In der Schlußphase der Stummfilmzeit drehte Friedrich Wilhelm
Murnau zusammen mit dem Dokumentarfilmer Robert Flaherty den
Spielfilm Tabu mit Eingeborenen in der Südsee. Die Liebesgeschichte
auf Tahiti handelt von einer jungen Frau, die von ihren Stammensangehörigen
den Göt-tern geweiht wird und deshalb für die Männer
fortan als „tabu" erklärt wird. Trotzdem will ihr Geliebter
sie nicht auf-geben. Das junge Paar flieht auf eine Insel. Später
kommt der Jüngling dort um, weil er das „Tabu" gebrochen
hat. Der heutige Film „Tabu, dernier voyage" von Yves der Peretti
beginnt mit einem Bericht von der Premiere des Murnau-Stummfilms
in Amerika. Der deutsche Starregisseur fehlt bei der Feier. Murnau
ist 1931, eine Woche vor dieser Pre-miere, auf geheimnisvolle
Weise bei einem Autounfall in Santa Monica ums Leben gekommen.
Ist es, weil auch er mit der Arbeit an diesem Südsee-Mythos
an Originalschau-plätzen und rund um verbotene Tempel in
die heilige Welt der Inselbewohner eingebrochen ist? Yves de
Peretti geht dieser Frage heute noch einmal an Murnaus alten
Dreh-orten in Tahiti und Bora Bora nach. Er konfrontiert die
Ein-heimischen mit Murnaus Film, sucht Zeugen und für das
ganze „Tabu"-Mysterium eine auch in modernen Zeiten noch gültige
Antwort.
(Katalog des 12.
internationalen Dokumentarfilmfestivals)
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