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besprechung |
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Der Ort ist günstig, dennoch verliert sich die Münchner Kunstszene selten in die Orangerie am Chinesischen Turm. In unmittelbarer Nähe zum touristischsten Biergarten der Stadt sind hier temporäre Ausstellungen zu sehen, die zumeist aus Privatinitiative entstanden sind. So auch die kleine Schau des Malers Andreas Jungk und seines Bildhauerkollegen Goetz Lenz. Obwohl sich beide Künstler eher zufällig zusammengefunden haben, funktionieren die Werke auf recht spannungsvolle Weise miteinander. |
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Vielfältig ist die Erscheinung der plastischen Werke. Allein die Materialien und ihre Behandlung variieren enorm. Grob gehauene Holzskulpturen, phallisch aufragend, kontrastieren mit weiblich-sinnlichen Formen. Feingliedrigen Metallobjekten sind runde, kompakte Steine gegenübergestellt, deren glattpolierte Oberfläche zum Darüberstreichen einlädt. Mit wenigen Ausnahmen wirken die Arbeiten sehr feminin, insbesondere die der Gruppe der haptischen Steinskulpturen. Ihre weichen, organischen Formen stehen wiederum den gestischen Bildern Andreas Jungks gegenüber. Es sind zuerst die Farben, ihre Intensität und ihr Zusammenklang, die den ersten Eindruck bestimmen. Man sieht es den Bildern an: ihr Entstehungsprozeß ist ein langer und dabei ein wesentlich vom Zufall bestimmter. Andreas Jungk grundiert die Leinwände, läßt Farbe zerlaufen, spritzt und sprüht sie und kratzt sie wieder ab. Diese Verfahren erinnern an die Techniken insbesondere eines Max Ernst, der sie wohl - wie kaum ein anderer in seiner Zeit - eingesetzt hat. Noch stärker als bei dem surrealistischen Maler (um bei diesem Vergleich zu bleiben) ist der Prozeß der Bildentstehung bei Andreas Jungk nicht von rationaler Vorherbestimmung geprägt. Die Bilder sind einem ständigen Wandel unterzogen, werden mehrfach übermalt oder alte Farbschichten werden wieder abgenommen. Innerhalb dieses dynamischen Entstehungsprozesses muß der richtige Zeitpunkt gefunden werden, an dem das Bild für fertig erklärt wird. Diesen Zeitpunkt zu finden, stellt ein zentrales Problem des 'Bildermachens' dar. Der Malprozeß als spontan, zufälliger kreativer Akt wird sichtbar und bestimmt schließlich auch die Bildwirkung. Nicht nur der Betrachter findet sich im Bild wieder, sondern auch der Maler. Und der Maler mag vom Betrachter wiederentdeckt werden. Dieser hat seine Spuren - für uns sichtbar- auf der Leinwand hinterlassen. Die weiten Bögen beispielsweise definieren die Reichweite der Arme und somit die körperliche Präsenz des Künstlers (man darf an die gestischen Bilder Emil Schumachers denken). Gigantisches und Monumentalisierendes findet sich dagegen bei Andreas Jungk nicht; nichts was über die eigenen körperlichen Dimensionen hinausreicht. Die sinnliche Wirkung der Farben und Formen führt vielmehr zu einer fast intimen Begegnung mit den Bildern. Obwohl ungegenständlich stellt sich das erhabene Gefühl von Naturbetrachtung ein, womit der Weg zu einem quasi religiösen Transzendentem geebnet wird. Daß die Ausstellung eigentlich eine dreier Künstler ist, sieht man glücklicherweise
nicht mehr. Zur Ausstellungseröffnung zeigte Oliver Baumann seinen sehr
ansprechenden Debütfilm "Ein fast perfekter Tag", der sich jedoch
in das Konzept der Schau so gar nicht einfügen wollte. Wenngleich der
Kurzfilm nun zwar nicht mehr in der Orangerie gezeigt wird, mag man sich
damit trösten, daß er bald in Arte ausgestrahlt wird. |
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