Vor zehn Jahren starb der Münchner Schriftsteller
und Filmemacher. Um dem wie seine Autorenfreunde Rolf-Dieter
Brinkmann und Jörg Fauser viel zu früh Gestorbenen (aber wann
stirbt einer schon zu spät?) zu gedenken, hatten sich Freunde
und Kollegen Miehes im Literaturhauscafé versammelt. Es gab
Lesungen, Videos und Ansprachen.
Daß Ulf Miehe fehlt, und zwar nicht nur seinen Freunden, sondern
als Künstler der ganzen Republik, das war an diesem Abend kein
abgedroschenes Klischee, wie es bei Nachrufen üblich ist. Doch
vielleicht ist dieser Satz auch wieder eins?
Ulf Miehe hat Klischees immer gehaßt: Der Lektor Martin Compart
machte darauf aufmerksam. Er beschrieb den Krimiautor Miehe, der
die Anfang der 70er modischen Sozikrimis verabscheute, und
"schnell, hart, ursprünglich" schreiben wollte, nach dem Vorbild
der geliebten hard-boiled Stories des Film Noir. Sehr filmisch sind
darum Miehes Bücher, "Ich hab' noch einen Toten in Berlin" und
"Puma". "Beides sind Marksteine in der an Marksteinen nicht gerade
dichten deutschen Krimilandschaft.
Daß so einer Filme machen mußte, ist klar. Aber auch hier bleibt
das Bild eines Unvollendeten: Der Italo-Heimatwestern "Jaider - Der
einsame Jäger" bekam zwar den Bundesfilmpreis, sein Autor aber
keine neuen Aufträge. Zwar entstanden noch zwei weitere Filme
("John Glückstadt" ist am Freitag um 18 Uhr noch einmal im
Filmmuseum zu sehen), aber trotz regelmäßiger Arbeit an
TV-Drehbüchern wurde Miehe seinen Platz zwischen den Stühlen nie so
recht los. "In Frankreich wäre Ulf Miehe ein ganz Großer geworden"
meinte Compart. Warum nicht in Deutschland?
Die Beiträge zweier Freunde, von Uwe Brandner, der wie Miehe mal
Autor und mal Regisseur ist, und von Miehe Co-Autor Klaus Richter,
der zuletzt mit dem Script für "Comedian Harmonists" groß
herauskam, gaben Antwort. Brandner erinnerte an die "künstlichen
Paradise" die er mit dem Freund besucht hatte, von denen hier aber
zuwenige etwas wissen wollten. Und Richters eindringliche Rede an
den Freund schilderte treffend die "Fernsehfritzen", die
"dummschlauen Besserwisser" mit denen sich Miehe tagtäglich
auseinandersetzen mußte. Bei aller Übertreibung - die meisten im
Saal erkannten die eigenen Verhältnisse nur zu gut wieder.
Schnitt. Und noch einmal Martin Compart: "Wie marode ist eine
Populärkultur, die zwischen Modern Talking und Sigfried Lenz nicht
mehr zu bieten hat, als Derrick oder bewegte Männer?"
Rüdiger Suchsland
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