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besprechung
nächtliches?

letztenacht - erstenacht

eine ausstellung in der galerie der künstler
von 20.04.2000 bis 14.05.2000

Das Umfeld des Menschen war schon immer das, was ihn prägte, weil er darin leben und handeln mußte. Er muß es gestalten und bearbeiten, um seinen Raum zu finden, indem er für sich eine Ewigkeit spüren kann. Vielen Menschen erscheint die Nacht oft ewig lang, doch sind auch gerade nachts viele besonders aktiv. Dem Thema " Nacht" wurde in der Galerie der Künstler eine Ausstellung gewidmet.

Am Anfang steht die Grundfrage: Wer ist und was macht der Mensch? Wo steht der Mensch?
In den Installationen von Robert Hutterer- derzeit in der Galerie der Künstler zu sehen - steht er nicht, nirgends. Entweder wird der leblose Menschenleib im Sand vergraben um anschließend wieder ausgegraben zu werden, oder er hängt, an den Beinen festgemacht, in der Luft und dreht sich unaufhörlich im Kreis. Der Kopf ist abgeschnitten. Die Zirkelhaftigkeit des Geschehens ist unübersehbar. In der ewigen Kreisdrehung ist der leblose Körper gefangen und erträgt, daß an ihm gehandelt wird. Es entsteht ein Kontrast zwischen der Passivität des Körpers und der Aktivität der anonym bleibenden Handelnden.

"Ich befrage die Welt, die nie lange genug stillsteht, um überzeugende Antworten zu geben."
So lautet der Kommentar, der um den Körper, der mit Sand zugeschüttet wird, projiziert wird. Ja, sie muß sich ununterbrochen im Kreis drehen und so, wie man keine Antwort erhält, kehren auch die Fragen immer wieder.

das wachsen eines kopfesl


Der zweite Künstler Herbert Nauderer beschäftigt sich in der Hauptsache mit Köpfen und mit Musik. Er spricht persönlich an. Durch spontane musikinspirierte Gesten wachsen auf großformatigen Leinwänden viele kleine Köpfe, die nie vollstandig "fertig" gezeichnet sind, oft nur eine Ahnung eines Kopfes zulassen und auch durch einen Strich vernichtet werden. Die Kopffragmente bieten dem Betrachter Assoziationsanreize zu Vorstellungen, Stimmungen, Gefühlen. Zwischen Abstraktion und Figuration - so eine Art Schwebezustand.
Die Gemeinschaftsarbeiten dieser beiden Künstler bringen den Dialog zwischen der Introvertiertheit der Figuren und dem ungegenständlichen Umraum stärker hervor.

Auf andere Weise zeigt Christoph Loos seine Holzschnitte. Seine Werke bestehen aus zwei Teilen. Den jeweils sechs bedruckten dünnen Holzblättern steht der bearbeitete Druckstock als Pendant gegenüber - beides Teile ein und desselben Arbeitsprozeßes. Der Ausgangspunkt des Arbeitsganges ist durch die dünnen Holzseiten vertreten, die er anstelle der Leinwand bedruckt Damit bleibt die ursprüngliche Materialität sichtbar. Man kann den Stoff nicht vom fertigen Kunstwerk trennen, sondern man muß sich an ihn erinnern.

Was hat das alles nun mit dem Thema der Ausstellung "Erste Nacht Letzte Nacht" zu tun? Vielleicht die Tatsache, daß die Nacht für jeden andere Freuden, Ängste, Heimlichkeiten und Phantasien birgt, freisetzt, etwas, was künstlerische Arbeiten auch tun - so wie Nauderer, dessen Bilder immer nachts entstehen.

andrea heister



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