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2 1 7 1 9 1 2 2 0 0 1 | besprechung rembrandt auf papier - "werk und wirkung" |
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Vor fast 40 Jahren waren die Schätze des "Rembrandt-Komplexes"
der Graphischen Sammlung München das letzte Mal in einer Ausstellung
vereint. Bis zum 10. Februar können die Besucher der Alten Pinakothek
davon nun rund 90 Zeichnungen und Radierungen Rembrandts, seiner Schüler
und Nachfolger bewundern. Der "Rembrandt-Komplex" kam mit 373 Zeichnungen vor 1800 durch den Kurfürsten Carl Theodor nach München. Lange war sich die Forschung über die tatsächliche Urheberschaft vieler Blätter im Unklaren, heute werden nur noch lediglich 12 Werke Rembrandt selbst zugeschrieben. In der Ausstellung werden diese durch Leihgaben ergänzt und geben zusammen mit den sogenannten "Münchner Fälschungen" einen guten Überblick über das Schaffen und den Geschmack der Amsterdamer Meisterschule Rembrandts um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Die jungen Schüler Rembrandts wurden als Lehrlinge in den Grundlagen der Malerei unterrichtet oder kamen als bereits ausgebildete Künstler, um sich am Werk des Meisters zu schulen und seine Technik und Malart zu übernehmen. Darin waren sie teilweise so erfolgreich, dass es heute nur noch erschwert möglich ist, die Arbeiten Rembrandt selbst oder einem bestimmten Schüler zuzuordnen. Dazu kommt, dass die Werke der Schüler lediglich mit dem Zeichen der Werkstatt signiert waren und durchaus - der damaligen Gepflogenheit berühmter Werkstattbetriebe entsprechend - vom Meister kommerziell ausgeschlachtet wurden. Zweifellos führte aber auch die stark anwachsende Wertschätzung Rembrandts in der Mitte des 18.Jahrhunderts zu einer Zunahme von Kopien und absichtlichen Fälschungen nach Rembrandts Zeichnungen. |
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Gegliedert nach Themen bestechen die in München gezeigten Arbeiten
Rembrandts durch Weichheit, harmonischen Bildaufbau und fast moderne
Züge. Mit unglaublicher Fantasie wendet sich der Künstler bei den
biblischen Themen von einer traditionellen Darstellungsweise ab und
belebt die Figuren durch seine ganz persönliche Vorstellungskraft.
Auch bei den Zeichnungen nach weiblichen Modellen und Männerakten
wählte Rembrandt keine wohlproportionierten, idealisierte Venusgestalten
oder heroische Figuren. Er bevorzugte schlaksige Jünglinge und Mädchen
aus dem einfachen Volk, wie seine Haushälterin und Geliebte Hendrickje
Stoffels. Die Frau sitzt in einer Radierung, die in den 50er Jahren
des 17. Jahrhunderts entstand, mit gekrümmtem Rücken, schwerem Blick
und stark ausgeprägten Gesichtszügen vor dem Kamin der einfachen häuslichen
Stube. Zutiefst bewegend ist ein Blatt der Dienstmagd Elsje Christiaens,
die 1664 am Galgen hingerichtet wurde. Ihr kindlich unschuldiger Ausdruck
steht im krassen Gegensatz zur Wiedergabe der komplizierten Befestigungsvorrichtung.
Rembrandt zeichnete sie mit einigen Schülern wahrscheinlich noch am
Tag der Urteilsvollstreckung, wenige Stunden nachdem sie gestorben
war. Die Ausstellung zeigt sowohl ein Original aus dem Metropolitan
Museum of Art in New York, als auch eine Schülerzeichnung der Münchner
Sammlung.
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Die Gelegenheit, Werke der Graphischen Sammlung in München zu sehen,
sollte man in jedem Fall wahrnehmen, denn viel zu selten werden diese
Kunstschätze der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Das hat zweierlei
Gründe: Auf der einen Seite fehlt ein geeignetes Ausstellungshaus,
auf der anderen sind die Zeichnungen und Kupferstiche aus konservatorischen
Gründen sehr empfindlich und werden die größte Zeit in lichtgeschützten
Boxen und Mappen aufbewahrt. Doch nicht nur deshalb lohnt ein Besuch
der Rembrandt-Ausstellung. Gut gegliedert und schön präsentiert bieten
ihre Exponate einen fast vollständigen Überblick über Rembrandts Schaffen
als Zeichner, über die Verarbeitung seines Stil bei Schülern und Nachahmern.
Gut lesbare didaktische Tafeln und zwei Vitrinen geben zusätzlich
Information über den Künstlerbetrieb Rembrandts und dokumentieren
die wissenschaftlichen Untersuchungen zur Echtheit und Verfälschung
der Werke. |
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