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besprechung licht ins dunkel
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Eine Sensation, die bei Schatzsuchern sicherlich glasige Augen
hinterläßt: Bei den Forschungsarbeiten zur Ausstellung
über Alois Löcherer, die bis zum 27. September im Fotomuseum
des Münchner Stadtmuseums gezeigt wird, wurden elf Kalotypien
von Henry Fox Talbot aufgefunden. Sogleich reproduziert und der
Ausstellung vorangestellt, behalten sie wie zum Trotz ihre geheimnisvolle
Aura: Die Originale können aus restauratorischen Gründen
nicht gezeigt werden. Der Kenner begnügt sich aber gerne mit den echten Exponaten, die im Anschluß das eigentliche Thema vertreten, und auch hier ließe sich mit Superlativen protzen: Nur 90 Aufnahmen des Münchner Photopioniers Löcherer waren bislang bekannt, dank der Initiative der Ausstellungsmacher wurden 550 Bilder bekannt und überwiegend in die Bestände des Museums aufgenommen. Natürlich immer noch riesig überragt wird dieses Ergebnis von dem tatsächlichen Oeuvre, das schon 1853, nach fünf Jahren Praxis, auf 24 000 Abzüge geschätzt wurde. Eine Summe, die einer romantischen Idee vom Experimentator alchemistischer Anmutung deutlich entgegensteht. Doch weit gefehlt, die Bewegung in Richtung Broterwerb schien von Beginn an ein Motor zur stetigen Perfektion des Verfahrens gewesen zu sein. Beste Voraussetzungen brachte dafür der ausgebildete Chemiker und Pharmazeut Alois Löcherer mit, die er konsequent dem neuartigen Verfahren widmete. Von höchster Stelle, von Carl August von Steinheil, erhielt er bald Lorbeeren, obwohl er erst 1844 durch einen Aufsatz über Talbotypien - und schon hier schließt sich wieder der Kreis -, angeregt wurde, "das Verfahren durch und durch zu modifizieren". | |
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Bei der Kalotypie, die auch als Talbotypie bezeichnet wird, handelt es sich um das erste photographische Negativ-Positiv-Verfahren, das der Namensgeber ab 1841 entwickelte. Bahnbrechende Bedeutung hat es für die Photographie bis heute, denn erst ab diesem Zeitpunkt konnten von einer Aufnahme vielfache Abzüge angefertigt werden - der kommerziellen Multiplikation war der Weg frei geräumt. 1849 ließ sich Löcherer also als Photograph nieder. Doch anstelle der heute als stereotyp geltenden frühen Porträtaufnahmen schuf der frischgebackene Ateliersbesitzer eindringliche Psychogramme, die vor allem die Faszination des neuen Mediums in den Augen derer widerspiegelt, die sich für alle Zeiten festgehalten sahen. Darunter eine Vielzahl an Künstler, nicht umsonst stand Löcherer in engem Kontakt zum Münchner Kunstverein. Sein Bildrepertoire erweiterte sich außerdem zusehens: Münchner Veduten und die bekannte Bildserie von der Schaffung der Bavaria durch die Königliche Erzgießerei sind neben der Reproduktion von graphischen Kunstwerken wichtige Betätigungsfelder. | |
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Durchweg alle Aufnahmen zeichnen sich dabei durch eine eigentümliche
Qualität aus, die unter anderem darauf zurückzuführen
ist, daß die lichtempfindliche Emulsion im davon getränkten
Papier saß. Papier und Bild wurden auf diese Weise eins
und erinnern noch sehr stark daran, daß sie einstmals erst
durch starke Sonnenbestrahlung zur Entfaltung gebracht werden
konnten. Die Konstraste sind nicht - und waren wohl nie vollständig
- von photographischer Schärfe im heutigen Sinne geprägt.
Zwar gelang ein Changieren der Tonwerte "vom Braun in's Schwarz",
Korrekturen per Retusche schienen jedoch äußert häufig
wünschenswert gewesen zu sein, wenn nicht gar die Aufnahmen
noch als Vorlage für Übermalungen oder für druckbare
Stahlstiche dienten. Deutlich kann man ablesen, wie die so verschiedenartigen
Modi der Bildaufzeichnung miteinander rangen, auch wenn Jahre
zuvor schon der Tod der Malerei ausgerufen wurde. Durch die Erfindung des nassen Kollodiumverfahrens wurde Löcherer alsbald von seinen "Schülern" abgelöst und geriet in Vergessenheit. Seine Arbeiten dienten zu Vorführzwecken in photographischen Lehranstalten, große Teile sind allerdings bis heute verschollen. Dazu zählen die "Akademien", Aktphotographien, die als Vorlage für Künstler im Umlauf waren, und für deren Ausführung der Photograph nach einem zeitgenössischen Kommentar hohe Anerkennung genoß. | |
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