Niederlande/B/D 2017 · 74 min. · FSK: ab 0 Regie: Barbara Bredero Drehbuch: Mirjam Oomkes, Laura Weeda Kamera: Coen Stroeve Darsteller: Liam de Vries, Martijn Fischer, Dolores Leeuwin, Medi Broekman, Egbert Jan Weeber u.a. |
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Mit Giraffe lebt's sich noch besser |
Sie könnten unterschiedlicher kaum sein, diese zwei allerbesten Freunde: Dominik ist ein kleiner Junge, der mit seinen Eltern neben dem Zoo lebt, Raff ist eine Giraffe, die am selben Tag geboren wurde wie er. Und da Dominik nicht nur direkt neben dem Tierpark wohnt, sondern sein Opa hier auch als Tierpfleger arbeitet, sind die beiden miteinander aufgewachsen und von jeher dicke Freunde.
Nun haben sie Geburtstag und am Tag darauf kommt Dominik in die Schule, Raff aber leider nicht. Dabei hatten die zwei sich so sehr darauf gefreut, gemeinsam die Schulbank zu drücken. Dass sie das als selbstverständlich angenommen haben liegt daran, dass Raff sprechen kann. Er wird von einem realistisch großen Stofftier »dargestellt«, das sich bewegt und interagiert, mittels einer inneren gesteuert Technik. Außerdem klimpert Raff anmutig mit den großen Augen, Dominik kann seinen langen Hals herunter rutschen, oder auf ihm reiten.
Eine solche Mechanik ist eine anachronistische Möglichkeit, einer Figur Leben einzuhauchen, im Gegensatz zur heutigen Computeranimation und Blue Screen. Aber genau das ist der Reiz des Films und auch die Botschaft, die er vermittelt – soll heißen, keine zu dramatische Story zu komplex erzählen. Denn es handelt sich hier um einen Film, der ein ganz junges Publikum im Visier hat, Kinder, die gerade in die Schule oder Vorschule kommen.
Mit Dominiks Augen erobern wir den Zoo, in den uns der Junge mitnimmt. Er kennt hier alle Tiere und jeden kleinen Winkel, eine glückliche Welt, in der er sich frei und unbeschwert bewegt, wie auch im nächst größeren Kosmos, seinem Dorf in Holland. Der Konflikt, der hier verhandelt wird, entsteht in dem Moment, als Dominik sich in seiner Klasse mit dem gleichaltrigen Yous anfreundet und Raff, den er wegen seines Schulballtags sowieso bereits weniger sieht, nun noch seltener trifft. Es ist für Dominik neu und reizvoll, mit einem Menschenkind befreundet zu sein. Einen Moment lang glaubt der erwachsener Zuschauer, dass mit dem Auftauchen des Schulkameraden, die Giraffe aufhört zu sprechen, weil das aus psychologischer Sicht lediglich solange in der Imagination des Jungen stattgefunden haben mag, bis er einen wirklichen Freund findet. Aber dem ist nicht so. Raff bleibt die sprechende Giraffe, hörbar schließlich auch für die anderen.
Das Problem, zwischen zwei Freunden zu stehen, ist sicherlich eines, das viele Kinder kennen, von der einen, der verlassenen, wie auch von der anderen, der verlassenden Seite her, und der Film bietet Lösungsansätze für die jungen Zuschauer, die ihnen hilfreich sein können. Denn es geht natürlich nicht darum, sich wirklich entscheiden zu müssen, sondern um die Klärung, wie beide Freundschaften miteinander zu verbinden sind, oder im besten Fall eine Dreier-Konstellation zu schaffen, die für jeden der Beteiligten eine Bereicherung ist.
Barbara Bredero hat mit Mein Freund, die Giraffe einen Kinderfilm geschaffen, der mit viel Empathie sein Publikum in eine märchenhafte Geschichte mitnimmt. Nach dem in den Niederlanden bekannten Kinderbuch »My Giraffe« von Annie M.G. Schmidt hatte der Film 2017 einen spektakulären Erfolg in Holland und lief auf der diesjährigen Berlinale im Generation Kplus Programm. Bredero drehte auch die wunderbar komischen drei Mister Twister-Filme (2012–2014) über den unkonventionellen Lehrer Herrn Kees, der seine Schüler mit fröhlichen Unterrichtsformen zum Lernen begeistert. Mein Freund, die Giraffe schließt sich mit seiner beschwingten und fantasievollen Inszenierung daran nahtlos an.