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besprechung piotr nathan - der, der die sterne zählt |
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Es gibt Ausstellungen, die lohnen den Besuch allein wegen einer einzigen Arbeit, so auch die Werkschau Piotr Nathan "Der, der die Sterne zählt" im Haus der Kunst. Insgesamt fünf Arbeiten hat Nathan für die Ausstellung geschaffen, die auf den ersten Blick ziemlich heterogen wirken. Eine (von zweien) monumentale Wandzeichnung sticht von allen Arbeiten besonders hervor: eine riesige Kohlefläche. Die Bezeichnung monumental hat diese Arbeit nur im eingeschränkten Sinne verdient, zwar ist sie, was ihre Maße angeht, tatsächlich monumental, darüber hinaus widersetzt sie sich aber allen weiteren Aspekten von Monumentalität. Nathan hat für die Zeichnung eine riesenhafte Fläche mit Kohlenstaub bemalt (besser be-zeichnet), und obwohl sich aus der Fläche verschiedene Muster, ja beinahe Ornamente ergeben, verfolgte er mit der Linienführung keine figürlichen, vermutlich nicht einmal abstrakte Zwecke. Die Muster ergeben sich allein aus dem was ohnehin auf der Wand vorhanden war, Übermalungen, Verspachtelungen, Lüftungsschächte oder Stromein- und Ausgänge. Alles, was sich auf einer ganzen normalen Museumswand findet, nur normalerweise nicht beachtet, und meist auch nicht einmal sichtbar ist. |
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Wer das Haus der Kunst gut kennt, weiß, daß hier schon einmal Herlinde Koelbls "Bilder der Macht" gehangen oder Haim Steinbachs Wandinstallationen gestanden haben, Arbeiten, deren Gegenwart durch jede neue Ausstellungen getilgt wird, indem die Wände wieder weiß gestrichen und mit neuen Bildern oder Installationen versehen werden. Und genau diesen ganz alltäglichen Ausstellungswechsels dokumentiert die Wandzeichnung von Piotr Nathan. Der schwarze Kohlenstaub macht die kleinen Unebenheiten sichtbar, die die Museumswand über die Jahre hinweg prägen, und ihr - auch wenn sie immer wieder geweißelt wird - ihr eigentliches Gesicht geben. Insofern zeigt die Wandzeichnung nicht allein eine Fläche, die aus verschiedenen Perspektiven Beschaffenheit und Farbe wechselt ( - aus ganz seitlicher Perspektive wirkt die Wand nur wie eine monochrome schwarze Fläche - ), sondern sie zeigt vor allem den Wechsel von Kunst im Museumsalltag. |
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Auch mit den anderen ausgestellten Arbeiten beschäftigt Nathan sich
mit dem vorhandenen Raum, Im Park der Erinnerung ist ein überdimensionales
Collier, das im Treppenhaus zur Ausstellung aufgehangen ist. Dem schönen
Stück fehlt allerdings ein Stein, womit Nathan auf subtile Art auf
die historischen Gegebenheiten im Haus der Kunst Bezug nimmt, in denen
auch so manche (Kunst-) Lücke klafft. Den großen Ausstellungsraum
selbst erreicht man schließlich durch fünf Spitzenstoffbahnen, Ein
Sprung ins Wasser, die neben Nathans Vorliebe für poetische Titel
auch seine Anleihen an die Bühnenkunst sichtbar machen. Wie auf einer
Bühne durchschreitet man die Bahnen, in denen je nach Gang eine andere
Farbe vorherrscht, geradezu so, als würde moderne Bühnenlichttechnik
die Gänge in immer neue Lichter tauchen. Ganz wie sein einstiger Professor,
Sigmar Polke, demonstriert Nathan mit den unterschiedlichen Arbeiten
große Virtuosität, was den Umgang mit den verschiedenen Materialien
- Fotografie, Stoff, Kohle -, betrifft, die er geschickt in den vorhandenen
Räumlichkeiten umsetzt.. christine walter
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