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315 11|05|2004 | besprechung zur installation von isa genzken auf dem museumsplatz |
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Zum 4. Mal wurde der mit 50.000 Euro? dotierte Kunstpreis der Kulturstiftung Stadtsparkasse München vergeben. Nach Jeff Wall, Rosemarie Trockel und James Coleman ging der Preis dieses Jahr an Isa Genzken, Richter-Schülerin und mehrfache Documenta-Teilnehmerin. Anders als bei den vorherigen Preisträgern ist der Preis allerdings nicht mit einer großen Einzelausstellung im Kunstbau respektive Lenbachhaus verbunden, sondern mit einer Außeninstallation auf dem noch relativ neuen Museumsplatz, die wiederum zu den vom Kulturreferat initiierten "Ortsterminen 2004" gehört. |
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In zwei Glasvitrinen zeigt Genzken eine Art Pokal und eine Vase, gefüllt mit Plastikblumen. Der Inhalt beider Vitrinen ist dem Baumarkt oder einem Kaufhaus entnommen und widerspricht damit der Erwartung an normale Vitrinen-Inhalte: Nicht Hochwertiges oder Kostbares verbirgt sich hier, sondern kleine Plastikfigürchen und -blumen, Baumaterial und Dekozubehör wie Spiegelfolie oder Plexiglas. Und genau in dieser Beiläufigkeit des Materials scheint auch der Clou der Installation zu liegen, die jeden Ansatz von monumentaler Kunst-am-Bau-Kunst widerläuft: Kleinteiliges wird in den Außenraum gebracht und Banales wird zum Ausstellungsobjekt erhoben. Vitrinen stehen normalerweise nur im Museum und zwar vor allem in Museen angewandter Kunst, wo sie mit Schmuck, antiken Kostbarkeiten o.ä. angefüllt sind. Bei Isa Genzken sind die Objekte in den Vitrinen Materialien, die höchstens durch ihre Wertlosigkeit bestechen und die so alltäglich sind, dass sie in der Regel nicht den Weg in eine Vitrine finden würden - ebenso wie die Vitrine üblicherweise nicht im Außenraum steht. |
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So weit so gut.
Etwas unklar wird dieser Ansatz allerdings durch eine überlebensgroße
Blume, die als Pendant an eine der antikisierenden Straßenlaternen
angebracht ist. Die Blume ist groß, schön und bunt, d.h. alles, was
man sich von Kunst im öffentlichen Raum wünscht. Und alles, was die
Vitrinen gerade nicht sind, weshalb sich der Eindruck aufdrängt, dass
sich der konzeptuelle Hintergrund der Arbeit mit der buntfarbigen
Blume selbst unterläuft. Auch der Titel der Arbeit(en?) kann dabei
nicht weiterhelfen. "Empire Vampire" ist zwar wohlklingend, wirft
in Bezug auf alle drei Objekte aber Rätsel auf. Worauf bezieht sich
die Vampirsherrschaft am Museumsplatz? Vielleicht auf die nächtlichen
Gesellen rund um die Propyläen? Wohl kaum, weil noch weitere
Werke zu der Serie "Empire Vampire" gehören, deren
Verbleib man allerdings woanders suchen muss.
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