15.04.2016
Cinema Moralia – Folge 133

Mailand oder Madrid – Haupt­sache Italien!

Wild
Lilith Stangenberg in Wild als »einsame, tapfere, junge Frau...«

Im neuen Westberlin: Besuch beim Filmfestival in Bozen, Böhmermann und Nicolette Krebitz' wunderbarer Wild – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 133. Folge

Von Rüdiger Suchsland

»Tried again, failed again,
no matter.
Try again, fail again,
fail better.«

Samuel Beckett

»April is the cruellest month.«
T.S. Eliot

Anflug auf Bologna, über die Reis­felder der grünen Po-Ebene, zum ersten Mal in Bologna nach dem Tod von Eco, der als Theo­re­tiker der Kunst (auch des Films) wohl doch von vielen unter­schätzt wurde. In den Buch­hand­lungen überall Bücher von ihm. Ich verbringe nur gut zwei Stunden in Bologna, immerhin genug, um eine Sugo Bolognese zu essen, und denke wie beim letzten Mal, dass dies eine der schönsten Städte Italiens ist.
Eigent­lich geht es weiter nach Südtirol: Das Film­fes­tival Bozen zeigt unseren Film »Von Caligari zu Hitler«, und am Freitag gebe ich an der Doku­men­tar­film­schule »Zelig« eine »Master­class« über meine Methode des Filme­ma­chens, über deutsche Film­ge­schichte und meinen Umgang mit ihr und über die Aktua­lität der Weimarer Republik.

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Das Festival ist sympa­thisch und hat viele deutsche Besucher. Und die Stadt ist sehr schön. Wunder­schöne große alte Bürger­häuser. Alle sind hier auf dem Fahrrad. Ein groß­ar­tiger Ort, wo einem ein Mönch im Vorbei­gehen »Mahlzeit« zuruft. Wie Bozen wohl ausge­sehen haben mag im 19. Jahr­hun­dert, als es noch keine Touristen gab?
Ein bisschen wirkt es hier wie in Locarno, ein bisschen sieht es aus, wie in Öster­reich, am Ende aber bin ich in Italien. »Sie picken sich von allen Ländern das Beste heraus« meint Markus am Frühs­tücks­tisch. Und es entsteht die Frage: Ist dies das neue West­berlin? Anstelle der Mauer haben sie die Alpen, die werden trotz Klima­wandel nicht so leicht eins­türzen.
Dass wir am Ende in Italien sind, sieht man an den Mädchen auf der Straße: Diese Hand­be­we­gungen der Mädchen und Frauen beim Tele­fo­nieren, wie sie nur die Italie­ne­rinnen beherr­schen. Jeder Moment ist Auftritt, die Straße die Bühne.

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Schmäh­li­cher­weise hatte das ZDF Jan Böhmer­manns »Schmäh­kritik« als erste zensiert, und sie gleich nach der Sendung aus der Mediathek gelöscht. Die Entschei­dung stammt von ZDF-Programm­di­rektor Norbert Himmler – Namens­witze wären hier jetzt wirklich fehl am Platz! –, da das Gedicht nicht den Ansprüchen, die der Sender an die Qualität von Sati­re­sen­dungen stelle, entspreche.
Jetzt regt sich intern massive Kritik an Himmlers Entschei­dung. Mitar­beiter des ZDF haben einen Protest gegen die Löschung formu­liert:
Sie fordern, dass Böhmer­manns sati­ri­sches Gedicht wieder in die Mediathek geladen wird. Laut »Spiegel Online« ließ der Redak­teurs­aus­schuss über die Hauspost einen Brief in allen Büros der ZDF-Zentrale in Mainz verteilen. In dem Schreiben heißt es angeblich: »Wir würden es begrüßen, wenn die 'Schmäh­kritik' vom Gift­schrank wieder in Mediathek gestellt wird. Als Dokument der Zeit­ge­schichte.« Weiter heißt es, dass der Sender einen groß­ar­tigen Erfolg errungen habe: »Eine ZDF-Sendung erregt Regie­rungs­chefs und ersetzt ein juris­ti­sches Prose­minar. Programm­auf­trag erfüllt«, schreibt das Gremium in dem Brief.

