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reihe: netz.kunst teil 1 - von neuen und
alten medien |
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Ins Internet begeben wir uns meist, weil wir schnell Informationen über die Wetterlage in New York, Hotelpreise von Paris oder Kunst in München bekommen wollen. Die Schnelligkeit ist grundlegendes Charakteristikum des Internets, doch wundern wir uns am Ende unserer Reise ins virtuelle Informationscamp jedes Mal aufs Neue wieviel Zeit vor dem Computer verlorengegangen ist: Ein grundsätzliches Paradox, mit dem wir auch oder gerade beim Betrachten von Netz.kunst konfroniert werden. Unsere Forderung, die Seiten im Netz sollen übersichtlich und schnell zu durchschauen sein, wird bei Netz.kunst selten befriedigt. Netz.kunst zu betrachten, bedeutet den Verlust der Zeit, die wir durch den Gebrauch des Internets eigentlich sparen wollten. Netz.kunst zu betrachten, setzt nicht nur das explizite Wollen dieses zu tun voraus, sondern auch die physische 'Anstrengung' sich durch die verschiedenen Ebenen der jeweiligen Sites zu klicken. In diesem Punkt der ‘Rezeptionsaktivität’ scheint Netz.kunst eine Weiterentwicklung der Performance, des Happenings oder der Videokunst zu sein. Auch vermögen weder Performances, Video- oder eben Internetkunst keinen wirklich befriedigenden ersten Eindruck beim flüchtigen Betrachten zu hinterlassen. Der haptisch, sinnliche Reiz einer bemalten Leinwand kann nicht durch das im Monitor generierte Bild ersetzt werden. Das auf dem Monitor aufgerufene Bild suggeriert uns die Existenz weiterer, verborgener Seiten, die erforscht werden wollen. Eine zeitliche Begrenzung - wie etwa beim Film - gibt es nicht. |
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Das klassische Kunstwerk war für die Ewigkeit gemacht. Dürer beispielsweise malt sich selbst in den unvergänglichen Farben, damit er in diesen, d.h. seinem Werk fortleben wird. Demgegenüber knappst das neumediale Werk erst einmal uns etwas von unserer teuren Lebenszeit ab. Das Werk selbst ist dabei nicht weniger flüchtig als unsere Existenz auf dieser Welt. Im Gegenteil zum Gemälde oder zur Skulptur ist das Netz.kunstwerk keine abgeschlossene, fixe Schöpfung, sondern es entwickelt sich dynamisch und ist in sich immateriell und temporär. Hierin liegt der zentrale Unterschied zum auf die Überwindung der Vergänglichkeit angelegten klassischen Kunstwerk. Wie sich die Möglichkeiten des Internet verändern, so ist auch das Phänomen Netz.kunst einem steten Wandel unterworfen. Das transitorische Moment ist eines der wesentlichen Aspekte des Internets und somit auch der Netz.kunst. Hierin findet sich der alte, moderne Gedanke vom ‘Flux’, der steten Veränderung der Urheber, der Mittel und ihrer Umgebung wieder. Dem zeitlichen Aufwand, sowie dem Aktivismus des Netz.kunst-Betrachters steht die Flüchtigkeit des Mediums und die Immaterialität seiner ‘Bilder’ gegenüber. Mit der Entmaterialisierung des Kunstwerks reiht sich die Netz.kunst in die Geschichte der Kunst seit Duchamp und der Konzeptkunst der 60er und 70er Jahre ein. |
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Sprechen wir von Netz.kunst, so meinen wir nicht Kunst, die im Internet präsentiert wird; im Sinne etwa von Museen oder Galerien, die ihre Kunstwerke digital aufbereitet online präsentieren. Netz.kunst ist Kunst, die nicht außerhalb des Netzes, sondern in diesem entsteht und sich nur dort manifestiert. Überspitzt formuliert würde dies bedeuten, daß der Künstler Pinsel und Leinwand durch Computer und WWW ersetzt. Dabei ist das Internet zugleich die Oberfläche als auch der Ort der Kunst, zur selben Zeit Material und Präsentationsraum. Wie immer man das Resultat derer nennt, die sich bemühen im Internet um eine künstlerische Aussage bemühen, es ist in allererster Linie ein formal neuer Weg, der eingeschlagen wird. Die hier aufgegriffen Schreibweise „Netz.kunst“ verdeutlicht wesentliche Probleme und Möglichkeiten dieser neuen Kunstform. Der Punkt trennt einerseits das wesentlich kommerziell geprägte „Netz“ von der hehren Kunst, gleichzeitig verbindet er sie auch. Das Netz.kunstwerk ist im eigenen Computer beheimatet (sofern online)
und doch ortlos. Es offenbart sich erst durch die Aktivität des Betrachters.
In seinem Charakter ist es transitorisch wie das Medium, in dem es sich
befindet und von begrenzter Lebensdauer. |
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