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besprechung zurück zum herd - rosemarie trockel im kunstbau |
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Die Ausstellung "Rosemarie Trockel", die zur Zeit anläßlich der Verleihung
des Kunstpreises München im Kunstbau des Lenbachhauses zu sehen ist,
zeigt sämtliche medialen Facetten, mit denen ein Künstler arbeiten
kann. Trockel hat für ihre Ausstellung neben ihren großformatigen
Kochplattenbildern eigene Installationen, Kurzfilme und Diaprojektionen
aus- sowie eine Auswahl von Kinofilmen zusammengestellt. Aber trotz
- oder gerade wegen - dieser medialen Vielfalt läßt sich ein roter
Faden in Trockels Werk erst in ihren Zeichnungen erkennen. |
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Trockel hat in den letzten Jahren eine ganz eigene Symbolsprache
aufgebaut, die man auch als private Mythologie des Post-Feminismus bezeichnen
könnte. Mal witzig-amüsant, mal zynisch-böse spielt sie mit Rollenbildern
und Klischees. Dem - männerdominierten - Minimalismus setzt sie etwa
ihre Herdplattenbilder entgegen: groß, kräftig, dominant, aber eben
aus Herdplatten bestehend, karikieren diese häuslichen Tafelbilder abstrakte
Kompositionen. Hier wird nicht nur - mit einem verschmitzten Lächeln
- der minimalistischen Formensprache gehuldigt, sondern auch der Frau,
dessen häusliches Attribut schlicht zur abstrakten Kunst erklärt wird.
Allerdings können nicht alle Arbeiten Trockels so überzeugen: Großformatige
Fotoprints zeigen die Herdplatten in verschiedenen Kontexten, etwa als
zerstörte Filmküche in idyllischer Natur oder als Zivilisationsmüll
in einer Schneelandschaft. Zu plump der Hinweis auf das häusliche Relikt,
denn auch ein großes Format kann nicht von inhaltlicher Leere ablenken.
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Auch das Spiel mit verschiedenen Wahrnehmungsebenen (gern
gebrauchtes Wort des neuen Jahrtausends) wirkt bisweilen etwas verkrampft:
Um ihre eigenen Videos zu präsentieren, hat Trockel eine kreisrunde,
große Platte auf dem Boden montiert, die sich im Schneckentempo dreht.
Der Betrachter kann auf die mit Karostoff bezogene Platte steigen und
sich langsam drehend die Filme betrachten. Allerdings ist es eine Illusion,
zu glauben, daß sich die Wahrnehmung durch die Drehbewegung verändert.
Vielmehr ist es das unwohle Gefühl, sich in einer Ausstellung seiner
Schuhe entledigen zu müssen, welches haften bleibt. Neu beschuht, und mit unveränderter Wahrnehmung kann man die kleine Empore hinaufsteigen und im Videoraum des Kunstbaus eine Auswahl an Spielfilmen sehen, die Trockel eigens für die Ausstellung ausgewählt hat. Erfrischend zu sehen, wie etwa Billy Wilder mit dem Bild der Frau umgeht; da braucht es weder schnelle Bilder noch drehende Standflächen, um sich des kleinen Unterschieds zwischen Mann und Frau und ihrer jeweils so anders gearteten Wahrnehmung bewußt zu werden!
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