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»Das Recht auf Meinungs- und Kunst­frei­heit ist auch eines auf Sati­re­frei­heit« sagt Serdar Somuncu bei »Anne Will«. Somuncu hat zwar etwas merk­wür­dige Ansichten über Erdogan, und sollze viel­leicht mal wieder das Land seiner Väter besuchen, aber er ist einer der Wenigen, die klar erklären können, worum es in diesem ganzen Böhmer­mann-Tsunami geht. Die Schmäh­kritik ist »gute Satire, denn sie deckt etwas auf«.
Durch die Meta­kom­mu­ni­ka­tion, die Debatte und eine Erre­gungs­welle ohne Vorbild, bekommt Böhmer­mann nach­träg­lich recht.

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In der Türkei übrigens sind 1800 Menschen wegen Belei­di­gung des Präsi­denten angeklagt, unter anderem ein 13-jähriger Schüler.

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Wer auch seine Soli­da­rität mit Böhmer­mann ausdrü­cken will, kann hier die entspre­chende Petition unter­schreiben, in der die Bundes­re­gie­rung aufge­for­dert wird, Frei­heits­rechte auch gegenüber dem Ausland deut­li­cher zu arti­ku­lieren.

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Das liebe Publikum: von einem Radio­hörer, der offenbar ein Gespräch mit mir über Wild gehört hatte, bekam ich heute eine Mail. Er schreibt mir recht kryptisch: »Im Rahmen dieser Kritik sagten Sie über Wölfe sinngemäß den Satz 'mögli­cher­weise können sie ja denken'. Ich würde Ihnen dringend raten, über diesen Satz nochmal sehr intensiv nach­zu­denken – so weit Sie denken können…«
Meine Antwort: »danke für ihre Mail! Klarer­weise sagt man – Sie viel­leicht nicht, aber ich – in einem Live-Gespräch auch mal einen Satz, den man, hätte man vorher darüber nach­denken können, so nicht gesagt hätte.
Für den von Ihnen ange­merkten Satz, gilt das für mich aber auch nach kurzem Nach­denken nicht.
Darum wäre ich dankbar, wenn sie mir auf die Sprünge helfen könnten: Finden Sie jetzt, dass der Satz proble­ma­tisch ist, weil ja eh klar ist, dass Wölfe denken können? Oder finden Sie es umgekehrt Unsinn, den Wölfen so etwas wie Denken zuzu­ge­stehen? Beides könnte man aus Ihrer Mail heraus­lesen. Ich glaube, dass es eben stark darauf ankommt, was genau man unter ›Denken‹ versteht. Ich habe mit dem Wort das gemeint, was Philo­so­phen und manche Hirn­for­scher als Reflek­tieren bezeichnen: Also Freiheit und eine Ich-Vorstel­lung verbunden mit der Möglich­keit zu sich selbst in Distanz zu treten und das Gegenüber als ein ›anderes Ich wie ich‹ zu verstehen. Da bin ich bei Wölfen eher skeptisch, aber ganz ausschließen kann ich es nicht, denn ich bin ja kein Wolfs­for­scher.«

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Das Pres­se­heft zu Wild ist mal ein extrem tolles Pres­se­heft geworden. Wenn es auch ganz schön viele Schreib- und Komma­fehler enthält. Fast so viel wie hier im »Cinema Moralia«.
Darin sagt Regis­seurin Nicolette Krebitz über ihr persön­li­ches Thema: »Das Mensch­sein in unserer Gesell­schaft, das Hinter­fragen der Geschlech­ter­rollen und den Kampf trotzdem Liebe zu finden. Ich habe außerdem das Gefühl, dass sich meine Erzähl­weise von der vorherr­schenden Erzähl­weise unter­scheidet.« Damit hat sie unbedingt recht. Weil sich ihr Film stilis­tisch unter­scheidet, weil er pulsiert, wo in Deutsch­land so enorm viel Starre vorherrscht.
Er unter­scheidet sich von der vorherr­schenden Erzähl­weise, weil sie eine Frau ist. Was Krebitz aber zu glauben scheint: »Ich glaube, dass ich eine Filme­ma­cherIN bin, klar auf mein Geschlecht bezogen, und eine weibliche Sicht­weise und einen weib­li­chen Erzähl­rhythmus habe. Auch wenn es mir aus femi­nis­ti­schen Gesichts­punkten nicht unbedingt gefällt, das zu sagen.«

