16.12.2021
Cinema Moralia – Folge 261

Das gute Gefühl, sich schlecht zu fühlen...

Frau räkelt sich auf Auto: Titane
Zu viel Provokation für die EU-Funktionäre? Julia Ducournaus Titane
(Foto: Koch Films)

Ablassbriefe, Konstruktionsfehler, absoluter Bierernst und lackiertes Pathos: Weihnachtliche Grundsatz-Betrachtungen zu Politik und Moral im Europäischen Kino, ausgehend von der 34. Verleihung des Europäischen Filmpreises – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 261. Folge

Von Rüdiger Suchsland

Der europäi­sche Filmpreis wird von einer Akademie verliehen, die 4000 Mitglieder umfasst. Es sind alles Film­schaf­fende aus ganz Europa. Das heißt, wenn man dies mal auf alle europäi­schen Länder verteilt, bedeutet es, dass in jedem einzelnen Land viel­leicht ein paar hundert, in kleineren Ländern wahr­schein­lich auch weniger als hundert Mitglieder über die vielen Preise entscheiden – es handelt sich also um eine durchaus exklusive, man könnte auch sagen privi­le­gierte und elitäre Ange­le­gen­heit.

Ande­rer­seits ist es dann auch wieder nicht so elitär, denn die Masse der Abstim­menden zeigt im Ergebnis, dass das Ganze oft dümmer ist und weniger als die Summe der einzelnen Teile, und dass ein Schwarm nicht immer Schwarm­in­tel­li­genz bedeutet, sondern auch Schwarm­dumm­heit sein kann – insbe­son­dere wenn es um Kultur­fragen und um Abstim­mungen über Kunst­werke geht.

Der Europäi­sche Filmpreis wird in sehr vielen Kate­go­rien verliehen; der Oscar ist das Vorbild und früher vor vielen Jahren hieß der europäi­sche Filmpreis mal »Felix«. So heißt er schon lange nicht mehr.
Das heißt, man hat hier ganz offen versucht, den Oscar nach­zu­ahmen. Böse Zungen würden auch sagen: nach­zu­äffen.
Ich glaube, dass die Verlei­hung am Wochen­ende aber recht gut gezeigt hat – und zwar sowohl von den Film­ti­teln her, die dort gewonnen haben, als auch in der Art, wie das Ganze präsen­tiert und verliehen wurde –, dass man vom Oscar sehr weit entfernt ist, und dass man dem Europäi­schen Filmpreis wirklich wünschen würde, dass er ein bisschen näher am Oscar dran wäre. Vom Oscar kann man lernen, wie man es macht; der europäi­sche Filmpreis hat es nicht gelernt.

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Es ist zunächst einmal ganz inter­es­sant zu schauen, wer hier in diesem Fall gewonnen und nicht gewonnen hat, und was mit diesen besagten Filmen ansonsten passiert ist.

Es gab am Wochen­ende einen ganz großen Sieger­film. Das ist der Film von Jasmila Zbanic: Quo vadis, Aida?. Der wurde als bester Film ausge­zeichnet, er hat außerdem den Preis für die »Beste Regie« bekommen und den Preis »Beste Schau­spie­lerin«.
Wir müssen hier nicht drum herum­reden, denn es kann dazu jeder auf artechock meine Kritik nachlesen: Ich bin überhaupt kein Fan dieses Films. Dies ist ein propa­gan­dis­ti­scher Film, der von seiner ganzen Art her erzählt ist wie ein schlechter Hollywood-Western aus den 50er Jahren. Mit guten weißen Siedlern und bösen augen­rol­lenden Indianern, die diese weißen Siedler massa­krieren wollen. In diesem Fall sind es halt Bosnier und Serben. Bosnier sind die braven Siedler, die Serben sind die bösen primi­tiven Indianer.
Es gibt keinen einzigen guten Serben in diesem Film, und es gibt keinen einzigen schlechten Bosnier. Die Bosnier wollen alle nur Frieden, die Serben wollen alle nur Krieg und Mord. Das ist dann doch ein sehr primi­tives Bild des Jugo­sla­wien-Konflikts, das die klügeren Kommen­ta­toren des jugo­sla­wi­schen Bürger­kriegs schon vor 30 Jahren nicht hatten. Und das man ganz bestimmt heute nicht mehr haben kann. Dafür genügt ein kurzer Blick in die Geschichts­bücher, um zu wissen, dass es in Wirk­lich­keit ein bisschen kompli­zierter ist und man diese Geschichte nicht als Schwarz-Weiß-Geschichte erzählen darf – aus ästhe­ti­schen Gründen ebenso wie aus poli­ti­schen und mora­li­schen.

