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besprechung wir heiraten... |
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Wir heiraten... im Frachtcontainer auf dem Marienhof. Laden das ganze Dorf - München, wie es kommt und staunt. Und schmausen schlußendlich genüßlich und gemeinschaftlich auf Umzugskisten im Rathaus. Aber damit nicht genug. Das ganze ist Kunst. Eine reale Hochzeit und
doch auch Kunst. Ein Bräutigam zum Anfassen, eine Braut zum Küssen und
ein Kunstwerk zum ... ? „Die private Hochzeit als öffentliches Kunstwerk“ so die Verlautbarung der stolzen KunstEltern, des Künstlerpaares Annette und Manfred Stumpf. Doch eigentlich tut das Kunstwerk hier, was die Hochzeit schon lange tut; wenn sich einer zum anderen bekennt, nicht nur für sich („ich liebe Dich, was geht’s Dich an“), sondern vor allen anderen und, wer glaubt, vor Gott. Gegen die Einsamkeit nicht vermittelten Erlebens tritt die Hochzeit der Bekennenden. Und das öffentliche Kunstwerk? Stellt hier gegen die rasende Einsamkeit digitaler Paradiese die Bodenhaftung wieder her zwischen Menschen, die auch Zungen, Haut und Nasen haben. Die reale Hochzeit und der leibliche Betrachter als Alternativen, wenn die Realität im simulierten Traum zu verschwimmen droht. Die Hochzeit als Ereignis, da ich mich selbst bekennen höre. Und die Kunst, die uns unsere Wahrnehmung wahrnehmen läßt, als Spielzug gegen die Scheinwelten, von deren Allgegenwart wir bewußtlos überflutet werden.
Zwischen den Akazien auf dem Marienhof liegt ein Frachtcontainer. Das
ist der Hochaltar. Seine Türen sind die Altarflügel mit Bildern
des Verkündigungsengels Gabriel und dem Drachen bekämpfenden
hl. Georg. Der Eingang geschmückt mit roten Rosen und weißen
Lilien. Wir erhalten Papier, Bleistift und eine frische Baumscheibe als
Unterlage und schreiben dem Brautpaar unsere persönlichen Wünsche.
Das ist unser Einsatz, unsere Predigt, die das Pfarrerspaar der versammelten
Gemeinde vorliest. Es folgen wohlbekannte Worte aus der uns zu wenig bekannten
Bibel. Und dann ist es soweit. Das Paar schreitet ins Innerste des Altar-Containers
und vollzieht Hochzeit. Das Künstlerpaar verteilt Pfingstrosen. Schön.
Und sinnig. Und doch vermissen wir etwas. Ein paar Worte vielleicht über
das Brautpaar. Sind die wirklich zum Anfassen? Und später, als wir
uns inmitten der Ausstellung "Credo" im Rathaus zum Hochzeitsmahl
niedergelassen haben, etwas Verbindendes, Gemeinschaftliches, vielleicht
ein Spiel, aber nicht nur die von Organisatoren zurechtgelegten offiziösen
Worte. Bloß keine dieser Scheingemeinschaften, wie sie die anheimelnde
Allgegenwart unserer modernen medialen Öffentlichkeit ständig
vermittelt.
P.S. Diese Projekt ist Teil der Ausstellung "Dream City" (Kunstraum München, Kunstverein München, Museum Villa Stuck, Siemens Kulturprogramm)
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