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besprechung humanizing abstract painting
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"Das Bild ist beendet, wenn es mich berührt", hat Sean Scully, Jahrgang
1945, gesagt und bezog sich dabei auf eines der annähernd 100 Bilder,
welche bis zum 16. September im Haus der Kunst zu sehen sind. Die
Aussage ist Programm, denn Scully hätte auch sagen können: "Das Bild
ist beendet, wenn es meiner Idee entspricht" oder so ähnlich. Statt
von Idee, Gedanke, Ratio ist aber vom Gefühl die Rede, und damit stößt
man auch sogleich zum Wesentlichen der Bilder vor. |
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Sean Scullys Bilder gehören unverkennbar dem Minimalismus an. Also
einer Stilrichtung der 70er Jahre, die in dem sich immer wiederholenden
Rhythmus den expressiven Ausdruck suchte. In gleicher Weise ist bei
Scully auch keine andere Form als das Rechteck zu finden. Aber im
Gegensatz zum strengen Konzept der Minimal-Art versucht Scully das
Figurative in seine Bilder zurückzuholen, "to humanize abstract painting",
oder um sie auch ganz einfach wieder diskursfähig zu machen. Denn
es ist die Auseinandersetzung mit dem anderen, welche die menschliche
Gemeinschaft bestimmt. Sean Scullys Bilder exemplifizieren auf subtile
Weise die Gradwanderung zwischen totalitärem Schweigen und lebendigem
Austausch. |
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Was für die Struktur gilt, gilt in gleicher Weise für die
Farbe an sich. Der pastose Farbauftrag, nass in nass, bewirkt, dass
weiter unten liegende Farbschichten nach wie vor wahrgenommen werden.
Die Pigmente interferieren. Das Rot teilt sich dem Ocker mit, das Schwarz
trübt das Blau. Die einzelnen Flächen beginnen zu oszillieren. Nie tritt
eine Farbe absolut auf, nie ist sie nur sich selbst. Immer schwingt
ein anderer Farbton mit, wie wenn sich einzelne Stimmen zu einem harmonischen
Gesang vereinen. Wenn Sean Scully von einer Vermenschlichung seiner Bilder spricht, dann ist es diese sinnliche Qualität, die trotz der Monotonie der Formen die Vielfalt der Erscheinungen nicht unterdrückt. Die individuelle Form des Rechtecks, der Austausch über die Fläche hinweg, der Vielklang der Farben, all dies sind Elemente, die den inneren Diskurs der Bilder wahren.
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