|
Das erinnert freilich sehr an das berühmte Zusammentreffen der Nähmaschine
mit dem Regenschirm auf dem Seziertisch, das man dem Grafen Lautréamont
verdankt, und das sich die Surrealisten aufs Schild schrieben. Aber Knopf
und Ei sind nicht aufgrund surrealer Vorbestimmung zusammengekommen, sondern
der Schöpfer des Knopfeis hat willentlich gepaart, was nicht zusammengehört
und hat deutlich erkennbar Spaß daran gehabt, das Unwahrscheinliche umzusetzten,
um damit zu zeigen: anything goes.
Viele weitere minutiöse Unglaublichkeiten können jetzt bis zum 4. Juli
in der Akademie der schönen Künste angesehen werden. Doch, wie Wieland
Schmid bei der Eröffnung warnte, „André Thomkins verlangt Zeit“. Zeit,
die winzig-feine Ausführung seiner Vexierbilder zu entschlüsseln, jeder
Spur mit dem Auge so lange zu folgen, bis sie sich im Bilddickicht verliert.
Um dem darstellenden Paradoxon von Struktur und Bild gerechter zu werden,
nannte er sie später „Rapportmuster“ - eine Spielerei ebenso wie z.B.
die Schanier- und die Lackbilder, bei denen der willkürlichen Form die
gewollte Gestalt alsbald folgt. Damit findet Thomkins den Sinn im Unsinn,
nachdem er eben diese Sinnsuche gerade erst als Nonsens entlarvte; Freiheit
und Disziplin, „Einheit des Uneinen und Uneinheit der Einheit“... als
manieristisches Prinzip bezeichnet Schmid den Dualismus, auf dem Thomkins
fröhlich balanciert. Er selbst flachste: „Kunst macht aus etwas etwas
anderes.“ Ganz unwahrscheinliche und dennoch machbare Wunder hat Thomkins,
der 1985 im Alter von nur 55 Jahren starb, auch mit seiner Vorliebe für
Anagramme und Palindrome vollbracht. Wenn man bei Thomkins nicht höllisch
aufpaßt, wird ein KUNSTMALER geschwind zur ARTMUSKEL. Und so erklären
sich auch die hier überschriebenen Worte - versuchen Sie einmal, DOGMA:
I AM GOD rückwärts zu lesen. Thomkins war ein Zauberer!
milena greif
|