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27|01|2004 |
besprechung
"die 7 sakramente" von abigail o'brian |
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Die Werkschau
von Abigail O'Brian, die derzeit im Haus der Kunst gezeigt wird, ist
keine leichte Ausstellung: kühle Fotografien stehen reduzierten Installationsobjekten
gegenüber, bedeutungsschwangere Objekte werden mit bedeutungsschwerer
christlicher Ikonographie kombiniert.
In sechs Installationen, meist dominiert durch großformatige Hochglanzfotografien
im Stil zeitgenössischer Werbeästhetik, hat sich die irische Künstlerin
Abigail O'Brian (* 1957) den kirchlichen Ritualen der sieben Sakramente
angenommen.
Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Letzte Ölung, Priesterweihe
und Ehe hat die Künstlerin in zeitgenössischen Ansichten festgehalten,
ohne die Sakramente eins zu eins auf die heutige Zeit übertragen zu
wollen. Das erste Bild der Serie, "The Last Supper" entstand bereits
1995 und gab laut Kuratorin Stephanie Rosenthal den Ausschlag, Abigail
O'Brian mit der ganzen Serie im Haus der Kunst zu zeigen - obwohl
O'Brian damals noch nicht wusste, wie lang sie an der Serie arbeiten
würde. Tatsächlich datiert das letzte Sakrament, "Martha's Coth -
Confirmation", erst aus dem Jahr 2004, sodass sowohl Künstlerin als
auch Kuratorin langen Atem bewiesen.
Die meisten (Foto)Bilder der Serie zeigen kühle und steril wirkende
Alltagsszenen, die gerade in der Diskrepanz zwischen banaler Alltäglichkeit
und künstlicher Distanziertheit den Blick des Betrachters verwirren.
Während man zunächst versucht ist, in den Bildern schnell eine Auflösung
zu suchen, derart, dass man eine direkte Umsetzung des kirchlichen
Geschehens in den (weiblichen) Alltag vermutet, merkt man bald, dass
die Bilder diese Art von Zugang verweigern.
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Die Arbeit "Baptism"
mag auf dem Weg der Umsetzung eines kirchlichen Themas noch relativ
einfach zu erschließen sein - ein Fototriptychon zeigt eine junge
Frau mit einem Säugling in der Wanne, wobei die Wanne auch Teil der
Installation ist -, aber spätestens "Garden Heaven - Holy Orders"
(2001-2003) oder "Martha's Cloth - Confirmation" verweisen
auf eine komplizierte Ikonographie, die gerade für den Nichtkirchgänger
schwer zu erschließen ist (wenn sie nicht bisweilen sogar unverständlich
bleibt.)
"Garden Heaven - Holy Orders" steht beispielsweise für das
Sakrament der Priesterweihe, erzählt aber in erster Linie von der
Natur. Vier Fotografien zeigen zurechtgestutzte Bäume, denen jede
Natürlichkeit abhanden gekommen ist, während drei weitere Bilder die
Entwurzelung junger Bäume zeigen, die woanders zu neuem Leben erblühen
sollen. Eine Stickarbeit ("Knot"), 12 versilberte Bonsai-Skulpturen
und zwei Bilder einer Gärtnerin runden die Installation ab. Damit
ist ein Interpretationsspektrum gegeben, das ebenso sehr viel wie
auch sehr wenig aussagen kann. Stehen die beschnittenen Bäume für
die beschnittenen Rechte junger Seminaristen? Lassen sich die Triebe
der Bäume, die offenbar schwer zu stutzen sind, mit den männlichen
Trieben (womöglich denjenigen der Priester) vergleichen? Und wofür
steht die Gärtnerin? für die liebevolle Pflege der Kinder Gottes oder
für das gewaltsame Zurechtbiegen der Natur? Vermutlich will die Künstlerin
mit ihren Arbeiten gar keine klaren Antworten auf diese Fragen geben,
aber dennoch werfen die verrätselten Bilder genau diese Fragen auf
- zumindest so lange sie unter dem Titel der "Sieben Sakramente" zusammengehalten
sind.
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Darin mag auch
die Schwere der Ausstellung liegen, in der ein relativ fremdes Thema
(zumindest im zeitgenössischen Deutschland) mit der Profanität des
Alltags gepaart wird. In den einfachen Alltagsdarstellungen sucht
man nach einem Sinn, der möglicherweise gar nicht vorhanden ist, sodass
das lustvolle Interpretieren mitunter mit einem durchzugehen droht.
Hilfreich hierbei kann höchstens der Katalog sein (19,- i.d.
Ausstellung), der einige "Leseanweisungen" liefert, die den Bogen
spannen zwischen christlicher und profaner Thematik, zwischen Alltag
und Kirche.
Ergänzt wird die Ausstellung durch einige niederländische Genrestücke
des 17. Jahrhunderts. Auch in diesen Bildern geht es um den weiblichen
Alltag, der anders als bei Abigail O'Brian aus dem christlichen Kontext
losgelöst, und auf die fundamentalen Alltagsverrichtungen reduziert
wird.
christine walter
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