Fragen der Umweltpolitik.
Sept. 2001 Verleihung des "Lifetime Achievement Awards" in Jackson Hole, USA.

Abenteuer im Roten Meer Abenteuer im Roten Meer (Double Feature) FILMMUSEUM
Sa. 28.4., 17:30 (Hans Hass ist anwesend)
Menschen unter Haien Menschen unter Haien VORTRAGSSAAL DER BIBLIOTHEK
Mo. 30.4., 19:30
Pirsch unter Wasser Pirsch unter Wasser (Double Feature) FILMMUSEUM
Sa. 28.4., 17:30 (Hans Hass ist anwesend)
Prof. Dr. Hans Hass & Lotte Hass Unternehmen Xarifa VORTRAGSSAAL DER BIBLIOTHEK
So. 29.4., 15:00
website: artechock