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2 1 7 1 9 1 2 2 0 0 1 | besprechung ein albaner in paris - videos von anri sala |
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Anri Sala heißt der blutjunge Videokünstler, von dem zur Zeit eine Serie von vier Filmen in der Film Box der Sammlung Goetz zu sehen ist. Sala – ein Name der sich schlecht geografisch zuschreiben lässt. Ein Inder? Ein Spanier? Die Einführungsrede zur Eröffnung klärte die rätselnden Besucher auf: Sala ist Albanier, geboren 1974 in Tirana, und lebt seit 1996 in Paris. Diese biographischen Eckdaten deuten bereits auf das hin, um das es in seinen Arbeiten geht: um Identität, - und ihre nationalen und transnationalen Ausprägungen. In „Byrek“ zelebriert Sala ein albanisches Nationalgericht, den Byrek. Es ist Symbol für verlorene Heimat, aber auch für die Transportfähigkeit von Mythen. Er erzählt einleitend die Geschichte von der Bedeutung des Byreks in seiner Kindheit und wie seine Großmutter es zuzubereiten pflegte. Dann berichtet Sala, er habe seine Großmutter um das Rezept gebeten. In allen folgenden Einstellungen sieht man es im Bildzentrum eingeblendet. Darüber legt er mit einer Handkamera gefilmte Einstellungen von einer Köchin, die Byrek nach dem Rezept zubereitet. Immer wieder wird neuer Teig über ein Tischtuch gezogen und soweit ausgebreitet bis er das Kamerabild gänzlich ausfüllt. Geduldig werden alle Schritte der Herstellung gezeigt, jedoch nie, wie im Koch-Fernsehen, das fertige Produkt – die Betonung liegt eben auf den Herstellungsprozess. Gelegentlich schweift die Kamera ab, über das Küchenfenster in einen kleinen Hinterhof und hoch in den Himmel, wo Flugzeuge fliegen, weit weg, in andere Länder, in die Kindheit, ins Vergessen. Eindringlich auch Salas Biennalebeitrag „Uomoduomo“. Ein Film über einen schlafenden Mann in einer Kirchenbank des Mailänder Doms. Er ist in sich zusammengesackt, wacht von der unbequemen Haltung jedoch immer wieder ruckartig auf, nur um gleich wieder einzuschlafen. Im Hintergrund währenddessen rein- und rausströmende Touristen. Die Kamera hält still, hat immer den Mann im Bildzentrum und überhöht ihn damit zu einem gewaltigen Symbol, das gar nicht leicht zu greifen ist – steht er vielleicht gar für den geschichtsträchtigen Dom selbst? Oder die Kirche – den Glauben? Trotz allerschlichtester Mittel schafft es Anri Sala immer wieder, seine Bilder mit starker Symbolkraft aufzuladen. | |
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Die Videoserie ist integriert in die Ausstellung „The Mystery of
Painting“. „Uomoduomo“ bis zum 21.12.2001 „Byrek“ vom 4.2. bis zum
1.2.2001 Des weiteren laufen „Nocturnes“ vom 4.2. bis 1.3. 2002 und
„Déjeuner avec Marubi“ vom 4.3. bis zum 22.3. 2002
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