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319 29|06|2004 | besprechung auf einer unsichtbaren straße, auf der höhe ihrer fenster... -eröffnung des kunstprojekts petuelpark |
Am 26.06. und
27.06.2004 wurde im Rahmen von QUIVID, dem Kunst am Bau-Programm der
Stadt München unter der Leitung des Baureferates der Landeshauptstadt
München der Petuelpark eröffnet. Der Petuelpark bekam seine Bedeutung
als Grünanlage, nachdem der Petuelring, der Teil der Stadtautobahn
des "Mittleren Ringes" ist, als eine 2002 eröffnete Untertunnelung
für den Kraftverkehr eine weite Fläche über sich freilegte, die nun
einen friedlichen Treffpunkt der umliegenden Anwohner und ein Aufkeimen
künstlerischer Ideen fördern soll. |
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Aufgrund einer
Wettbewerbsausschreibung des Baureferates und der Münchner Kommission
für Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum wurde ein Kunstkonzept
gesucht, das sich in den Planungsentwurf der Landschaftsarchitekten
Jühling & Bertram aus München eingliedern und zusammen in Teamarbeit
zu einem zeitgenössischen und auch originellen Stadtgarten ausgebaut
werden sollte. Der Münchner Künstler Stephan Huber machte schließlich
das Rennen, unter dessen Leitung 12 weitere zeitgenössisch-moderne
Künstler sich Parkabschnitte vornahmen und daraus separate Aufenthaltsorte
mit individuellem Ambiente kreierten. |
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Hier eine kurze
Übersicht für Interessierte: 2. Roman Signer ließ ein Paar Gummistiefel als moderne Springbrunnen installieren. In Sekundenschnelle entspringt eine steile Fontäne von 7 Metern einem, auf einer Kiesinsel sich befindenden, Schuhen, die sich danach in einer längeren Pause verliert. Wenige Meter davon entfernt stehen in Straßennähe weitere zwei Stiefel, aus denen sommergerecht kalte Kult strömt. In dem sinngemäßen Titel Wasserstiefel-Luftstiefel vereint der Schweizer Künstler zwei der vier elementaren Naturkräfte, die genauso divergierende Symbolik tragen, wie Signers Kunstwerk, bei dem Idylle und Explosion, Realität und Phantasie und auch Sinn und Unsinn so nah beieinander stehen. 3. Der Jugend, für die der Park und die moderne Architektur sich einsetzen, wird dieses Denkmal der Düsseldorfer Künstlerin Pia Stadtbäumer gewidmet. Traditionellen, im Barock aufgeblühten, Reiterstandbildern zum Trotz zeigt sich hier ein vorpubertierender, fast unbekleideter Junge mit Westernhut, der als Reiter sein Maultier mit allerlei Trashgut überladen hat und damit das moderne Zeitalter charakterisiert. Das Thema Go! mag eine Anspielung auf die sich viertelstündig drehende Sockelplatte sein, die durch den wiehernden Laut des Mulis unterstrichen wird. 4. Harald Klingelhöller, ein weiterer Düsseldorfer Künstler, huldigt sein Rhetorisches Wäldchen dem sozialen Miteinander, der Kommunikation und der Redefreiheit. 6, in scheinbar willkürlicher Anordnung positionierte, Rednerpulte unterschiedlichster Höhe-gefertigt aus weißem und schwarzen Granit-dienen zwischen neu gepflanzten Jungbäumen sowohl als "Speaker´s Corner" als auch auf Knopfdruck als Trinkbrunnen. 