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besprechung
es war einmal eine Leinwand...


lucio fontana.
la fine di Dio

eine ausstellung in des Lenbachhaus München
18.11.98 bis 21.02.99

La fine di Dio (1963/64) - Das Ende Gottes, das sind große, an das menschliche Maß ausgerichtete, eiförmige Leinwände mit Löchern und Einschnitten. Lucio Fontana (1899-1968) verbindet hier die alte Vorstellung des kosmischen Eies als Zeichen des Ursprungs aber auch der Vollkommenheit der göttlichen Schöpfung mit der Tradition des (vom Künstler geschaffenen) Tafelbildes, das sich als ein in sich geschlossenes sinnvolles System, als ein ordnendes Weltbild versteht. Durch die Verletzungen der Leinwand oder des Eies assoziieren wir das im Titel bezeichnete Ende dieser Vorstellungen. Aber vielleicht gilt auch der umgekehrte Schluß, demzufolge der Tod ganz ähnlich wie der Anfang, eben wie das Ei aussehen kann. Damit steht der von Einsteins Relativitätstheorie inspirierte Künstler einer zirkularen und geschlossenen Anschauung des Raums und der Zeit im Universum nahe und damit wird auch seine Vorstellung eines sich frei im offenen Raum entfaltenden Kuntwerks durch die Öffnung der Leinwand in ein Davor und dahinter faßbar.
Auch die großen von einem Schnitt oder einem Loch durchfurchten Bronzekugeln Nature erinnern an Generatives: An Samen oder Eizelle, an Vagina und Uterus, aber auch an die Erdkugel oder das Universum. Wie bei der durchlöcherten Leinwand geht durch den Eingriff des Künstlers Form verloren, die dann „in Form“ von sich frei im Raum entfaltender Stofftlichkeit wiedergewonnen wird.
Die Idee zu dieser Ausstellung entwickelte sich aus dem Ankauf der Neonskulptur Cubo di luce (1959/60), der einzig authentisch erhaltenen Neonskulptur des Künstlers, durch den Förderverein des Lenbachhauses. Licht tritt hier nicht als zu gestaltende Aufgabe für den bildenden Künstler in Erscheinung, sondern als unmittelbare aus dem Material sprechende, den Raum durchdringende Wirkung.

Imke Bösch





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