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Krebitz spricht auch über der Post­pro­duk­tion: »Ich möchte fast sagen, das war die Phase, die mich am meistern gefordert hat. Da traf ich auf Leute, die die gemein­same Erfahrung der langen Vorbe­rei­tung und des Drehens nicht gemacht hatten und die ständig versucht haben, etwas anderes aus dem bestehenden Material zu machen. Das war natürlich schreck­lich, weil eigent­lich alles schon genauso war, wie ich es haben wollte. Ich musste höllisch aufpassen, jede Form von Fremd­deu­tung zu vermeiden. Ich hatte das Gefühl, jeder wollte mir den Gefallen tun, und den Film doch wieder in eine Richtung bringen, die einem vertraut und bekannt ist. Die Angst etwas neues auszu­pro­bieren war wirklich spürbar.«
Man kann es sich leider nur zu gut vorstellen. All die Berater und Beden­ken­träger.

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Man merkt Wild an, dass der Film ein kompro­misslos persön­li­cher ist, dass nicht viele Köche mitgerührt haben.

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Es gibt im Pres­se­heft auch ein Interview mit Lilith Stan­gen­berg, das ich noch span­nender fand. Denn von Nicolette Krebitz weiß ich, dass sie klug und toll ist, das Stan­gen­berg-Interview aber hat meine Sicht auf diese Schau­spie­lerin nochmal revidiert, nachdem das schon der Film geschafft hatte. In »Die Lügen der Sieger« hatte ich sie nicht sehr inter­es­sant gefunden, eher für eines der Probleme des Films gehalten.
Hier nun sagt sie über den Wolf: »Irre war, dass der Wolf eine derartige Magie auf mich ausgeübt hat, wie ich sie noch bei keinem anderen Tier gespürt habe. Diese gelben Augen und der Blick, als wüsste er etwas über mich, was ich selbst gar nicht weiß. Er hatte für mich eine Aura des Unwi­der­steh­li­chen. ... Das Tolle an dem Wolf ist, wenn ich nicht direkt war oder wenn ich einen Zweifel hatte und in der Körper­lich­keit unein­deutig, verkrampft war, hat er sofort ange­fangen, mir zu miss­trauen. Dann hat es beim Drehen auch nicht mehr gut geklappt. Deshalb hat er mich eigent­lich immer zu einem ganz wahr­haf­tigen, offenen, ganz frontalen Spiel gezwungen. Das fand ich so besonders. Da hat er mir ein riesiges Geschenk gemacht, dass keine Hinter­türen mehr offen waren. Ich musste mich ihm öffnen.«

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Über das Kino: »Das Erregende am Kino ist doch gerade, dass manchmal eine Hand auf der Fens­ter­scheibe mehr erzählt als der größte und kräf­tigste Gesichts­aus­druck.«
Hoffent­lich lesen das viele!