Dies ist dagegen ein höchst partei­ischer Film. Einen solchen Film zu machen, bleibt natürlich auch der Regis­seurin Jasmila Zbanic völlig unbe­nommen. Ich finde nur nicht, dass man ihn auch noch prämieren müsste.

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Inter­es­sant ist überdies, dass dieser Film im Unter­schied zu allen anderen Filmen, die nominiert waren, ziemlich alt ist.
Dieser Film lief bereits im Jahr 2020 in Venedig beim Festival im Wett­be­werb, während fast alle anderen Filme erst im Jahr 2021 ihre Welt­pre­miere hatten. Das ist aber offenbar möglich, anhand der Regu­la­rien des europäi­schen Film­preises, die haben dann etwas mit dem entspre­chenden Film-Start­termin zu tun. Das gibt uns aber die Möglich­keit zu einem inter­es­santen Vergleich. Denn Quo vadis, Aida? hat bei den Film­fest­spielen in Venedig 2020 keinen einzigen Preis bekommen.
Ganz im Unter­schied umgekehrt zu dem Film Titane, der die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat in diesem Sommer, und jetzt beim Europäi­schen Filmpreis zwar viermal nominiert war, aber nur einen einzigen Preis (ausge­rechnet »Bestes Masken­bild«) bekommen hat.

Ähnlich auch Die Hand Gottes von Paolo Sorren­tino. Wer meine Kritik gelesen hat, der weiß: Ich bin auch kein Fan dieses Films. Ich finde ihn sehr schwierig und Paolo Sorren­tino einen schwie­rigen Regisseur. Aber es ist fraglos ein viel besserer und inter­es­san­terer Film als Quo vadis, Aida? Und es ist fraglos ein Film, der viel, viel stärker filmisch und ästhe­tisch sein Thema in Szene setzt. Sorren­tino hat einen ganz anderen Begriff und eine ganz andere Vorstel­lung von Kino, die weitaus größer und ästhe­tisch diffe­ren­zierter ist und weitaus künst­le­ri­scher orien­tiert als etwa der Kino­be­griff von Jasmila Zbanic.
Sorren­tinos Film lief in diesem Sommer in Venedig und hat dort einen der wich­tigsten Preise im Wett­be­werb bekommen. Beim Europäi­schen Filmpreis aber noch nicht einmal einen Trost­preis.

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So zeigt sich hier einmal mehr das Problem dieser Massen-Abstim­mungen, wie wir sie auch vom Deutschen Filmpreis her kennen: Wenn viele Menschen anonym abstimmen, dann kommt in der Regel der kleinste gemein­same Nenner heraus; dann gibt es überhaupt keine Diffe­ren­zie­rung mehr; dann gehen alle Preise an den gleichen Film. Wie in diesem Sprich­wort: »Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.«

Das konnte man hier beob­achten: Quo vadis, Aida? war in vier Kate­go­rien nominiert und hat drei gewonnen. Ähnlich auch der Film The Father, in dem Anthony Hopkins einen Demenz­kranken spielt und ähnlich auch der beste Doku­men­tar­film/ Anima­ti­ons­film/ Studen­ten­film Flee von Jonas Poher Rasmussen (3. Preis).
Alle anderen Filme sind komplett leer ausge­gangen.

