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besprechung
culinaria romana



so aßen und tranken die römer


eine ausstellung in der prähistorischen staatssammlung


Die obligatorische Diät nach den allzu üppigen Gelagen der Feiertage kann dieses Jahr durch eine kleine Sonderausstellung in der Prähistorischen Staatssammlung versüßt werden. Culinaria Romana erinnert an die antiken Wurzeln italienischer Eß- und Trinkkultur und veranschaulicht, daß die römische Küche lange vor den Zeiten von Pizza und Pasta vielfältig und schmackhaft war.

Durch die begrenzte Haltbarkeit der Exponate fällt die Zahl der Originale verständlicherweise gering aus - dennoch wurde in der Küche der Prähistorischen Staatssammlung eifrig geköchelt und gebacken, so daß naturgetreue Nachbildungen antiker Brotlaibe schmerzhaft an den knurrenden Magen erinnern. Ein paar Stangen nicht mehr ganz marktfrischer Lauch neben einem an der Decke baumelnden Scamorza- Käse (ob es den damals auch schon so in Wachs verpackt gab?) zieren eine liebevoll nachgestellte römische Küche.



antike graffitis





Allerelei Wissenswertes zu Herstellung und Zubereitung der Speisen, Verwendung des Tafelgeschirrs und Eßgewohnheiten der Bevölkerung wird in knappen Begleittexten erläutert und durch Gebrauchsgegenstände aus der römischen Küche wie beschriftete Gefäße zur Aufbewahrung von Lebensmitteln, Bestecke oder sogar Überreste der Nahrungszubereitung veranschaulicht. Die ausgestellten Fundstücke (hierunter auch eine Nachbildung des 1868 entdeckten Hildesheimer Silberschatzes) werden durch eine Diaschau pompejanischer Fresken und anderer Kunstgegenstände zum Thema ergänzt.

Den Höhepunkt der Ausstellung bildet die Inszenierung eines Tricliniums, für das eigens drei Liegen aus Holz und Leder mit den noch vorhandenen Eisenbeschlägen rekonstruiert wurden. Diese Klinen, hufeisenförmig um einen Tisch angeordnet, boten Platz für drei bis neun Personen und stellten in üppig geschmückten Festzimmern das Zenrum des gastlichen Hauses dar. Auch Damen nahmen an den privaten Festgelagen teil, jedoch saß die sittsame Römerin aufrecht am Fußende ihres Gatten. Weniger vornehm hielten es die Wirtinnen der Gasthäuser, in denen sich ohnehin nur das einfache Volk nicht nur zum Trinken traf. Sie verkauften sich hinter den -an heutige Salatbars erinnernden- Theken üblicherweise gleich mit; eine Tatsache, der wir die Überlieferung eines antiken Graffitis mit der triumphierenden Botschaft "Ich habe die Wirtin gebumst" verdanken.

Vor allem durch die Berücksichtigung auch der einfacheren Bevölkerungsschichten bietet ein Rundgang durch diese leise Ausstellung neben bereits Bekanntem und Gesehenem neue und teilweise durchaus amüsante Aspekte antiker Eßkultur. Und für die Diätgeplagten, denen bei der Vorstellung von Rosinen-Fischsauce das Wasser im Munde zusammengelaufen ist, gibt es das ein oder andere überlieferte Rezept mit auf den Weg - die nächsten Feiertage kommen bestimmt.

Bis zum 25. Januar in der Prähistorischen Staatssammlung, Lerchenfeldstraße 2 (Tel. 089/293911). Eintritt DM 6,-, ermäßigt DM 2,-. Öffnungszeiten: Täglich außer Mo, 9-16 Uhr; Do bis 20 Uhr; am 31. 12. geschlossen, am 1. und 6.1. geöffnet.

susanna ott





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