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Und dann noch Sachen wie dies: »Meine Figur ist eine einsame, tapfere junge Frau, die sich in Bezie­hungen bewegt, die abgekühlt sind. Es sind keine richtigen Verhält­nisse da, alles ist kalt und leer. Ihr Großvater stirbt, und sie ist die Einzige, die sich dafür inter­es­siert. Eltern gibt es gar nicht, die Schwester zieht weg. Und im Beruf ist sie voll­kommen unter­for­dert. Als dann diese Begegnung mit dem Wolf passiert, riecht sie plötzlich, was Leben bedeuten kann, so würde ich es beschreiben. Sie begibt sich in eine lebens­ge­fähr­liche Situation, als sie das Raubtier in die Wohnung holt. Im über­tra­genen Sinn hat mir die Figur gezeigt, wie man ausbre­chen kann aus einem Leben, in dem Werte wie Sicher­heit, langes gesundes Leben, Vorsorge, Bausparen und so weiter vorherr­schen – man muss sich ja nur umgucken in unserer europäi­schen Gesell­schaft.
Diese Person hat die Sehnsucht auszu­bre­chen, sich wie eine Bombe ins eigene Leben zu werfen, sich frei­willig in einen lebens­be­droh­li­chen Ausnah­me­zu­stand zu begeben, Auge in Auge mit einem Raubtier. Diese Sehnsucht kann ich ganz gut nach­voll­ziehen. Gleich­zeitig habe ich diese Radi­ka­lität nicht in meinem Leben. Aber das macht die Figur so unwi­der­steh­lich, eben weil sie diese Entschei­dung trifft auszu­bre­chen, die Karten neu zu mischen, ihre Umgebung genau so zu defi­nieren. Es gibt nicht viele Menschen in meinem Umfeld, die sich einfach nehmen, was sie wollen. Die sind ganz rar, aber immer furchtbar attraktiv. Das war die Rolle für mich ebenfalls von Anfang an. Da ist jemand, die trifft eine Entschei­dung.«

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Diese Anmer­kungen, so hoch­in­ter­es­sant sie sind, sind nicht unpro­ble­ma­tisch, genau wie Nicolette Krebitz in vielen Inter­views geführtes Plädoyer für Gefahr. Hier mal stich­wort­artig ein paar Gedanken: Auch wenn ich zu wissen glaube, was Krebitz meint, weiß ich nicht, ob wir im Ernst unge­zähmte Menschen und unge­zähmte Freiheit wollen.
Wovon handelt Wild? Vom Nicht-Iden­ti­schen. Von Freiheit. Das Nicht-Iden­ti­sche in ihrem Sinn ist nicht das Gespal­tene, Shizoide, sondern das Offene.
Freiheit – was heißt das? Hegel unter­scheidet negative und positive Freiheit. Negative Freiheit ist die »Freiheit von«, positive Freiheit die »Freiheit zu«. Die eine ist die Voraus­set­zung der Anderen. Negative Freiheit ist also sehr wohl ohne positive, positive Freiheit aber nicht ohne negative denkbar.
Wild entwirft eine Utopie – selten genug im Gegen­warts­kino. Ist das Utopische das Andere, oder ist es das Bessere? Nach Joachim C. Fest, dem Erzkon­ser­va­tiven, der ein beden­kens­wertes, aber auch zu kriti­sie­rendes Buch über »Das Ende der Utopie« geschrieben hat: Das Perfekte. Das in Tota­li­ta­rismus umschlägt, weil es auf Perfek­tion zielt, weil Perfek­tion ein tota­li­tärer Gedanke ist.
Auch ein Ausnah­me­zu­stand? Ist die Sehnsucht nach dem Utopi­schen, die sich in Filmen wie »Wild« arti­ku­liert (in der Insze­nie­rung der Regis­seurin, aber auch in ihrer Haupt­figur) die Sehnsucht nach dem Ausnah­me­zu­stand?
Carl Schmitts Formel »Souverän ist, wer über den Ausnah­me­zu­stand entscheidet« ist aufs Poli­ti­sche und Fragen des Verfas­sungs­rechts gemünzt. Lässt sie sich auch priva­ti­sieren und gewis­ser­maßen exis­ten­tia­lis­tisch verstehen: Ein Mensch ist, wer sich frei-setzen kann?
Diese Sehnsucht, erst recht ihre Erfüllung, ist ein Tabu. Ist also heute das Utopische selbst ein Tabu? Ja, zumindest für das Bionade-Bürgertum und sein Leben in Vorsorge. (Das Wort Vorsorge – also eigent­lich Vor-Sorge – verrät es. Man sorgt sich schon, bevor es nötig ist. Also eigent­lich unnötig. Vor-nötig sozusagen.). Ania in »Wild« ist aber nicht bürger­lich, das muss man dann aber schon dazu sagen, sie ist klein­bür­ger­lich.

