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2 0 7 1 0 1 0 2 0 0 1 | besprechung vom traum endlich berühmt zu sein
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In seiner ersten Einzelausstellung behandelt Christian Dobmeier das Thema vom ersehnten Ruhm, oder besser gesagt: vom Ruhm, den sich jeder erträumt. Denn jeder, der in irgendeiner Weise zu den kreativ Produzierenden unserer Gesellschaft gehört, wird sich wünschen - und mag er dies noch so geheim halten -, eines Tages mit seinen Werken Ruhm zu erlangen. Christian Dobmeier verheimlicht seine Ambitionen nicht, sondern thematisiert sie vielmehr. Zu sehen sind seine Arbeiten in der Aspekte Galerie der Münchner Volkshochschule im Gasteig bis zum 2. Dezember 2001 täglich von 9 bis 22 Uhr. | |
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Knabenalter - Mannesalter - Greisenalter: Traum - Wunsch - Einsicht.
Schon immer wurde gerne gedrittelt, und so lässt sich denn auch das
menschliche Leben in drei wesentliche Abschnitte unterteilen. Erstaunlicher
Weise kommt tatsächlich jedem dieser drei Lebensabschnitte eine gewisse
Eigentümlichkeit zu. Und so ist es für den reifen, ausgewachsenen
Menschen auch typisch, dass er am Anfang seiner Kariere nach Ruhm
strebt. Denn niemand möchte ein Irgendjemand bleiben, sondern
Anerkennung finden. Diesem Wunsch entgegenkommend hat die Gesellschaft
verschiedenen Formen von Anerkennungssymbole erfunden: Medaillen werden
umgehängt, Ehrentitel verliehen, Podeste zur Verfügung gestellt. Diese
Form der Auszeichnung, der gesellschaftlichen Anerkennung von individuell
errungenem Ruhm ist das Thema, das Christian Dobmeier seit seinem
Studium an der Münchner Akademie beschäftigt. Dass er sich dabei selber
zur Projektionsfläche macht, ist nicht nur konsequent, sondern verleiht
seinen Arbeiten zudem auch Unmittelbarkeit und Witz. |
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In Medaillons eingelassenen Portraitbüsten zieren das Kranzgesims
der Münchner Akademie. Künstler von Rang und Namen wie Michelangelo,
Raffael oder Anton Mengs sind hier verherrlicht und verewigt. Doch gerade
links oberhalb des Portals ist eines dieser Medaillons herausgebrochen.
Manch einer mag es als vermessen erachten oder gar als eine Art von
Größenwahnsinn ansehen, dass Dobmeier auf die Idee gekommen ist, gerade
hier sein eigenes Konterfei zu verewigen. Doch das Gegenteil ist der
Fall. Indem Dobmeier, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal sein
Diplom in der Tasche hatte, sich frech in die Riege der erlauchten Künstler
einreiht, hinterfragt er auf subtile und witzige Art eben jene Form
der Anerkennung, die unserer Gesellschaft so hoch und heilig ist. Erstmals
sind die anderen Arbeiten des Dreißigjährigen, die um das gleiche Thema
kreisen, der Öffentlichkeit zugänglich, so unter anderem "Dobmeier
erhöht sich selbst". Hierbei handelt es sich um ein kleines aus
Sperrholz gezimmertes Podest, das kaum größer als ein Schminkkoffer
ist, und das man ungehindert mit sich herumtragen kann. Ist einem nach
etwas Ruhm zumute - sprich: läßt die täglich absorbierte Dosis des kleinen
Größenwahns gerade mal wieder nach - stellt man sich einfach
auf das Podest und schon spürt man das Gefühl von grenzenloser Anerkennung
in sich aufsteigen. Auch goldene Schokoladetaler gehören zur dieser Überhöhung des Alltäglichen. In Cäsarischer Pose hat Dobmeier auf der einen Seite der Medaille sein Ebenbild in das Stanniol prägen lassen, während auf der anderen Dob 2000 zu lesen ist. Hätte jeder genügend solcher Münzen seines eigenen Konterfeis bei sich, könnte er nicht nur stolz sein eigenes Abbild in der Öffentlichkeit verbreiten, sondern wäre auch vor dem gefürchteten Attacken des Unterzuckers gefeit. Auch wenn die Ausstellung "Der Traum vom Ruhm" noch nicht in den ehrwürdigen Räumen einer Galerie oder gar in den heiligen Hallen eines Museums zu sehen ist, sondern sich noch unter das breite Volk mischt, so lädt doch der heitere und unvoreingenommene Blick Dobmeiers zum Schmunzeln über die eigenen Ambitionen ein. Und vielleicht nimmt er auch dem einen oder anderen etwas vom verbissenen Ehrgeiz, einmal ganz berühmt werden zu müssen.
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