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besprechung
ist blau ihre lieblingsfarbe?

die farbe blau

eine ausstellung in der

galerie rieder
(maximilianstr. 22)

vom 08.09.2000 bis zum 25.11.2000

Wenn ja, dann teilen Sie Ihre Affinität mit vielen Banken, Versicherungen und Firmen, die diese Primärfarbe schätzen, weil sie mit ihrer eher unauffällig zurückhaltenden Außenwirkung Vertrauen und Seriosität suggeriert.
Sie teilen Ihre Vorliebe aber auch mit zahlreichen Vertretern der bildlichen Kunst:
Die Künstlervereinigungen „Der Blaue Reiter", Die Blaue Rose" oder „Die Blaue Vier" nannten sich nach dieser Farbe, Picasso hatte seine „Blaue Periode", Yves Klein ließ sich das von ihm kreierte Ultramarinblau patentieren – es ist als IKB (International Klein Blue) in die Kunstgeschichte eingegangen.
Der französische Künstler ist in der Ausstellung nicht mit seinen berühmten Anthropometrien, d.h. seinen Körpergemälden vertreten, sondern mit der Skulptur der Blue Venus, die in Anlehnung an die berühmte hellenistische Statue der sogenannten Venus von Milo entstanden ist. Die körnige Oberflächenbeschaffenheit des Gipsmaterials verbunden mit der leuchtenden Farbe erwecken die Imagination von Samtstoff. Über seine Lieblingsfarbe sagte Klein einmal: „Was ist Blau? Das Blau ist das sichtbar werdende Unsichtbare... Das Blau hat keine Dimensionen. Es ist außerhalb der Dimensionen, derer die anderen Farben teilhaltig sind."
Mauricio Nannuncci hat sich die Integration der Schrift in seinen Kunstwerken zur Aufgabe gemacht: In seinem Gemälde Blue/Nomenclature zählt er einige Bezeichnungen aber auch Stimmungen, die von der Farbe Blau ausgedrückt werden auf (forget me not blue, russian blue, misty distance blue, royal blue). What to say what not to say installiert er in blauen Neonlicht an eine der Ausstellungswände und folgt damit den Neonkünstlern, deren bevorzugte Lichtfarbe noch immer Blau sein dürfte.
„Rot ist die Farbe. Rot ist schön. Rot ist Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft. Rot macht high" – diese Aussage stammt von Rupprecht Geiger, der sich seit Anfang der fünfziger Jahre vor allem den warmen und kalten Nuancen dieser Farbe und deren Strahlkraft widmet. Es mag zwar auf den ersten Blick etwas verwunderlich erscheinen, dass gerade dieser erklärte Rot-Liebhaber in der Ausstellung vertreten ist, aber seine Serigrafie Ohne Titel belehrt uns eines Besseren: In seiner dargestellten abstrakten Kombination von Rot, Pink, Türkis und Blau dominiert eindeutig die Leuchtkraft der letztgenannten Farbe.
Pierre Soulages dagegen bevorzugt die Farbe Schwarz, die er stets mit einer weiteren Farbe kombiniert. Die dabei entstehende starke Kontrastwirkung macht auch den Zauber seines Gemäldes Peinture 2 novembre aus. „Ich war immer der Meinung, je beschränkter die Mittel seien, desto stärker sei der Ausdruck".
Auch Petra Winterkamps Diptychon Lethe lebt von der Kontrastwirkung der Farben Schwarz, Blau und Weiß, wobei in diesem Fall aber klar das leuchtende Ultramarinblau überwiegt, das die Künstlerin in dicken Schichten aufgetragen hat.



Horst Antes, ein Vertreter der gegenständlichen Malerei, konzentriert sich seit Beginn der achtziger Jahre auf die Darstellung von Hauswänden und Dächern in geometrisch reduzierten Formen. Sein symmetrisch konzipiertes Gemälde 2 Häuser mit blauen Dächern überzeugt durch die Anordnung der hell-dunklen, mit Sägemehl angereicherten Farbflächen.
Im Gegensatz dazu, das transparente Blau von Christian Rohlfs Werk Weiße Wolken über dem See aus dem Jahre 1936.

Die Reihe der blauen Kunstwerke ließe sich beliebig fortsetzen – die Galerie Rieder, spezialisiert auf die Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, präsentiert des weiteren Erich Heckel, Emil Schumacher, Marc Chagall, George Braque, Fred Thieler, Gerhard Richter, Edvard Munch, Max Ernst, Wassily Kandinsky u.v.a.

Nicht nur Rot, auch (die Farbe) Blau macht high!

angelika steer


 



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