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2 1 6 1 2 1 2 2 0 0 1 | besprechung baumgrenzen - bildgrenzen
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Was ist ein Bild?, wie entsteht ein Bild? und in welchem Rahmen (wörtlich und metaphorisch) ist ein Bild noch als solches zu bezeichnen? Das sind die Fragen, mit denen sich die Kunstgeschichte in den letzten 10 Jahren beschäftigt hat, und, wie die aktuelle Ausstellung "Baumgrenze" in der lotrhinger13/halle zeigt, auch die Kunst. Der Münchner Künstler Thomas Steffl präsentiert dort aus Anlaß der Preisvergabe "Junge Kunst und neue Medien" vier (bzw. fünf) Arbeiten, die sich mit Fragen zum Bildbegriff und der Wahrnehmung beschäftigen. Die Vorstellung von dem Gesehenen wird verunsichert, das einmal Wahrgenommene entpuppt sich als Trugschluß überkommener Sehgewohnheiten. Steffl lenkt den Ausstellungsbesucher durch einen sorgfältig durchdachten Parcours, beginnend mit einer Videoskulptur, dem "Modell Homburg", hin zu einer Holzkiste, die einen Seerosenteich verbirgt. | |
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Das Modell Homburg, zeigt als DVD-Projektion eine Kamerafahrt,
deren Anfang und Ziel sich zunächst nicht erklärt. In immer neuen
Schleifen werden Assoziationen an eine Küstenstraße erweckt, entlang
eines Steinwalls mit kleinen Spuren am Boden, die auf eine abgefahrene
Straße hindeuten. Irritiert wird der Blick erst durch ein regelmäßig
auftauchendes Gebilde am rechten Rand, das sich in den vermeintlich
dargestellten Naturraum nicht so recht einfügen will. Eine Hutschachtel
im hinteren Teil des Raum liefert des Rätsels Lösung: Die Großprojektion
auf DVD ist keinesfalls eine Kamerafahrt durch ferne Küstengegenden,
sondern nur die ganz banal gefilmte Krempe eines sich kreisenden Hutes,
der dem Betrachter in der Schachtel verborgen bleibt. Die Entstehung
des Bildes ist damit zwar verständlich, aber nicht unmittelbar sichtbar
gemacht, so daß hier ganz bewußt ein Raum geschaffen wird, sich das
Bild im Kopf selbst zu machen.
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Zwei Fotografien im folgenden Raum machen Steffls Ansatz zur Thematisierung
des herkömmlichen Bildbegriffs noch deutlicher, wobei hier nebenbei
noch viel Kunst und Kunstgeschichte rezipiert und verarbeitet wird.
Die Bilder zeigen das Innenleben zweier Aquarien und erinnern in ihrem
sorgfältigen Arrangement an tableaux vivants, denen allerdings das
"vivant" fehlt. Auch wenn der Raum- und Lichteindruck sehr plastisch
und lebendig wirkt, fehlt das Eigentliche jedes Aquariums, die Fische.
Dabei zitiert Steffl neben dem tableau vivant nicht nur das Stilleben
(ganz wörtlich zu verstehen: hier steht das Leben still), sondern
auch das mittlerweile fast schon traditionelle Medium des Leuchtkastens.
Während Ende der siebziger Jahre der Leuchtkasten im Museum noch eine
Revolution in Sachen Neue Medien war, darf er heute selbst in konventionelleren
Sammlungen kaum mehr fehlen. Dennoch nutzt Steffl nicht einfach den
Leuchtkasten für seine Fotografien - was bei dem Motiv des Aquariums
mehr als nahe liegt -, sondern "inszeniert" ihn durch die Beleuchtung
und eine kluge Rahmen-im-Rahmen-Situation. Die Neuen Medien werden
hier mit Hilfe der alten Medien und den Mitteln herkömmlicher Malerei
reflektiert, und damit fast auch schon ein bißchen parodiert.
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