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besprechung
piotr nathan - der, der die sterne zählt

piotr nathan - der, der die sterne zählt

eine ausstellung im haus der kunst
von 27.04.2001 bis 08.07.2001

Es gibt Ausstellungen, die lohnen den Besuch allein wegen einer einzigen Arbeit, so auch die Werkschau Piotr Nathan "Der, der die Sterne zählt" im Haus der Kunst. Insgesamt fünf Arbeiten hat Nathan für die Ausstellung geschaffen, die auf den ersten Blick ziemlich heterogen wirken. Eine (von zweien) monumentale Wandzeichnung sticht von allen Arbeiten besonders hervor: eine riesige Kohlefläche. Die Bezeichnung monumental hat diese Arbeit nur im eingeschränkten Sinne verdient, zwar ist sie, was ihre Maße angeht, tatsächlich monumental, darüber hinaus widersetzt sie sich aber allen weiteren Aspekten von Monumentalität. Nathan hat für die Zeichnung eine riesenhafte Fläche mit Kohlenstaub bemalt (besser be-zeichnet), und obwohl sich aus der Fläche verschiedene Muster, ja beinahe Ornamente ergeben, verfolgte er mit der Linienführung keine figürlichen, vermutlich nicht einmal abstrakte Zwecke. Die Muster ergeben sich allein aus dem was ohnehin auf der Wand vorhanden war, Übermalungen, Verspachtelungen, Lüftungsschächte oder Stromein- und Ausgänge. Alles, was sich auf einer ganzen normalen Museumswand findet, nur normalerweise nicht beachtet, und meist auch nicht einmal sichtbar ist.

sichtbarmachen von bereits vorhandenem

Wer das Haus der Kunst gut kennt, weiß, daß hier schon einmal Herlinde Koelbls "Bilder der Macht" gehangen oder Haim Steinbachs Wandinstallationen gestanden haben, Arbeiten, deren Gegenwart durch jede neue Ausstellungen getilgt wird, indem die Wände wieder weiß gestrichen und mit neuen Bildern oder Installationen versehen werden. Und genau diesen ganz alltäglichen Ausstellungswechsels dokumentiert die Wandzeichnung von Piotr Nathan. Der schwarze Kohlenstaub macht die kleinen Unebenheiten sichtbar, die die Museumswand über die Jahre hinweg prägen, und ihr - auch wenn sie immer wieder geweißelt wird - ihr eigentliches Gesicht geben. Insofern zeigt die Wandzeichnung nicht allein eine Fläche, die aus verschiedenen Perspektiven Beschaffenheit und Farbe wechselt ( - aus ganz seitlicher Perspektive wirkt die Wand nur wie eine monochrome schwarze Fläche - ), sondern sie zeigt vor allem den Wechsel von Kunst im Museumsalltag.

raum-arbeiten



Auch mit den anderen ausgestellten Arbeiten beschäftigt Nathan sich mit dem vorhandenen Raum, Im Park der Erinnerung ist ein überdimensionales Collier, das im Treppenhaus zur Ausstellung aufgehangen ist. Dem schönen Stück fehlt allerdings ein Stein, womit Nathan auf subtile Art auf die historischen Gegebenheiten im Haus der Kunst Bezug nimmt, in denen auch so manche (Kunst-) Lücke klafft. Den großen Ausstellungsraum selbst erreicht man schließlich durch fünf Spitzenstoffbahnen, Ein Sprung ins Wasser, die neben Nathans Vorliebe für poetische Titel auch seine Anleihen an die Bühnenkunst sichtbar machen. Wie auf einer Bühne durchschreitet man die Bahnen, in denen je nach Gang eine andere Farbe vorherrscht, geradezu so, als würde moderne Bühnenlichttechnik die Gänge in immer neue Lichter tauchen. Ganz wie sein einstiger Professor, Sigmar Polke, demonstriert Nathan mit den unterschiedlichen Arbeiten große Virtuosität, was den Umgang mit den verschiedenen Materialien - Fotografie, Stoff, Kohle -, betrifft, die er geschickt in den vorhandenen Räumlichkeiten umsetzt..

christine walter




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