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besprechung schätze aus bayerischen kammern
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Der erste Höhepunkt der Renaissance fiel zusammen mit einem
Ereignis, das die schlimmste Katastrophe für das christliche
Abendland darstellte. Während Florenz im humanistischen
Glanz erstrahlte, fielen die osmanischen Türken 1453 in
Konstantinopel, dem ‘zweiten Rom’ ein und zerstörten das
Machtzentrum des östlichen Christentums. In der ehrwürdigen
Hagia Sophia wurde fortan nicht mehr das Evangelium sondern der
muslimische Glaube verkündet. Zu Beginn des 4. Jhs. hatte Kaiser Konstantin erstmals das Christentum toleriert und mit der Verlagerung des herrschaftlichen Zentrums von Rom nach Byzantion - dem späteren Konstantinopel - die Grundlage für ein bedeutendes Kunstschaffen über viele Jahrhunderte gelegt. Konstantin war der erste Kaiser, der auf Münzen das Namenszeichen Christi und das Kreuz neben sein Antlitz prägen ließ und hiermit eine Umdeutung von heidnischer zur christlicher Symbolik einleitete, der wir in der Kunst der Spätantike überall begegnen. Der ‘Gute Hirte’ ist ein solches Motiv, das in der heidnischen Antike eine große Ausprägung erhielt, um später vom Christentum adaptiert zu werden. Es findet sich beispielsweise auf dem Sarkophag aus dem 3. Jh., der die Ausstellung ‘Rom und Byzanz’ im Bayerischen Nationalmuseum einleitet. Ein Prachtstück aus den Beständen des Museums ist auch die sogen. Reiderische Tafel, ein römisches Elfenbeinrelief aus der Zeit um 400, das die Szene der 3 Frauen am Grabe mit der Auferstehung Christi in den Himmel verbindet. Es handelt sich hierbei um eines der ältesten Darstellungen zu den Themen. Und auch hier sind die Anregungen, die von antikrömischen Vorbildern stammen, erkennbar: in dem nach einem antiken Mausoleum gestalteten Grab Christi und natürlich in den Gewändern der Figuren. Die Tafel gehört zu einer Gruppe in Rom und Ravenna entstandener Arbeiten, die idealer klassischer Figurenbildung und organischer körperlicher Bewegung verpflichtet war. | |
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Während Kunst und Kultur im byzantinischen Reich blühte,
kam es im Westen erst im 9. Jh. nach den Unruhen der Völkerwanderungszeit
zu einer Wiederbelebung des Römischen Reiches und der antiken
Kultur unter den Karolingern und Ottonen. Durch die Verbindung
des deutschen Kaisers Otto II. mit Theophano, der Nichte des
byzantinischen Kaisers, wurden verstärkt Luxusgüter
aus dem Osten importiert, die in den heimischen Werkstätten
oft weiterverarbeitet wurden.Vieles davon gelangte im Lauf der
Zeit in kirchliche Schatzkammern, wie in Bamberg, in Donauwörth
und Augsburg. Aus dieser Zeit stammen einige der wertvollsten Arbeiten, die die Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums präsentiert. So das aus Byzanz importierte Elfenbeinrelief mit dem Tod Mariens aus der Mitte des 10 Jhs., das zum Deckel des auf der Reichenau geschaffene Evangeliar Ottos III. umfunktioniert wurde. Da man tragbare Ikonen, die im Osten der privaten Andacht dienten, im Westen nicht kannte, wurden die östlichen Diptychon und Triptychen zerlegt und die Einzelteile zum Schmuck von Büchern verwandt. Dieses Relief ist eine der künstlerisch qualitätvollsten Arbeiten einer kleinen Gruppe von Schnitzereien, die man die „malerische Gruppe“ genannt hat, auch deshalb, weil sie vielfach Vorbilder der Malerei verarbeitet hat. Ein weiteres Glanzstück dieser Ausstellung ist das Perikopenbuch Heinrichs II. Der kostbare Deckel setzt sich aus einem Elfenbeinrelief mit Darstellungen um die Kreuzigung und Auferstehung Christi (um 870), sowie von byzantinischen Emailplättchen mit Brustbildern Christi und der Apostel aus der Mitte des 10 Jh. zusammen. Neben den Elfenbeintafeln waren die kostbaren byzantinischen und orientalischen Seidenstoffe sehr begehrt, die im Westen zu liturgischen Gewändern und Reliquienhüllen verarbeitet wurden. Diese, aber auch die Gold-und Silberschmiedearbeiten, Emaillen, geschnittene Steine und Gefäße aus Edelsteinen, sowie einer Reihe von Münzen und Siegeln runden die delikate Ausstellung ab. | |
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