Das heißt: Wir erleben einen Konstruk­ti­ons­fehler der Film­aka­de­mien. Ein Konstruk­ti­ons­fehler, der sich – warum auch immer! – nur bei den Oscar-Verlei­hungen nicht so auswirkt, dass dann ein oder zwei Filme durch­mar­schieren und alle Preise kriegen und alle anderen Filme keinen einzigen.

Dazu kommt das Problem, dass immer jene Filme dann keinen einzigen Preis oder nur ganz wenige kriegen, die in irgend­einer Weise ein bisschen extremer sind, ein bisschen diffe­ren­zierter oder ein bisschen kompli­zierter, die bekommen nichts.

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Ein weiterer Konstruk­ti­ons­fehler dieser europäi­schen Film­aka­demie ist diese absolute Humor­lo­sig­keit! Dieser Bierernst, dieses lackierte Pathos sowohl in der Verlei­hungs­ver­an­stal­tung wie in den Filmen selber.

Wenn wir einmal nach­schauen, was die Themen und die Probleme in den entspre­chenden Filmen sind, dann sehen wir: Es geht um Trauma; es geht um Folter; es geht um Genozid; es geht um #MeToo; es geht um Flücht­lings­ge­schichten...

Das sind alles politisch wichtige Themen. Auch Themen, die man in Filmen politisch bear­beiten sollte, und zu denen man sich politisch diffe­ren­zierte Meinungen und Erzäh­lungen auch im Kino wünscht – selbst­ver­s­tänd­lich!
Aller­dings ist es zum einen so, dass es den konkret ausge­zeich­neten Filmen aus meiner Sicht komplett an solcher Diffe­ren­zie­rung fehlt.

Vor allem aber sind diese Filme und diese Preise aus meiner Sicht überhaupt nicht in irgend­einer Weise reprä­sen­tativ für das europäi­sche Kino – Gott sei Dank, muss man sagen.

Aber wenn der europäi­sche Filmpreis auch eine Werbe­ver­an­stal­tung sein soll für das europäi­sche Kino und seine Vielfalt, wenn er Lust machen soll, ins Kino zu gehen, dann geht das alles natürlich total in die falsche Richtung.
Wenn das europäi­sche Kino nur aus solchen Filmen bestünde, dann wird es nach der Pandemie nicht wieder­kommen. Und dann vermisse ich es auch nicht. Dann möchte ich doch lieber Filme aus Asien sehen, aus Latein­ame­rika und aus den USA. Die sind dann doch ein bisschen anders und viel inter­es­santer.

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Was wir hier erleben, ist, dass Filme auf ihren politisch-feuil­le­to­nis­ti­schen Gehalt reduziert werden. Filme werden zu »Message-Filmen«. Filme sollen irgend­etwas illus­trieren, was von bestimmten Meinungs­ma­chern und politisch-kultu­rellen Entschei­dern für politisch wichtig gehalten wird, aber gleich­zeitig nicht wirklich verletzt und es gleich­zeitig den Menschen, die diesen Film sehen, nicht wirklich schwer­macht. Statt­dessen werden die Themen, die hier bear­beitet werden – wobei wie gesagt Kino viel mehr ist als die Bear­bei­tung von Themen – mund­ge­recht und konsu­mierbar zube­reitet. Sie werden vernied­licht und melo­dra­ma­ti­siert.

Was wir dagegen überhaupt nicht erleben, in keinem einzigen der Filme, von denen hier die Rede ist, dass es den Filmen erlaubt ist, zu diffe­ren­zieren, unein­deutig zu sein, dass es den Filmen erlaubt ist, es ihrem Publikum schwer­zu­ma­chen, und diesem Publikum unein­deu­tige Figuren zu bieten, mit denen man sich eben nicht so leicht iden­ti­fi­zieren kann oder die man viel­leicht sogar verab­scheuen kann. Dass es den Filmen überhaupt nicht erlaubt ist, zu irri­tieren, unan­ge­nehm zu werden und das Publikum selbst in Frage zu stellen.

