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magazin



 
besprechung
der mensch ist dem menschen ein spiegel

Es stellt sich die Frage: Was macht ein Bildsujet zum Sujet, was läßt es so interessant wirken, daß es bildnerisch umgesetzt und somit für andere erfahrbar wird? Aus welchem Grunde setzt ein Photograph das Thema „Friseur“ ins Bild? Ist es - nur - ein sozialdokumentarisches Interesse oder steckt doch mehr dahinter?
Die Ausstellung „Barbiere“ von Salvatore Cante stellt sich zunächst als Panoptikum einer zumindest hierzulande vom Aussterben bedrohten Männerdomäne vor: den Barbier. Männer unter sich, eitle Männer möchte man meinen und manche Frau wird müde lächelnd den Kopf schütteln. Aber in vielen Ländern ist dieses Metier noch Alltag und eine Kultur für sich. Der Barbier fungiert nur vordergründig als Haareschneider und Rasierer, außerdem ist er Kommunikationsforum, Anzeigenzentrale und, aufgrund der intimen Situation, bestimmt auch das eine oder andere Mal profaner Beichtvater im weißen Kittel.
Noch weiter südlich geht es minimalistischer zu: Von Angesicht zu Angesicht wird die Rasur im Schatten des Dromedars vorgenommen. Und hier offenbart sich der essentielle Gehalt, für den das Frisörische an sich vielleicht nur ein Vorwand ist. In der Wüste ist der Babier zugleich der Spiegel. Sein Gegenüber mag versuchen, im Widerschein der ihn fixierenden Augen den Vorgang zu beobachten, sonst ist da nichts. Die Vorstellung von seinem Äußeren existiert nur im Anblick des Anderen. Vielleicht ist dies also der Schlüssel zum Geheimnis der barbierischen Atmosphäre, die die Photographien Cantes' ausstrahlen.

milena greif



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