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besprechung drei gewinnt
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Der Bayerische Photopreis der Danner Stiftung wird alle drei
Jahre vergeben. Jeder Preisträger erhält DM 10.000,-
, sowie die Produktionskosten von Katalog, Plakat, Einladung
und die Ausstellungsmöglichkeit im Fotomuseum (vom 9.12.
bis zum 31.01.) samt fulminanter Eröffnung obendrein. Alles
in allem, so der Vorsitzende Dr. Herbert Rüht bei der Eröffnungsrede,
beläuft sich die Summe auf DM 100.000,- - ein ansehlicher
Betrag also. Die Beschenkten sind dieses Mal David Steets und Marek Vogel, beides Absolventen der Fachakademie für Fotodesign. Hubert Weiland, Bildhauer und Akademieabsolvent, erhielt einen Anerkennungspreis. | |
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Bleibt noch zu klären: wofür? - Für eine neue
narrative Herangehensweise an die Fotografie einerseits und für
eine spannende Ausweitung der Fotografie in den Raum andererseits. David Steets hatte als Abschlußarbeit das Leben in der Nähe von Tschernobyl dokumentiert, oder besser attestiert. Denn, so scheinbar vor der Fotografie jedermann gleich ist, die Auswahl beinhaltet den Hinweis auf den Hintergrund. In Zypern hat er nun wieder diese Situation einer stillen Katastrophe vorgefunden. Die Zweigeteiltheit ging er von beiden Seiten an; in seinem Katalog schilderte seine Schwester kongenial die Lage aus türkischer und aus griechischer Perspektive. Beklemmung macht sich breit und streitet oft mit der strahlenden Buntheit der Farbaufnahmen. Marek Vogel präsentiert das komplette Gegenteil eines weltpolitischen Themas. Er lotet den Mikrokosmos seiner Familie aus, erzählt ihre Geschichte jedoch nur schlaglichtartig. Von der Großmutter, bei der er aufwuchs, erfährt man, daß, als sie starb, alle Verwandten nach Spanien fuhren, um ihre Asche auszustreuen. Man ahnt etwas, vom Ende der Kindheit, vom Gefühl von Verbundenheit bei gleichzeitiger Einsamkeit. Mehr soll man nicht wissen, weil jeder ohnehin weiß, daß auch tausend Bilder nicht genügen, um ein Leben zu beschreiben. Die Farbigkeit wird hie und da von Neuabzügen alter Farbfotos und melancholischem Schwarzweiß durchsetzt. Die Formate changieren, gesellen sich zueinander oder hängen allein. Der Titel „See you“ läßt aber auf Versöhnlichkeit hoffen. Einen notwendigen Kontrast zu so viel Inhalt bilden die dreidimensionalen Photostapel des Dritten im Bunde. Sie spielen mit dem formalen Vorstellungsvermögen des Betrachters: Ein Körperbild ist jeweils so lange geringfügig beschnitten und gestapelt, bis es an all seinen Längsseiten mehr oder weniger verzerrt wiedererscheint. Der Versuch einer imaginären Demontage übersteigt die visuelle Agilität. Die Frage nach dem Bild im Bildstapel, nach der Form im Bildkubus, nach der Räumlichkeit addierter Zweidimensionalität wird aufgeworfen und nicht beantwortet, denn die Lösungen oszillieren. | |
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- Deshalb also drei Gewinner: um eine spannende Ausstellung zusammenzustellen, denn trotz der präzise erarbeiteten Positionen hätte keiner der drei die heiligen Hallen schon allein zu füllen vermocht. Es kommt der Wunsch auf, man hätte auch die Ergebnisse der anderen 57 Bewerber vorgestellt, nicht nur, um die Auswahlkriterien der Jury transparenter zu machen, sondern auch, weil man aufgrund des sonst nicht vorhandenen Ausstellungsraums für Nachwuchsphotographen viel zu selten solche sieht. Dennoch kann man sich nun aber diese drei Namen merken; erfahrungsgemäß wird man auf sie zumindest in München in Zukunft öfter stoßen. | |
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