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Samuel Bourne
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besprechung
indien aus europäischer sicht

samuel bourne - sieben jahre indien. photographien und reiseberichte

eine ausstellung im fotomuseum im münchner stadtmuseum
von 11.05.2001 bis 19.08.2001

Das Interessante an fotografischen Bildern ist oft weniger das Dargestellte, als der Blick darauf. So auch in den Reisefotografien von Indien des Engländers Samuel Bourne. Wie sieht ein Vertreter des englischen Königreiches das Land, das viele Jahre unter der Herrschaft der britischen Kolonialmächte stand? Samuel Bourne hat mit seinen Fotografien einen distanzierten Blick auf das Land geworfen, frei von Wertungen sowohl für oder gegen das indische Volk und seine Kultur. Anders als in seinen Reiseberichten, in denen seine Begeisterung für die indische Landschaft deutlich zum Ausdruck kommt, wirken die Fotografien durchweg neutral. Nur selten sieht man den Bildern Bournes Interesse für das Exotische der indischen Kultur an, etwa dort wo Bourne Tempel und Paläste auf seinen Bildern festhält.

Der 1834 geborene Samuel Bourne arbeitete zunächst als Bankangestellter in Nottingham, bevor er 1862 seine erste Reise nach Indien antrat. Nach einer mehrmonatigen Schiffsfahrt begann er im April 1863 in Fotografien und Reiseberichten mit der Dokumentation des Himalaya-Gebirges. Dabei unterscheidet sich das Bild, das er hier von dem Land zeichnet kaum von dem englischer Landschaften oder europäischer Gebirgsketten. Ruhig und traumversunken breiten sich die indischen Berge vor dem Betrachter aus - Exotik läßt sich nur erahnen. Der Blick, der hier auf die indische Landschaft geworfen wird, gleicht dem der europäischen Romantik: Erhaben ragen die Berge ins Bild, und nur selten sind die mächtigen Kulissen von Profanem wie Tieren oder Spuren menschlichen Lebens durchbrochen

erhabene landschaft - distanzierte menschenbilder
Samuel Bourne

Etwas anders in den Bildern der indischen Bevölkerung. Weniger erhaben als dokumentierend lichtet Bourne die Menschen ab. Auch wenn sich mitunter das Erhabene und Stolze allein aus den Personen selbst ergibt, wie im Fall des Maharaja von Rewah mit seinem Gefolge (1879), geben die meisten Bilder doch eher den nüchternen Blick auf eine Kultur, die dem Engländer im Großen und Ganzen wohl fremd geblieben ist. Ganz im Sinne ethnologisch motivierter Fotografien des 19. Jahrhunderts wird die indische Bevölkerung in Gruppen zusammengestellt, denen, einmal im Bild festgefroren, jede Lebendigkeit genommen ist. Dabei hängt das Starre natürlich auch mit den langen Belichtungszeiten zusammen, denen sich im 19. Jahrhundert selbst der geübteste Fotograf nicht widersetzen konnte - trotzdem haftet den Bildern etwas eigentümlich Distanziertes an, das sich nicht allein aus der aufwendigen Technik erklärt, sondern aus dem Blick des Fremden, der die Nähe nicht unbedingt sucht.

reisen als heimliche leidenschaft


Die Bilder, die Reisefotografen wie Bourne machten, wurden in Europa in Alben verkauft, und waren besonders für Ethnologen und Archäologen interessant. Aus hunderten von Motiven stellte der Fotograf ein Kompendium zusammen, das dem interessierten Europäer einen Eindruck des Landes geben sollte, das er selbst nie bereisen würde. Die aufwendigen Reisen mußten dabei lange geplant und organisiert werden - so reiste Bourne etwa mit einem Gefolge von bis zu 60 Personen. Allein die umfangreiche Ausrüstung mit den schweren Glasplatten brauchte eigene Träger, hinzu kamen Wegführer, weitere Fotografen und Verpflegung, die der Gruppe das Überleben in den unwegsamen Gebieten sicherte. Das zu einem solchen Aufwand auch viel Leidenschaft gehört, mögen die Fotos Bournes nicht unbedingt dokumentieren, die Tatsache der Reise beweist es aber auf jeden Fall.
Die Ausstellung fügt sich daher auch sehr schön in eine Reihe von Reisefotografien ein, die das Münchner Stadtmuseum seit 1991 zeigt. Neben "Felice Beato in Japan" (1991) und "Giorgio Sommer in Italien" (1993), erfolgt mit Bourne ein weiterer westlicher Blick auf eine andere Kultur, die sich Europa durch das Medium Fotografie anzueignen suchte.

christine walter



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