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2 0 7 1 0 1 0 2 0 0 1 | besprechung die schönen bilder des dr. rau |
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Wo fängt man an, will man über die Sammlung Rau schreiben? Bei dem Sammler selbst, Dr. Gustav Rau mit seiner durchaus bewegten Vergangenheit, oder bei den Bildern? Am leichtesten läßt sich wohl erst einmal über die Sammlung als Ganzes sprechen. Im Haus der Kunst, dem aktuellen Ausstellungsort, wurde Raus Bildern eine "auffällige Zurückhaltung", ja fast schon Bescheidenheit bestätigt. Tatsächlich gibt es kaum Werke, die durch Originalität herausragen, etwa durch temperamentvollen Pinselschwung (Ausnahme: ein Männerporträt von Fragonard) oder ungewöhnliche Sujets. Bei den meisten Bildern handelt es sich um gemäßigte, dafür sehr qualitätvolle Arbeiten. Fast alle Werke sind der Figur verhaftet, die zahlreichen Porträts werden von nur wenigen Stilleben und Landschaften eingefaßt. Zu den schönsten Porträts der Sammlung dürfte wohl eine Pastellzeichnung von Edgar Degas gehören, die den greisen Maler zeigt, der scheinbar den Betrachter anblickt. Mutlos und mit hängenden Mundwinkeln hat Degas sich selbst dargestellt, wobei er nicht uns, den Betrachter anblickt, sondern sich selbst, sein altes Antlitz, seine schwindenden Lebensgeister - ein Blick, den der Betrachter zwangsläufig teilen muß. Keine Frage, dieses Bild gehört zu den interessantesten der Sammlung Rau, die - und damit sind wir wieder bei der Sammlung - wiederum zu den interessantesten aller Privatsammlungen gehört. | |
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Gustav Rau hat über die Jahre alles getan, daß seine Sammlung wenig
bekannt wurde, womit sie automatisch etwas Mythisches erlangte. Er
hat sich nie mit der Presse getroffen, ja sogar eine gewisse Furchtsamkeit
ihr gegenüber an den Tag gelegt. Das führte dazu, daß die Sammlung
- einmal an die Öffentlichkeit gelangt - größte Aufmerksamkeit erregte.
Letztes Jahr wurde sie das erste Mal im Musée de Luxembourg in Paris
gezeigt und ging anschließend auf Ausstellungstournee. Mit der begeisterten
Presse liess sich auch die höchst merkwürdige Geschichte der Sammlung
mitverfolgen, die nach gewissen physischen wie psychischen Unzulänglichkeiten
des Dr. Rau kurzerhand zum Eigentum verschiedener Stiftungen erklärt
wurde. Erst in jüngster Zeit konnte Rau die Sammlung als ihr nun wieder
rechtmäßig geführter Eigentümer an Unicef vermachen. |
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Aber noch einmal zurück zur Sammlung: Gustav Rau hat fast aus jeder
Epoche der europäischen Malerei seit dem 14. Jh. gesammelt, so daß
die Werke durchaus mit der chronologischen Hängung jeder größeren
Gemäldegalerie mithalten können. Angefangen bei Fra Angelico
über die flämische und holländische Schule, spanischen Barock und
französischen Rokoko endet die Sammlung mit einem schlichten Stilleben
von Morandi. Es fehlen keine große Namen (El Greco,
Joshua Reynolds, Francois Boucher, Claude Monet
etc.) und dort wo ein Bild vielleicht weniger herzugeben vermag, macht
es den Anschein, als würde die Meisterfrage spätestens mit einer leuchtenden
Farbigkeit wieder hergestellt. Denn das fällt durchgängig auf und
macht die Sammlung fast ein bißchen suspekt: die Bilder weisen alle
eine satte Farbigkeit und materielle Makellosigkeit auf, daß man sich
zwangsläufig fragen muß, wie so viele alte Meister so unbeschadet
durch die Jahrhunderte kommen konnten. Offenbar waren hier beste Restaurierungskräfte
am Werk, die vielleicht auch die ein oder andere unsichere Zuschreibung
durch kräftiges Reinigen der Bilder etwas relativiert haben. Während
in der Ausstellung, wie sie in Köln gezeigt wurde, die meisten Bilder
noch mit dem Zusatz versehen waren, "aufgrund stilistischer Merkmale
ist die Zuschreibung an ... wahrscheinlich" hat man in der aktuellen
Münchner Ausstellung diese - zu Recht verunsichernden - Hinweise kurzerhand
weggelassen. Vielleicht wollte man an der einen oder anderen Meisterfrage
gar nicht zu sehr rühren - schließlich wurde um die Ausstellung
und ihren Sammler auch so schon genug Aufhebens gemacht!
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