Mir scheint, dass ein Film da erst wirklich politisch wird, wo er jede Zuschauerin und jeden Zuschauer persön­lich angeht. Wo er sie im doppelten Sinn angeht, also nicht nur mich betrifft und mich inter­es­siert, sondern wo er auf mich zielt!
Wo er mir persön­lich klarmacht, dass ich viel­leicht selber falsch­liege; dass ich viel­leicht selber und bei mir etwas ändern muss; dass ich meine Haltung über­prüfen muss. Es geht gar nicht darum, dass Filme in so einem cheesy Sinne akti­vis­tisch sind, sodass man gleich nach dem Kino­be­such raus auf die Straße gehen will und für irgend­etwas zu demons­trieren beginnt. Oder in eine Partei eintritt – gar nicht! Es geht vielmehr darum, dass Filme meiner Meinung nach dann gut sind, wo sie uns in einen Zustand versetzen, wo wir Fragen stellen. Wo wir selber nicht so genau wissen, was wir von ihnen zu halten haben.

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Ganz anders Quo vadis, Aida?. Dieser Film funk­tio­niert eigent­lich wie ein Ablass­brief. Man geht in diesen Film hinein, und hat dann das gute Gefühl, sich schlecht zu fühlen. Das gute Gefühl, sich mit den Problemen der Welt in irgend­einer Form beschäf­tigt zu haben und etwas Gutes getan zu haben. Man guckt sich ja diesen Film an und damit ist ja klar, dass man gegen Völker­mord ist, und für die lieben Bosnier.
Das greift natürlich viel zu kurz. Es lässt überhaupt kein Vers­tändnis dafür aufkommen, dass das wahrhaft Poli­ti­sche und die wahrhaft poli­ti­sche Einsicht viel­leicht da erst vorkommt, wo wir merken, dass wir alle mitbe­tei­ligt sind. Dass wir alle schuldig sind. Dass nicht das Böse irgendwo »da draußen« ist, sondern in uns. Dass es auch überall immer nur Grautöne gibt, nie hier nur das Gute und dort nur das Böse. Sondern dass die Dinge derart kompli­ziert sind, dass wir uns gar nicht auf eine bestimmte Seite schlagen können, selbst wenn wir es wollten.

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Gute poli­ti­sche Filme machen es uns nicht leicht, sondern sie machen es uns schwer.

In diesem Sinn ist Quo vadis, Aida? ein Propa­gan­da­film. Ein Film, der es sich viel zu leicht macht, der uns sagt was wir tun und denken und wo wir politisch stehen sollen, und jeder, der irgend­etwas anderes denkt, der ist sowieso schon per se böse und falsch gewickelt.

In diesem Sinne ist auch das Bild, das bei diesem Europäi­schen Filmpreis vom europäi­schen Kino gezeichnet wird, ein extrem trauriges Bild. Denn es geht in der Kunst nicht darum, nett zu sein. Es geht auch nicht darum, den richtigen Stand­punkt zu haben – schon gar nicht wenn der poli­ti­sche Stand­punkt so allgemein ist. Dass man für Menschen­rechte ist, und gegen Folter. Ja klar!

Aber darum geht es nicht in der Kunst. Es kommt in der Kunst darauf an, uns alle (!!) heraus­zu­for­dern; die Bequem­lich­keiten in Frage zu stellen. Auch darum, diesen ober­fläch­li­chen Huma­nismus in Frage zu stellen, in dem wir alle es uns allzu gern bequem machen. Der uns allen also schnell erlaubt, die wahren Probleme zu igno­rieren.

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So muss man dann natürlich auch fragen: Was ist denn das Bild von Europa, das hier beim Europäi­schen Filmpreis gezeichnet wird?

