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besprechung
"Das Kosmische"

carl rottmann und die landschaft

eine ausstellung in der kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung

Die Frage nach dem Verhältnis von Natur und Geschichte beschäftigte über die Jahrhunderte nicht nur Philosophen und Dichter, sondern auch die bildenden Künstler. Joseph Anton Koch, Caspar David Friedrich und Carl Rottmann machten dieses Problem zu einem ihrer zentralen Themen.
Diese drei Maler, ein Deutschrömer, ein Romantiker und Carl Rottmann setzten sich in sehr unterschiedlicher Weise damit auseinander. J.A. Koch mit seinem Bild „Heroische Landschaft mit Regenbogen“ von 1815 vertritt die Idee einer Einheit von Naturgeschichte und menschlicher Geschichte. C.D. Friedrich stellte in seinen Landschaftsbildern eine Natur, die den gleichen Gesetzen wie der Geburt, des Wachsens und des Vergehens, wie eben die menschliche Geschichte auch, unterworfen sind, dar. C. Rottmann dagegen verstand die Natur als eine zerstörerische Kraft, die die Schöpfungen der menschlichen Geschichte vernichtet.

Das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart wird in seinen Bildern verschiedenartig gedeutet. So steht beim Italienzyklus noch die Vergangenheit unveränderlich und in verklärendem Licht, die Gegenwart als lebendiges und sich veränderndes Reich.
Später dagegen, bei seinem Griechenlandzyklus befindet sich die menschliche Zivilisation der Vergangenheit ebenso wie der Gegenwart im Prozeß des Verfalls.
Auf diese resignative Haltung Rottmanns dem Verlauf der Geschichte gegenüber läßt sich aus der Diskrepanz zwischen idealisiertem Griechenlandbild der deutschen Klassik und den eigenen Erlebnissen, in dem durch den Freiheitskampf zerstörten Griechenland, schließen.

In seiner letzten Schaffensperiode wird der historische Gehalt immer mehr in den Bereich des Assoziativen verlagert. Sein Interesse richtet sich immer stärker auf das Kosmische. In der Darstellungsweise kommt dies zum Ausdruck, indem das Bild den kosmischen Energien überlassen wird und die Motive bis zum nicht Erkennbaren zurücktreten.
Ab den 40-er Jahren erreicht Rottmann durch die Stilisierung der Lichteffekte eine Steigerung der Farbigkeit. In dieser Zeit wurden Bilder mit dramatischen Darstellungen der Naturatmosphäre, unter anderem das „Schlachtfeld von Marathon“ von1849, gemalt. In diesem Werk wird der Blick der BetrachterInnen von der Erde auf den Himmel mit seinem Wolkenkampf geführt. Hier verläßt Rottmann den Ort der menschlichen Geschichte und betritt das Reich der Zeitlosigkeit.

Krisztina Viszmeg





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