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324 14|09|2004 | besprechung „plywood interrocker“ von stefan hirsig |
galerie
aktueller
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www.osram.de/
galerie |
Das OSRAM-Haus in der Hellabrunner Str. 1 liegt optisch scheinbar
an der Peripherie des großstädtischen Lebens. Das zumindest wird durch
die Schnellstraße und die Sackgasse suggeriert, die an und zum mehrstöckigen
60er Jahre Bürokomplex der OSRAM-Werke (vorbei-)führen. Aber hinter
dessen Eingangstüre verbirgt sich die durchaus aufsehenerregende Galerie
aktueller Kunst im EG am Ende der Empfangshalle, die derzeit die 205.
Ausstellung seit 1966 mit dem Werkzyklus „Plywood Interrocker“ des
Berliner Malers Stefan Hirsig feiert.
collage-arbeiten
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Die Mischung aus
raumgreifender, mit handgemalter Holzmaserimitation versehener, Sperrholz-Architektur
und abstrakter, aber auch vergegenständlichter Ornamentik mit Gemälden,
die ebenfalls abstrakte Gebilde, gegenständliche Motive, weiterhin
freihändige Pinselstrich-Kreationen in chromatischer Vielfalt enthalten,
verleiht der Kunstausstellung Dynamik und Verspieltheit. Diese hier
genannte Ornamentik äußert sich durch Skulpturenabbildungen oder scherenhaften
Profilen nebst selbstkreierten abstrakten Formen.
bezug zu charles eames` “plywood chairs" |
Diese Wahl des Leitmotivs ist nach Charles Eames` ehemaligen „plywood chairs“ (aus den 60ern) adaptiert. Eames fertigte damals Stühle aus furniertem Sperrholz an, die naturbelassen waren, und dessen Prinzip der Maserung Hirsig übernommen hat.
„brushstroke“- |
Immer wieder taucht das Motiv der Holzmaserung auf, das durch die sog. „brushstroke“-Technik geschaffen wurde - tatsächlich ruft diese aber die Assoziation mit einem assemblagehaften Element hervor, woran die künstlerische Qualität offensichtlich wird. Die bereits erwähnte „Brushstroke“-Technik verklärt das Dargestellte so, dass die pinselbemalte Fläche einer fabrikfertigen Holzleiste ähnelt und -beabsichtigt oder nicht- mit den Holzpaneelen des Raumes harmonisiert. |
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Den Berliner Stefan Hirsig, der in einer Architektenfamilie aufgewachsen ist, faszinierten schon früh die 60er-Stilmöbel, die ihn in seiner Kindheit und Jugend begleiteten. Diese ließ er nun in seine Gemälde als Zitate einfließen, wodurch die Atmosphäre des ebenfalls 60er Jahre-Stil des salonhaften Ausstellungsraumes unterstrichen wird. |
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Bereits im Foyer beginnt seine Werksammlung mit einem leinwandbespannten Holzrahmen, der konzentrisch angelegte, geometrisch-längliche Gebilde freilegt. Die reale nach Schablonen angefertigte Abbildung eines Löwenkopfprofils lässt den tatsächlichen Löwen am Eingang des OSRAM-Hauses erkennen. Und hier wiederum auch wieder Motivausschnitte, die sich in seinen weiteren jüngsten Werken wiederfinden, angefangen von abstrakter Motivik über freihändige Pinstelstriche zu den Holzmaserimitationen. |
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So sind Aquarelle,
zu seinen älteren Werke von 1996 gehörend, in pasteller Ausführung
neben kompliziert angeschnittenen Kuben, mit pastoser Farbenbehandlung,
und seinen charakteristischen jüngsten Werken in dem ca. 30 qm großem
Ausstellungsraum arrangiert. Anhand der Gegenüberstellung von älteren
zu jüngeren Werken ist ein stetig reifender Schaffensprozess zu beobachten,
der seinen vorläufigen Endpunkt in den aktuellsten Werken gefunden
hat, in denen sich charakteristische Züge Hirsigs (Mischung aus verschiedensten
Architektur- und Malereielementen) zur Perfektion ausgebildet haben. |
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Die drei architektonisch konzipierten Sperrholzkonstruktionen zeigen verschiedene Schwierigkeitsstufen, von primitiv-kubistischen über längs-gerichteten (sich an ein wahrheitsgetreues Vorbild anlehnend) zu utopisch verschachtelten Formen. |
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Hirsig ist nicht nur ein passionierter Maler sondern auch begnadeter Architekt, der sein Werk durch handwerkliche Qualitäten ebenso aufwertet, wie auch durch eine ausgereifte Maltechnik. Diese zeichnet sich durch unterschiedliche Darstellungsweisen aus, die von abstrakter Verbildlichung über gegenständliche Schablonenmotive zu Materialtäuschung geht (s. „brushstroke“-Technik). Seine Arbeiten beruhen auf sich aufbauenden Farbschichten, die je einen langwierigen Trocknungsprozess durchgangen haben, um dann übermalt bzw. behandelt zu werden. Diese vereint er mit einer virtuosen Oberflächenbehandlung (dickes Auftragen der Farbe, rauhe Oberflächentextur [Krakelenmuster, einer galvanisierend-täuschend echter Textur]) und den Faktoren Zufälligkeit (Farbschlieren-Experiment) und möglicher Spontaneität (flüchtige Pinselstriche über exakt verlaufender schablonengefertigter Fläche) sowie geometrischer Exaktheit und Konstruktivismus, wobei die Symmetrie außer Acht gelassen wird. Jedes seiner Werke birgt Überraschungsmomente. So enthüllt sich eine Hanglandschaft mit See auf einer scheinbar abstrakten Kubusform-doch erst nach mehmaligem Hinsehen . Diana Fleischer |
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