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besprechung |
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Vor nunmehr 85 Jahren wandelte sich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges die abendländische Kunst entscheidend. Schon bald stand die Welt vor den Trümmern ihrer Zivilisation. Die Künstler reagierten auf die physische und psychische Zerstörung durch eine einschneidende tabula-rasa-Aktion. Die Vernichtung der festgefahrenen Strukturen bot den Künstlern eine Fülle neuer Möglichkeiten, ihrer Haltung gegenüber dem Establishment Ausdruck zu verleihen. Mit seinen Readymades, den aus dem alltäglichen Gebrauch herausgerissenen und in einem musealen Kontext verfrachteten Gegenständen, gehört Marcel Duchamp zu den entscheidenden Vorreitern einer provokativen Kunstrichtung, die schließlich in der DaDa-Bewegung ihren Höhepunkt fand. |
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Der junge Max Ernst (1891 - 1976) beginnt noch in seiner Kölner Zeit
1919 mit seinen ersten dadaistischen Experimenten, nachdem er sich zuvor
vor allem von dem Expressionisten August Macke, dem Orphisten Robert Delaunay
und dem Futuristen Umberto Boccioni beeinflussen ließ. Erst 1921 trifft
er in Tirol die geistigen Väter des Dadaismus Tristan Tzara, Hans Arp,
Sophie Taeuber und André Breton. In dieser Zeit spielt Ernst mit unterschiedlichsten
Techniken und kombiniert die Einzelelemente zu verwirrenden Bildern. Seine
Fotocollagen bzw. -montagen dürfen in diesem Sinn als Initialzündung zu
seiner nie ermüdeten Suche nach Ausdruckmöglichkeiten gesehen werden,
die sein Gesamtwerk kennzeichnet. In den Golden Twenties ließ sich der
gemeinsame Feind, gegen den sich die DaDa-Bewegung richtete, nicht mehr
ausmachen, was schließlich zum Bruch der Gruppierung und einer ideologischen
Umorientierung führte. In der neuen surrealistischen Bewegung, die 1924
durch André Breton manifestiert wird, gehört Max Ernst zu einem der Hauptakteure.
Er vertritt sowohl den zeichenhaften wie auch den gegenständlichen Surrealismus,
die sich beide dem Hervorbringen der im Inneren des Menschen verborgenen
Ängste, Zwänge und Hoffnungen verschreibt. Der gegenständliche Surrealismus
arbeitet mit einem renaissancehaften Bildverständnis, bei dem das Bild
als Fenster und das Dargestellte als illusionierter Raum verstanden wird.
Allerdings sind es nicht mehr die äußeren Formen, sondern die durch die
unorthodoxe Aneinanderreihung der Gegenstände resultierenden symbolischen
Beziehungen, die den Betrachter zugleich fesseln und abstoßen. Der zeichenhafte
Surrealismus hingegen versucht die Ratio des Künstlers weitestgehend auszuschalten,
um das Bild aus dem Unbewußten heraus entstehen zu lassen. Der Zufall
spielt dabei eine wesentliche Rolle und auch nur durch Zufall ist Max
Ernst Entdecker einer Technik geworden, die längst im Kindergarten- und
Schulbetrieb etablierten ist. Bei der ‘Frottage’ lassen sich natürliche
Strukturen, wie etwa die Maserung des Holzes, durch Durchreiben mit dem
Bleistift auf das Papier bringen. Später entwickelt er mit der ‘Grattage’
oder der ‘Decalcomanie’ vergleichbare Verfahren für das Gemälde. Das Unerklärliche,
Zufällige der Bilder in Zusammenhang mit den oftmals kryptischen Bildtiteln
lassen seine Bilder zu Rätseln werden. |
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Seine Bilder geben noch heute keine Antworten, sondern werfen Fragen auf. Sie lassen sich nicht interpretieren, nur deuten. Die überschaubare Ausstellung im Haus der Kunst bietet die Möglichkeit, sich dem Gesamtwerk Max Ernsts einmal mehr zu nähern. Die Max Ernst-Kenner werden sicherlich einige kapitale Bilder vermissen, doch tut das der, von Werner Spies sorgsam zusammengetragenen und gehängten, Ausstellung keinen Abbruch. Der regelmäßige Haus der Kunst-Besucher wird erstaunt sein, über die nahezu konsequente chronologische Anordnung der Bilder. Zu loben ist auch die Ausstellungsarchitektur von Holger Walat, die den klaren Räumen ein dem Thema entsprechendes eigenständiges Innenleben gibt. Ergänzt wird diese 'kleine' Retrospektive durch Aussagen des Künstlers selbst, die filmisch von Peter Schamoni festgehalten und speziell für die Ausstellung aufbereitet wurden. | |
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