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2 1 8 3 0 01 2 0 0 2 | besprechung überraschend beklemmendes erlebnis im haus der kunst
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Estragon: Man braucht nur nicht hinzuschauen. Als ein Haus von Becketts skurrilen Gedankenkonstrukten ließe sich "Shelter" vielleicht beschreiben. Unerwartetes und Unangenehmes tut sich auf, hat man die so geordneten, klaren Gänge des Hauses der Kunst hinter sich gelassen und im ersten Stock den Raumkomplex der Installation von Christoph Büchel betreten. Man befindet sich plötzlich mitten in einer Wartehalle. Sterile Stuhlreihen sind links und rechts angeordnet, die Getränkeautomaten wurden bereits vollkommen geleert und nicht wieder gefüllt. Doch es fehlen die Wartenden. Einzig in der Mitte der Halle zeugt eine ausgelaufene Einkaufstüte von Dagewesenem. Einen Raum weiter hat ein Penner mittels Matratze und Schlafsack sein Nachtlager aufgebaut und dieses wohl auch wieder verlassen. Nur eine surrende Belüftungsanlage ist noch in Betrieb. Ansonsten stehen die Räume still. Stahlrohre, enge Gänge und schmale Leitern führen von einem Raumschacht in den nächsten. Der Betrachter dringt immer tiefer in die beklemmende Tiefe dieses Gebäudes ein und kann sich dessen Wirkung nicht entziehen. Ein aufrechtes Gehen ist kaum möglich, Paletten auf dem Boden erschweren das Passieren. Man ist vollkommen in die Rauminstallation mit einbezogen, steigt über Pritschen, benutztes Geschirr und Essensreste, muss durch enge Rohre kriechen und überflutete Räume waten. Eine direkte Konfrontation mit den zurückgelassenen Gegenständen ist beklemmend - und unvermeidbar. |
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Leerstehende Wohnungen, Schächte, Keller oder Zelte
bilden ein wiederkehrendes Thema des1966 geborene Schweizer Christoph
Büchel. Mit ähnlichen Installationen wie "Shelter"
hat er bereits in der Vergangenheit Aufsehen erregt. Er richtete Wohnungen
von fiktiven Personen in vorgefundene Ausstellungsräume ein und
konfrontierte den Besucher mit deren Leben. Ein Leben, das immer von
psychischen Zwängen zeugt. Vor zwei Jahren arrangierte Büchel
im Sprengler Museum Hannover eine mit "Lieber Kurt,..." betitelte
Rauminstallation, welche die Privatsphäre eines Menschen zeigt,
der an der Sisyphosarbeit nie zu Ende gebrachter Projekte zu scheitern
schien. Im Rahmen der Projektreihe "hosted by...", bei welchem der kunstraum münchen e. V. zu Gast im Haus der Kunst ausstellt, inszenierte Büchel den Gebäudekomplex "Shelter". |
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Durch die zahlreichen fensterlosen Räume mit ihren Belüftungsschächten
und Rohrverbindungen erinnert der Raumkomplex an eine verlassene Fabrik.
Verschiedene Menschen scheinen hier eine zeitlang Obdach gefunden
zu haben. Die einzelnen Räume wurden als Schlafstätte, Bibliothek
oder Waschraum mit den einfachsten Mitteln umfunktioniert. Diese neugeschaffenen
"Wohnräume" zeugen von seelischen Konflikten, Verlorenheit,
Ausweglosigkeit und existenziellen Grenzsituationen. Das Betreten
der Räume übernimmt der Besucher in jeder Hinsicht auf eigene
Verantwortung.
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