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311 16|03|2004
besprechung
picasso in münchen: kunst im austausch
verlängert bis 11. juli
13.3.- 27.6.2004 picasso in münchen

 

Große Picasso-Ausstellungen sind von jeher Publikumsmagneten. Der spanische Maler ist einer der letzten - oder wenn man so will - der jüngsten Künstler, die weithin mit dem alten Begriff des Genies verknüpft werden. Seine Werke werden, ähnlich wie Kunstwerke aus längst vergangenen Epochen, mit Andacht betrachtet. Ob man Picasso damit ehrt oder schadet, sei dahingestellt. Fakt ist, dass sein Glanz fortbesteht, und sich seitens der Museumsbetreiber auch in den Hoffnungen auf ein zahlreiches Publikum niederschlägt. Eine Picasso-Ausstellung ist ein sicheres Highlight im Museumskalender.

   
das tauschprojekt


Die umfangreiche Schau, die momentan im Münchner Kunstbau zu sehen ist, muss jedoch auch in kulturpolitischer Hinsicht als exzeptionell betrachtet werden. Denn der temporäre Tausch der jeweiligen Sammlungen - Blauer Reiter und Picasso - des Lenbachhauses und dem Kölner Museum Ludwig, ist einzig aufgrund des besonderen Vertrauensverhältnisses zwischen beiden Häusern denkbar gewesen. Ein Modell für die Zukunft ist das Tauschprojekt den Direktoren der Häuser zufolge genau deshalb jedoch nicht. Die Initiative will ein Zeichen sein: das jeweils andere Kunstpublikum mit seinen Schätzen bekannt machen und somit für die eigene Kunstregion werben. Und sie möchte der Kulturpolitik vor Augen führen, welch kreative Einfälle die Museen hierzulande haben müssen, um solche Schauen überhaupt zu ermöglichen.
Doch sind diese organisatorischen Feinheiten für den Besucher nachvollziehbar? Vielleicht. Die Außendarstellung jedenfalls ist darauf angelegt. Der Tauschcharakter wird greifbar in der zeitgleichen Dauer beider Ausstellungen sowie im gemeinsamen Faltblatt, das sowohl das Münchener als auch das Kölner Publikum informiert. Weiterhin kann gefragt werden: ist das Modell möglicherweise doch übertragbar - und sollten Museumsdirektoren angesichts der nicht vorhanden staatlichen finanziellen Mittel nicht viel öfter ähnliche Ideen verwirklichen, und scheinbar Unmögliches möglich machen? Dieser Vorstoß, als implizite Kritik angedacht, birgt zumindest die Gefahr, zum Präzedenzfall für die Gegenseite zu werden.

   

die picasso sammlung ludwig

Die Picasso-Sammlung von Peter und Irene Ludwig rangiert im Umfang nach den Sammlungen in Paris und Barcelona an dritter Stelle. Mit den Schenkungen aus den Jahren 1994 und 2001 besitzt das Museum Ludwig die wertvollste und umfangreichste öffentliche Picasso-Sammlung Deutschlands, und eine der bedeutendsten weltweit. Der Charakter der Sammlung ist speziell, denn er dokumentiert die persönliche Annäherung und Auseinandersetzung des Ehepaars Ludwig mit Picasso. Auch wenn einige Hauptwerke vertreten sind, wie die "Frau mit Artischocke" von 1941, wurde in der Auswahl der Werke das Augenmwerk insbesondere auf die Vielfalt und die Produktivität Picassos gelegt. Beides drückt sich vor allem in den grafischen Zyklen aus, die, mit vielen hundert Blättern vertreten, eine gesamte Längswand des Kunstbaus schmücken. Keramiken und Plastiken runden das Bild des vielseitigen Künstlers ab. Die Haltung Picassos, der in barocker Manier die Variation des Ausdrucks der Suche nach dem einzig Wahren und Schönen vorzog, spiegelt sich somit in der Sichtweise des Sammlerehepaars wider und stellt eher den vielschaffenden Künstler als das Genie in den Mittelpunkt.

Paulina Palomino

  Begleitprogramm zur Ausstellung

Im Begleitprogramm zur Ausstellung "Picasso in München" finden im Kunstbau Lenbachgalerie, Luisenstraße 33, folgende Veranstaltungen statt:
- Dienstag, 11. Mai, 19.30 Uhr: "Spanish Brass Luur Metalls: Hommage à Picasso" (in Zusammenarbeit mit dem Instituto Cervantes München). Das spanische Brass-Ensemble spielt Werke von modernen und zeitgenössischen Komponisten. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 10 Euro.
- Samstag, 15. Mai, 19.30 Uhr: Picasso-Parade: "Ich verstehe nichts von Musik" (Pablo Picasso), Kammerkonzert der Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 5 Euro. Eintrittskarten gibt es bei München Ticket, Telefon 54 81 81 81, oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse. Der Eintritt berechtigt auch zur Besichtigung der Ausstellung im Anschluss an die beiden Konzerte.
- Sonntag, 16. Mai, 14 bis zirka 16 Uhr: Klingende Ausstellung "Wandelkonzert" der Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Der Eintritt für die Ausstellung (7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro) gilt auch für das musikalische Programm.
   

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