Die Künstlerin
Stefanie Zoche ist 1965 in München geboren, von 1987 bis 1990 hat sie ihr
Kunststudium am Middlesex Polytechnic, London absolviert, 1995 erhielt sie
das Projektstipendium der Mathias Pschorr-Stiftung, sowie von 1995 bis 1997
das Förderstipendium des Bayerischen Kultusministeriums (HSP II). Von 1999
bis 2000 – Assistentin Klasse Rita McBride, Akademie der Bildenden Künste,
München. Seit 1996 besteht die künstlerische Zusammenarbeit mit Sabine Haubitz.
Ausstellungen 2002 – The Twin Peaks Project, Eslöv, Schweden, 2001 – Spion,
Rauminstallation, Neue Galerie, Dachau (K) (mit Sabine Haubitz), Immersion,
Leuchtkästen, Magidson Fine Art, New York (mit Sabine Haubitz), 2000 – Haubitz
und Zoche, Leuchtkästen, Walter Storms Galerie, München, 1998 – Fotoarbeiten,
Galerie Fotomania, Rotterdam Arbeiten im öffentlichen Raum 2002 – Fenster
mit Ausblick, Skulptur im Stadtraum; Ausstellung VorOrt, München, 2001 –
Treppenauge, Bodenmosaik und Wandmalerei, Allianz, München, 2000 – Analog
Dialog, Skulptur aus Glas, Wasser und Licht, Microsoft, Unterschleißheim,
1999 – Gezeiten, Rauminstallation, Seidl 24, München (K), Shifting Horizons,
kinetische Skulptur, Schwabinger Krankenhaus, München, 1998 – Sleeper, Fotoinstallation
im Maastunnel, Rotterdam (CD-Rom) Alle angegebenen Arbeiten im öffentlichen
Raum – Gemeinschaftsarbeiten mit Sabine Haubitz. |
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Betrachtung
Es ist nicht einfach das Dargestellte zu definieren – einerseits verweist
die Installation auf eine zukunftsorientierte, futuristische, durch klare
Formen und Schlichtheit in Szene gesetzte Wassermühle, was sonderlich
durch das Element des Wassers – des Meeres auf den Lamellen noch verstärkt
wird. Andererseits sind auch Himmelsausschnitte deutlich, die auf ein
Sonnenrad deuten könnten und somit einen Gegensatz zur Mühle als wasserbetriebenem
Werk hinweisen. Wahrscheinlich ist das Erstaunliche gerade die Inszenierung
beider Elemente in einem – Wasser und Himmel, wobei sie sich beim Übergang
ineinander nicht entgegensetzen, oder gar das eine Element das andere
auszuschließen scheint. Vielmehr ist hier ein natürlicher Blickvorgang
festgehalten worden, bei dem das Blau des Himmels – noch durch große,
weiße Wolken verstärkt, in immer kleinere Sequenzen des selben Motivs
gestuft wird, um letztlich einen entfernten Blick auf eine Meeresoberfläche
zu werfen.
Dabei verlaufen diese Bilder in immer nähere zum Meer gesteuerte Sequenzen,
um schließlich vollkommen unter der Oberfläche, ins Meeresblaue hineinzutauchen.
Diese Szenerie wiederholt sich ununterbrochen, stellt einen in sich geschlossenen
Kreis dar, welcher unausweichlich auch den Alltag bestimmt – alles hat
seinen bestimmten Ablauf und immer wiederkehrende Kontinuität: die Jugend
und das Alter, Gesundheit und Krankheit, das Leben und der Tod. Es scheint
also kein Zufall gewesen zu sein das Werk als Teil des Öffentlichen, vor
dem Krankenhaus und jedem zugänglich, oder besser gesagt – „unausweichlich„,
situiert zu haben, was als Analogie zum Alter, der Krankheit, dem Tod
als etwas Unausweichlichem und immer Wiederkehrendem als Teil des Alltags
verstanden werden kann. Dabei ist zu beachten, dass das Werk keine Schwermut
oder Trauer in sich birgt – der Himmel und das Meer – sind definitiv Leben
spendende Elemente und erzeugen in der etwas trüben Kulisse der Kinderklinik
eine Art Hoffnungsschimmer und Zukunftsblick, was die intensiv blaue Farbe
beider Elemente noch verstärkt. Auch die Tatsache des Antriebs durch die
Sonne und somit der Bewegung des Rades und seiner Inszenierung, deutet
auf einen Lebenszirkel der nur durch Wärme und somit lebenserhaltender
Energie vorangetrieben werden kann, womit wiederum die positiven Elemente
Jugend, Gesundheit und Leben die Betrachtung bestimmen. Auch die Künstlerin
selbst betont die Werksbetrachtung durch einen abstrakten Blickwinkel:
"...das Leben ist ein Kreislauf...", was insbesondere Kinder
sogar besser wahrzunehmen scheinen, als ihre Eltern – deren Abstraktionsfähigkeit
offensichtlich mit dem Alter verloren gegangen zu sein scheint.
Die Kinder sind es, die oft erstaunt und fasziniert vor dem großen, sich
drehenden Zirkel stehen bleiben und es gleich mit einem schon irgendwo
gesehenen Riesenrad in Verbindung setzen. Somit scheint das Werk seine
Berechtigung zur Aufstellung vor einer Kinderklinik allemal erfüllt zu
haben. Stefanie Zoche ist mit Shifting Horizons ein Werk gelungen, dass
trotz puristischer, klarer Formen der tragenden Stahlkonstruktion und
ihrer etwas kalten, aber passenden Einbettung in die Kulisse - einen warmen
und lebensnahen Eindruck vermittelt. Die Forderung nach einem abstrakten,
anspruchsvollen, für die Erwachsenenwelt annehmbaren und ernstzunehmendem
Kunstwerk, endete in der Synthese mit einem phantasievollen, grenzelosen
Vorstellungsfreiraum einer Kinderwelt. Wahrscheinlich sind es gerade die
Fotosegmente der blauen Elemente, welche die kleinen Patienten zum Träumen
anregen. Vor allem ist es das Meer, welches trotz der häufigen Annahme
einer selbstverständlich gewordenen Massenware der vielen Werbeplakate,
wie ein Wunder in mitten einer kontinentalen, oft grau anmutenden Stadt
wirkt. Gerade seine Ganzheitlichkeit, die vor allem realistische, greifbare
und dreidimensionale Nähe in Kombination mit der allseitigen Erfassbarkeit,
durch einen sich wiederholenden Kreis verstärkt, fesselt den Blick und
die Gedanken. Die Darstellung reiner, purer, immer näher herantretender
Naturelemente weckt Lebenswillen und den Wunsch nach noch größerer Nähe
zu den Tiefen des Himmels, des Meeres – des Lebens.
Text und Bilder: Hanni Geiger
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