5. Der kanadische Künstler Rodney Graham beschäftigt sich mit der Ruhe und Idylle. Dabei wirkt der Heckenhain mit seinen historisch anmutenden Sitzmöbeln, aus dem Jardin du Luxembourg in Paris, als enspannender Kurort von besonderer Art. Mit einem betont ruhigen Kammerkonzert mit dem Song "I´m sitting on an island" von den The Kings wird der Besucher mit einer kurzen Flucht aus der ach so hektischen Alltagswelt des frühen 21. Jahrhunderts entlohnt. Dieses Musical Folly läd auf grünen, zur Verfügung gestellten, Stühlen zur Entspannung ein. 6. Ein gewagter Schritt ist hinsichtlich des Kunstwerks Maria, Quell des Lebens des niederländischen Künstlers Hans van Houwlingen zu beobachten. Dieser zitiert in seiner Darstellung eine Marienstatue aus dem 17. Jahrhundert. Bei van Houwlingen erscheinen Wasserstrahlen aus den Stigmata Christi und verweisen ihn somit nur auf einen funktionellen Teil des Brunnenkunstwerks. 7. Des Berliner Künstlers, Raimund Kummer, ausgearbeitetes Kunstwerk Volière (Arbeitstitel) bekam im nordwestlichen Teil des Parkes eine kleine Lichtung zur Verfügung gestellt. Grüne überdimensional große Sehenstrangimitationen aus Glas hängen auffällig in und von einem schlicht gehaltenen okotogonalen Plexiglaspavillon herab. Hierbei verwandeln gläsern-zerbrechliche Pupillen das Gebilde in Augen, die nicht nur das äußerliche Erscheinen des Parks, sondern auch die Seele des Parks widerspiegeln. Kummer zitiert bei der Form des Oktogons die traditionelle Baugeschichte, in der diese Architektur sich seit der Antike und v.a. im Barock durch Anwendung für repräsentative und prominente Bauten auszeichnete. 8. Das auch im wörtlichen Sinne geltende Highlight verbirgt sich hinter dem Lichtkunstkonzept des Münchners Dietmar Tanterl. Schön ist es, nie mehr nach Einbruch der Dunkelheit die Freuden eines romantischen Parkaufenthalts entbehren zu müssen! Auch das gehört zu den Ideen des modernen Parks, das in dieser Neuanlage bestimmt große Resonanz finden wird. Unter dem Stichwort "urbane Helligkeit" greifen 79 Edelstahlstelen, die zu einer autonomen Lichtskulptur werden, als Landschaftsarchitektur aus, die auch nachts mit weißen und grünen Halogenlichtern zum gesicherten Flanieren einladen. 9. Das voraussichtlich erst 2005 vollendete Café von Uwe Kiessler soll als schlichter Bau erscheinen, der sich die Vermittlung von Kunstprojekten als Prämisse setzt. Ein Ausstellungsraum sowie ein Sozialpavillon (Architekt: Uwe Kiessler) und der dazugehörige Generationengarten wird eine ambitionierte Begegnungsstätte zwischen künstlerisch Interessierten jungen Menschen, Senioren und anderen Kulturen verkörpern. Weitere Künstler wie Barbara Bloom, Stephan Huber, Kiki Smith und Alexandra Ranner, werden dabei das interkulturelle Treffen unterstützen. 10. Die amerikanische Künstlerin Barbara Bloom führt ihren Plan von tanzenden und sich kreisenden Röcken im Treppenhaus auf Monitoren aus, die den Betrachter unter dem Aspekt der Unterhaltung bis zum obersten Stockwerk begleiten. 11. Die Amerikanerin Kiki Smith befasst sich mit der Fensterglasmalerei. In einer phantasievollen Fabel- und Tierwelt werden mystische und märchenhafte Themen verarbeitet, die das Interieur der modernen Bar säumen. 12. Alexandra Ranner entlehnt ihre Idee einer Fotografie eines Pariser Cafés, von dem sie die Kuchenvitrine übernimmt. Die sich darin befindenden Kuchenstücke werden von der Münchnerin in einer verzerrt-verzogenen Struktur ab absurdum geführt. 13. Als designierter Kopf der Künstlergruppe wird Stephan Huber zwei Kronleuchter im Café kreieren. Diana Fleischer |
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