Man muss hier sehr klar sagen, dass der europäi­sche Filmpreis zurzeit fast schon so wirkt, wie das »White­washing« von irgend­einem Unter­nehmen.
Das heißt: es wirkt wie ein Ornament. Es wirkt allzu cheesy, wie immerzu in den gleichen Floskeln wieder­holt wird, wie schön und wie toll es ist, dass wir alle in Europa zusam­men­leben, und dass überall die Grenzen auf sind und so weiter und so fort – ich finde das auch! Ich finde das vereinte Europa großartig!! Ich finde es schön, dass es keine geschlos­senen Grenzen mehr gibt, und keine Zölle. Und ich wünsche mir einen europäi­schen Bundes­staat, und nicht nur einen Staa­ten­bund, wie wir ihn im Augen­blick haben.
Um das sehr deutlich zu sagen, bevor ich jetzt diese Redu­zie­rung des Euro­pa­ge­dan­kens auf ein Ornament kriti­siere.

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Der europäi­sche Filmpreis würde, wenn er sich selber ernst­nehmen würde, nicht so funk­tio­nieren wie die Ausstel­lung eines Automobil- oder Chemie­kon­zerns, oder einer Bank oder einer Waffen­firma, die sehr sehr gerne tolle teure Ausstel­lungen finan­zieren und wichtige Künstler unter­s­tützen. Sondern er würde so funk­tio­nieren, dass er die Probleme der Europäi­schen Union und die Probleme der realen Praxis der europäi­schen Verei­ni­gung in irgend­einer Form aufgreift und zum Thema macht.

Am besten auch auf eine witzige und inter­es­sante und origi­nelle Art, auf eine ästhe­ti­sche Art, und nicht nur schlag­wort­haft politisch, indem man einen Leit­ar­tikel-Film dazu produ­ziert.
Er würde nicht so funk­tio­nieren, dass man über alle echten Probleme hinweg­surft.
Wie zum Beispiel Mitglieds­staaten wie Polen oder Ungarn, die massive Probleme mit der Meinungs­frei­heit haben. Die zum Teil gar nicht inter­es­siert sind an einem Europa der Vielfalt.
Man müsste hier viel deut­li­cher – nicht nur in Wohl­fühls­tate­ments bei irgend­einer Preis­ver­lei­hung – diese Probleme mindes­tens einmal benennen.

Zu diesen Problemen gehört natürlich auch, dass ein Teil der Gesell­schaften, ein Teil der Völker, ein Teil der Europäer gar nicht an diesen offenen Grenzen inter­es­siert sind. Jeden­falls nicht an den Folgen der offenen Grenzen, wenn es zum Beispiel um Flücht­linge geht oder wenn es um gefähr­dete Jobs geht. Die dieses Europa als Selbst­be­die­nungs­laden ansehen.

Macht man für sie auch Filme?

So wie es jetzt ist, nämlich von einer neoli­be­ralen Grund­hal­tung bestimmt, ist dieses Europa nicht in der Lage, in irgend­einer Form irgend­wel­chen schlechten Entwick­lungen Einhalt zu gebieten und mit einer gemein­samen poli­ti­schen Stimme zu sprechen. Statt­dessen ist dieses Europa auch mit Schuld daran, dass wir diese rechts­po­pu­lis­ti­schen Entwick­lungen in vielen Ländern haben, dass wir sepa­ra­tis­ti­sche Tendenzen haben, Loslö­sungs-Tendenzen wie den Brexit.

Auf diese massiven Bedro­hungen und die offenen Fragen in Europa eine Antwort zu finden, alles das wäre das natür­liche Thema einer europäi­schen Film­aka­demie, die sich dafür inter­es­sieren würde.
Das kann man meiner Ansicht nach überhaupt nicht einlösen, wenn man solche Filme macht wie Quo vadis, Aida?.
Filme wie Titane oder Die Hand Gottes deuten ein Europa an, das diffe­ren­ziert ist, das offen ist, brüchig, frag­men­tiert, das überhaupt nicht am Ende ist.

Das Europa-Bild der europäi­schen Film­aka­demie wirkt dagegen manchmal wie eine Illus­tra­tion des Endes der Geschichte: Wir leben in einem »Friede Freude Eier­ku­chen«-Land, nichts muss sich mehr ändern, nichts könnte besser sein.

Das ist natürlich voll­kommen falsch.

(to be continued)