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besprechung l.a.-ex
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Natürlich sind wir Münchner leicht zu beeindrucken von einer Metropole wie Los Angeles. Filme, Stars und Sternchen, Surfen, Skaten, Fitness, alles was cool und hip ist kommt erst einmal aus Los Angeles. Und auch die Kunst verspricht eine andere Coolness als man sie von unserer Provinzstadt erwarten kann. Eine Auswahl davon zeigt die Ausstellung „L.A.-ex„ die derzeit in der Villa Stuck zu sehen ist - gemeinsam mit Performancen im Marstall-Theater. Sechs kalifornische, ein deutscher und ein österreichischer Künstler zeigen hier ihre Auseinandersetzung mit dem Phänomen Los Angeles. Dabei möchte sich die Ausstellung nicht „ausschließlich auf den regionalen Zusammenhang einer bestimmten Gruppe von Künstlern beziehen, [da ein solcher Zusammenhang] in Zeiten der Globalisierung und weltweiter Vernetzung zu keinerlei neuen Erkenntnissen mehr führen kann.„ Mit einem solchen Statement gleich zu Beginn des Kurzkatalogs wird jeder Kritik natürlich der Wind aus den Segeln genommen. Wie kommt der Städtename in den Ausstellungstitel wenn es doch keinen regionalen Zusammenhang zum Phänomen Los Angeles gibt? |
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Hier mag auch eine der Schwierigkeiten der Ausstellung liegen: auf der einen Seite bewegt sich die Ausstellung ganz allgemein im öffentlichen Raum - Gewalt, scheinbare Mobilität, Isolation des Einzelnen sind die Themen, die angesprochen werden -, auf der anderen Seite geht es eben doch um Los Angeles, die coole Metropole, mit deren klangvollem Namen allein schon Ausstellungen bestritten werden können. Dieses etwas undurchsichtige Konzept zieht sich leider durch die Ausstellung und muß sich mitunter auch den Vorwurf der Beliebigkeit gefallen lassen. Angefangen bei der Künstlerwahl: Da heißt es, daß sich verschiedene Künstlerinnen und Künstler aus Los Angeles über Gattungsgrenzen hinwegsetzen und dann stellt der deutsche Shooting-Star Jonathan Meese mit aus. Auch wenn in Meeses Rauminstallation Filme gezeigt werden (Hollywood!) offenbart die Verpuppung Stalins zwar wüste Inszenierungen aber einen Bezug zu Los Angeles stellt sie definitiv nicht her. Da wird Nietzsche, Heidegger und Richard Wagner zitiert, Gewalt und Pornographie gezeigt und mit mythischen Figuren gehandelt, um höchstens auf dem aller allgemeinsten Nenner zurück zur kalifornischen Mythos-Stadt zu gelangen: Der Raum wird zur Bühne umfunktioniert, gattungsübergreifende Medien werden gebraucht, und es herrscht Chaos. Merkmale also die die Stadt Los Angeles oder den kalifornischen Künstler durchaus auszeichnen können, dafür aber auch jede andere Stadt und jeden anderen Künstler. Auch der freie Umgang mit verschiedenen Medien ist mittlerweile so selbstverständlich, daß sich hieraus weder regionale noch globale Zugehörigkeiten ableiten lassen. Sieht man aber einmal von dem Makel des schwammigen Konzepts ab, ist die Ausstellung trotzdem interessant; nicht zuletzt auch durch die Zusammenarbeit mit dem Marstall, der bis Mitte Juni mehrere Performances der ausgestellten Künstler zeigt. Für das Werk von Diana Thaters etwa ist die Performance geradezu integrativer Bestandteil, da ihre Untersuchung von „mediatisierten Bildern, kulturellen Konventionen und historischen Zusammenhängen„ nur über den aktiven Part der Performance funktionieren kann. |
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Interessant ist auch die Art wie die kalifornischen Künstler
mit den vergleichsweise kleinen Räumen der Villa Stuck umgehen: während
Meg Cranston die herrschaftliche Atmosphäre der unteren historischen
Räume durch das Einstellen eines Pianos (wenn auch eines hohlen) zusätzlich
betont, stellt Richard Jackson den klaren kubischen Räumen ein Labyrinth
von Metallstangen gegenüber. Aus dem einstigen Schlafzimmer wird so ein
Käfig, aus dem sich nur mittels eines schmalen Korridors wieder herausfinden
läßt, nicht ohne zuvor ins Leere zu laufen. Auch Raymond Pettibon
nimmt Bezug auf den Raum, indem er seine comicartigen Malereien direkt auf
den stuckverzirrten Wänden anbringt. Die witzigen bis ernsthaften Zeichnungen
offenbaren dabei einen ziemlich lockeren Umgang mit Stucks mitunter etwas
pathetisch anmutender Architektur. Alles in allem mußten sich die kalifornischen
Künstler mit der typischen Architektur eines deutschen Künstlerfürsten auseinandersetzen,
ebenso wie die Besucher aufgefordert sind, den Mythos Los Angeles zu reflektieren.
Daß es dabei bisweilen zu etwas unpassenden Zusammenstößen kommt, macht
gerade den Reiz dieser Ausstellung aus.
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