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241 16|07|2002 | besprechung jahresausstellung der kunstakademie in münchen - art without a name |
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Seit einigen Tagen und für noch einige Tage präsentieren die Studenten der Münchner Kunstakademie ihre Arbeiten der breiten Öffentlichkeit. Die auch immer dann bereitwillig erscheint, wenn es was zu feiern gibt. Dieser Herausforderung stellen sich die angehenden Künstler, zum Teil mutig, bisweilen auch etwas übermütig. Die diesjährige Ausstellung ist daher mit gemischten Gefühlen zu betrachten. Man erinnere sich an letztes und an vorletztes Jahr, als Kuratoren des Haus der Kunst sich der sicherlich nicht sehr leichten Aufgabe annahmen, eine Auswahl der eingereichten Arbeiten zu treffen. Dadurch wurde zwar junge Kunst auf einem hohen Niveau präsentiert, doch des Kuratoren Gusto war das allein bestimmende Kriterium. Dem wollen sich die Kunststudenten dieses Jahr entziehen, indem sie die Jahresausstellung wieder innerhalb der Akademie veranstalten. | |
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An der Jahresausstellung beteiligen sich die Studenten
für Bildhauerei, Malerei, Kunsterziehung, Fotografie, aus den Bereichen
des Druckhandwerks und der Glaskunst. Auffallend sind dabei die Klassen
von Willikens und Brunner/Ritz, während die meisten Klassen ansonsten
mit eher enttäuschenden Arbeiten aufwarten. So sind zwar die Arbeiten
in der Klasse Metzel zwar witzig-poppig, doch am Ende ohne Biss. Intellektuell
zeigt sich die Klasse Brunner/Ritz, die sich verspielt dem Fluchtpunkt
nähert. Ein wenig einfälltig die Arbeit von Katharina Gaenssler
der Klasse Hien. Das monotone Selbstbildnis lässt zwar ein verstärktes
Interesse an der eigenen Persönlichkeit erkennen, bringt darüber
hinaus aber nicht viel erkenntnis für den Betrachter. Dann hinunter in den Keller. Hier der mehr als beeindruckende Raum, der von der Klasse Willikens gestaltet wird. Obgleich nicht ganz verständlich, was die vielen Stühle in der monumentalen Apsis zu suchen haben, ist der Gesamteindruck überwältigend. Vom Großen zum Kleinen, zur Klasse Prangenberg. Einem Gemischtwarenhandel gleich stapeln sich hier die Arbeiten der Studenten. Doch das genaue Hinsehen lohnt sich, lässt sich doch hier wie dort eine witzige Arbeit entdecken. |
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Wie anders dagegen das Dachgeschoss. Allein die Restaurierung des Daches und die damit neu entstandenen Räume lohnen ein Besuch. Man möchte eigentlich kein Wort über die dort ausgestellten Arbeiten verlieren, doch man muss die Leute ja warnen. Wenn es wie auch immer möglich sein sollte, so sollte man um das Dachgeschoss einen großen Bogen schlagen. Denn die Arbeiten, vor allem aus der Klasse Kasseböhmer, sind zum Himmel schreiend schlecht. Erst wieder ein Stockwerk tiefer beruhigt man sich. Hier finden sich die Arbeiten aus den Klassen Baschang, Sauerbruch und Co. Nichts neues, dafür aber auch nichts enttäuschendes. |
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Die Akademie unterzieht sich einem Strukturwandel, keinem großen, aber einem doch deutlich fühlbaren. Alte Professoren, die über ein Jahrzehnt gelehrt haben, gehen, neue kommen nach. Gerade in den Klassen der neueren Professoren zeigen sich auch neue Ideen. Innovativer, aggressiver und witziger wirken die Arbeiten jener Studenten, deren Ziehväter noch nicht von den Bequemlichkeiten jahrelanger Gehälter verstaubt sind. Leider zeigt sich auch an der Akademie der Bildenden Künste, dass ein schneller Wechsel beim Lerkörper für frischen Wind sorgt. alescha birkenholz
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