|
1 6 8
2 0 1 2 2 0 0 0
|
besprechung gabriele münter - sie druckt wie sie malt |
|
GABRIELE MÜNTER. Sie war eine der Frauen, die sich immer noch in der Minderheit befinden, die einen unbezweifelt prägenden Einfluß auf die Kunst besitzen. Gemäß der Aufbruchsstimmung der Zeit in der sie lebte, war sie ein weltoffener und weitgereister Mensch. In Berlin 1877 geboren und schon in den frühesten Kinderjahren oft umgezogen, besuchte sie mit 20 Jahren, sozusagen als erster offizieller Eintritt in das Künstlerdasein, eine Zeichenschule in Düsseldorf. Es folgt ein zweijähriger Aufenthalt in den USA (1898-1900). Anschließend zieht sie nach München und besucht dort die Akademie. Portraitzeichnungen, Aktzeichnungen, bildhauerische Erfahrungen stammen aus dieser Zeit. Außerdem kommt nun eine weitere Künstlerpersönlichkeit ins Spiel, die man automatisch mit ihrem Namen in Verbindung bringt: Wassily Kandinsky. Hier ist auch schon die Gefahr gegeben, ihre Person hinter der Kandinskys zu vergessen. Vorerst war er natürlich ihr Lehrer. Dennoch gelangen ihr bald erste eigene Schritte und, wie für unseren Zusammenhang interessant, erste Holzschnitte (1903). Holland, Tunis, Italien, Sachsen, Paris. In Paris (1906) entstehen wieder Holz- und Linolschnitte die einen wichtigen Teil ihres Werkes repräsentieren. Murnau 1908. Die Entdeckung eines Landhauses in Murnau hält
sie vorerst für die nächste Zeit an einem Ort. Münter
und Kandinsky ziehen zusammen. In den nächsten Jahren konzentriert
sich Münter auf die Malerei. In München ist sie Mitglied
der "Neuen Künstlervereinigung München" und bestimmt
die zeitgenössische Kunstszene mit. Es kommt aber innerhalb dieser
zu Spannungen und Münter, Kandinsky, sowie Franz Marc finden
sich als Trio zum "Blauen Reiter" zusammen (1911). |
|
|
Im Lenbachhaus sind ab dem 16.12.00 bis zum 16.4.01 die druckgraphischen
Werke zu sehen. Wer Münters malerische Werke sieht, der erkennt
sie auch sehr bald in ihren Drucken wieder. Ein weiterer erstaunlicher Aspekt ist die blühende Farbigkeit vieler Drucke. Sechs, manchmal sogar sieben Farben lassen den Betrachter stocken und sich versichern, daß man vor einem Druck und keinem Gemälde steht. Sie druckt, wie sie malt. Das heißt aber nicht, daß Gabriele Münter nicht auf die Eigenheiten des Druckverfahrens eingehen könnte, sondern gerade vielmehr, daß sie die Möglichkeiten des Druckes nützt. Ihr stufenweises Herantasten an die endgültige Farbigkeit des Druckes kann man an den unterschiedlichen Druckschritten der Bilder verfolgen, die zum Vergleich nebeneinanderhängen. Vom gemalten Entwurf über den schwarzweiß Druck zum Buntdruck. Es wirkt so einfach, denkt man sofort, und möchte es selbst ausprobieren. An Motiven dürfte es nicht fehlen, wie zum Beispiel selbstkreierte Neujahrswünsche, dutzendfach. Das hat sich Gabriele Münter wohl auch einmal gedacht!
|
|
|
kunst in münchen suche |
berichte, kommentare, archiv |
meinungen, thesen, aktionen |
kulturinformation im internet |