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Und sie mögen uns doch: Cannes hat sein Lineup verraten. Nach zwölf Jahren, von Wim Wenders, der kaum zählt, mal abgesehen, ist Maren Ade nun mit Toni Erdmann die erste Deutsche im Wett­be­werb von Cannes. Cool! Herz­li­cher Glück­wunsch!
Außer Ade sind unter den 20 Filmen im Wett­be­werb: 4 Franzosen, die Dardennes aus Belgien und der Fran­co­ka­na­dier Xavier Dolan, also insgesamt 6 Filme in fran­zö­si­scher Sprache, 5 Filme auf Englisch, aber nur zwei aus den USA. Zwei Rumänen. Und Pedro Almodóvar, über den es heftige Speku­la­tionen gegeben hatte, nachdem er bereits vor einer Woche in den »Panama Papers« aufge­taucht war.
Mich persön­lich freut und inter­es­siert erstmal am meisten der neue Film von Olivier Assayas: Personal Shopper ist ein in der Pariser Modewelt ange­sie­delter Myste­ry­thriller. Mit dabei wie in »The Clouds of Sils-Maria«: Kristen Stewart, Lars Eidinger und Nora von Wald­stätten. Super!
Dann noch die neuen Filme von Paul Verhoeven (endlich!), Park Chan-wook und von Brillante Mendoza. Kann nur gut werden.

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Im »Un Certain Regard« laufen bis auf Kore-eda Hirokazu diesmal keine große Namen. Die Japaner werden eh enttäuscht sein. Die Latinos auch. Und die Türken, die fest mit der Teilnahme von Semih Kapla­noglu gerechnet hatten. Aber mögli­cher­weise hat ihm dessen öffent­liche Erdogan-Freund­schaft in Cannes geschadet.
Out of Compe­ti­tion: Spielberg, Jodie Fosters Regie­ar­beit, und Shane Black.

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Zynismus sei die falsche Reaktion auf die Panama-Papers, schreibt Nils Markwardt im »Freitag«, das nehme ich auch mal persön­lich als kleine Rüge für meine kessen (Viel­leicht zu kessen? Obwohl: nein doch nicht) Formu­lie­rungen letzte Woche. Sehr zu Recht verweist Markwardt auf die besondere Diskur­s­kultur der Demo­kratie: »Sie braucht die Unter­schei­dung von Glauben und Wissen, von Vermu­tungen und Fakten. Wenn die Differenz zwischen gefühlter und empi­ri­scher Wahrheit für viele uner­heb­lich geworden ist – weil ja eh irgendwie klar sei, dass 'die da oben' sich schamlos berei­chern –, hat die Demo­kratie ein Problem. Öffent­liche Meinungs­bil­dung braucht nämlich ... nach­voll­zieh­bare Debatten.« Ob aller­dings wirklich eine so wahn­sin­nige Rech­ner­leis­tung dahin­ter­steckt, wie der Autor vermutet, das möchte ich gern offen­lassen. In erster Linie war da ein Whist­le­b­lower, und dessen Liste wurde dann von den Redak­tionen ausge­schmückt.
Meine Kritik galt einmal dieser Medien- und Selbst­ver­mark­tungs­ma­schi­nerie, zum anderen an Empörung und Mora­li­sie­rung der öffent­li­chen Debatte. Es geht um Politik, also um Gesetze und deren Durch­set­zung, nicht um Werte, die dann im Idealfall Gesetze und Durch­set­zung über­flüssig machen. Es geht nicht darum, Menschen moralisch zu thera­pieren und öffent­liche Beichten und Bußak­tionen von ihnen zu verlangen, sondern darum sie zu bestrafen. Schon der Begriff des Steu­er­sün­ders führt in die Irre – Sünde gibt es nur für Gläubige. Und es geht natürlich um Maßver­hält­nisse.

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Sie schrecken vor nichts zurück! Ein neuer Gipfel des Remake-Wahnsinns der offenbar ideen­mäßig ausge­dörrten Hollywood-Studios ist Para­mounts Ansinnen, Masamune Shirows Kult-Manga Ghost in the Shell mit Schau­spie­lern zu verfilmen. Und zwar mit Scarlett Johansson, Takeshi Kitano, Juliette Binoche, Michael Pitt und anderen. Hört sich das für alle Liebhaber des Films genauso grau­en­haft an, wie für mich?

(To be continued)