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270 22|03|2003 | total motiviert - neues aus dem kunstverein:
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---- 15000
posaunen finden in nürnberg kein gehör ----grillunfall: kleinkind bekommt
rente --- swinger sind nicht unsittlich doch lesen Sie zunächst: Geographie "Die Schwedeninsel liegt ganz im Süden des Ammersees und ist Teil des Naturschutzgebietes südöstlich von Diessen a. Ammersee. Daß die Insel so heißt, weil ein Schwede dort ertrunken ist, muß nicht stimmen, ist aber von Frau Lind ins Gespräch gebracht worden und die wird wissen, ob Schweden schwimmen können."(krau) |
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Boulevard- Schlagzeilen, DJ- und Kuratorenschule und weitere grenzüberschreitende
Veranstaltungen - "total motiviert" das soziokulturelle Manöver liest
sich als buntes Programm.
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Kommunikation ist für Søren Grammel, Kurator im Kunstverein
ein wichtiger Bestandteil jeder künstlerischen Arbeit, diese habe eine
Leerstelle innerhalb der eignen Struktur aufzuweisen, die dann vom Rezipienten
gefüllt werden könne. Neben integrierten Bestandteilen kunstvermittelnder Modelle bietet die Ausstellung natürlich auch die Kernstücke einer traditionellen Kunstausstellung. Das Kunstwerk behauptet sich in "total motiviert" jedoch nicht als geniales künstlerisches Schöpfungsergebnis, sondern als kritisches Angebot, einen anderen Blick auf Wirklichkeit und deren Konstruktion zu werfen. So wurde die Plakatsammlung des Kulturwissenschaftlers Rudi Meier aus dem Kulturladen Westend übernommen, die dieser zur Thematik Revolution in der Werbung und Popkultur angelegt hat- ein Augenschmaus, wie politisch-ideologische Ikonen unter den Gesetzen der Produktvermarktung zu Trägern ganz anderer Ideale mutieren. |
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Schließen sich manifestiertes Kunstwerk im Museumsraum und
Kunst als Objekt eines Denkanstoßes aus? Fast scheint es, dies sei die
Befürchtung der Ausstellungsmacher: Wie in einem großen Topf verquirlt oder aber als Gesamtkunstwerk konzipiert verbinden sich die einzelnen ausgestellten Werke miteinander. Als formale und inhaltliche Klammer dienen Carla Zaccagninis Spurensuche, eine Fußbodenfrottage - Graphit auf Papier, auf der sich die Bewegungen der Besucher aufzeichnen und Michael Beutlers Schilfrohrdecke, die dem Ausstellungsraum etwas angenehm Südländisches gibt- und somit zum Verweilen einlädt. Die Reflexion über die Definition Kunstwerk schlägt sich auch in den bewußt vermiedenen Beschriftungen der Arbeiten nieder. Für Søren Grammel ist diese Versuch, die Etikettierung "Kunst" aufzulockern jedoch leider nur ein Kompromiß, denn nach wie vor erhält der Besucher einen Lageplan zur Ausstellung, auf dem sich chronologisch ablesen lässt, wer was gemacht hat und einige erklärende Hintergrundinformationen. Vielmehr sollen die Rezipienten zunächst dazu gebracht werden, sich etwas anzusehen und eigenständig zu befragen und bewerten. In dieser Hinsicht steht die Ausstellung auch in Tradition von Beuys sozialer Skulptur und will Kunstrezeption als Prozess lebendiger gestalten- als Sinnbild könnte da der bereitgestellte Sandsteinblock dienen, am dem der Besucher sägen, hämmern und meißeln kann, in der Hoffnung, dass der schöpferische Funke als Gemeinwerk aller am Ende eine ästhetische Form findet. Kultur produzieren anstatt konsumieren als neue Forderung? Vielleicht kann man beim nächsten Mal auch einfach etwas mehr auf die Selbstständigkeit des Besuchers vertrauen. |
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Soziale Rollenklischees werden in dieser Ausstellung durcheinander
geworfen: Kuratoren werden zu Künstlern, politische und gesellschaftliche Anliegen engagierter Subgruppen zu Kunst, und Künstler spielen ganz absichtlich in der Hobbyliga; die Einteilung in Sparten gerät zur Nebensache. Gleich im Treppenaufgang hat der Künstler Bernd Krauß eine lokale Redaktion eingerichtet, um von hieraus die Welt im Auge zu behalten: die Frage des Tages: "Wer fühlt sich besser, derjenige, der keine Zeitung liest, weil er zuviel arbeitet oder diejenige, die in der Lektüre Kriegsgewalt und Krankenberichte nicht berücksichtigt?" Körperkontakt mit dem Sprachrohr der Galeriestrasse bietet ein kleines Guckloch und lässt zu, den Poeten am Schlafittchen zu packen. Bedeutend Unbedeutendes erlangt Tragweite, ein humoriges Spiel. In der "Kellergalerie" inszeniert Krauß den Rückzugsraum einer Spezies, die hier ihre Stunden mit befremdlichen nicht konkret einzuordnenden Freizeitsaktivitäten zu verbringen scheint. Die Einzelteile der Installation changieren zwischen liebevoll arrangierten und skurril anmutenden Objekten, den Vorraum der Kellergalerie hat der Künstler weiter verteilt an weitere "Vereinsheimer" und Hobbyisten. |
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Die Arbeiten der aktivistischen Gruppe Kanack Attak kann
man als politisches Statement gegen "die Kanakisierung bestimmter Gruppen
von Menschen durch rassistische Zuschreibungen mit allen ihren sozialen,
rechtlichen und politischen Folgen" begreifen, oder als Analyse medialer
Berichterstattung. Frech, aufdringlich und dabei subtil durchdacht verführt die als Reporterin auftretende Aktivistin in "Kanak Attack TV" so manchen Interviewten zu unbedachter Aussage, wobei nie ganz auszumachen ist, ob der die Befragte einfach überrumpelt worden ist oder man tatsächlich den Prototypen eines Rassisten vor sich hat. Amüsant unterhaltsam mediale Unterhaltung, die zugleich auch nachhaltig nachdenklich macht, Kriterien zur Integration in die "deutsche Leitkultur" und deren vorbildhaften gespielte Erfüllung- sehenswert! |
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Lust auf mehr? Total motiviert- ein soziokulturelles Projekt, Kunstverein,
bis 14.April
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