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besprechung die wittelsbacher und ihre malerfreunde
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Vielfältig sollen sie sein, die Beziehungen zwischen Romantik
und Moderne, so erfuhren die Münchner 1995 im Haus der Kunst.
Normalbesuchern eröffnen sich derartige Perspektiven freilich
zumeist erst nach sachkundiger Führung oder durch Lektüre
eines nicht weniger als 300 Seiten starken Katalogwerkes. Den
nicht so Theoriebeflissenen mögen derartig Ernste (Gedanken-)Spiele
im schlimmsten Fall anstatt zu befreiender Sehnsucht nach Unendlichkeit
zur nächstgelegenen Caféteria geführt haben. Eines war damals aber auch dem theoriemüdesten Besucher anschließend klar: Mit 151 Werken zeitgenössischer Kunst -und seien sie noch so romantisch inspiriert- wird man eher einen Flugzeughangar als ein Kunstkabinett bespielen. Anders eine Miniaturensammlung,
die derzeit als Studioausstellung in der Neuen Pinakothek zu
sehen ist. Zwischen 1815 und 1868 entstanden, kann das Ensemble
aus dem Besitz der Wittelsbacher nur noch im weitesten Sinne
als ein Produkt der Spätromantik gelten. Ausschließlich
Rundformate um etwa 9 cm Durchmesser, geschaffen von insgesamt
88 Malern verschiedenster Herkunft, laden zu genauem Hinsehen
ein. | |
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Bereits seit dem 15. Jahrhundert waren Miniaturen vor allem an
den großen Höfen in Mode. Sie schmückten die
Kunstkammern der jeweiligen Herrscher oder wurden als Erinnerungsbilder
verschenkt. Landschafts- und Genremalerei war zunächst nicht
Thema der Miniaturen. Erst im frühen 17. Jahr-hundert wurden
diese Gattungen in den Niederlanden populär und dementsprechend
spät nahmen sie Einzug in das kleine Format. Daß aber
gerade diese Darstellungen schon ein Jahrhundert darauf in der
Miniaturmalerei äußerst beliebt waren, zeigt ein
Querschnitt durch die Ausstellung: Landschafts- und Genreszenen
sind für einen Großteil der Gemälde bestimmend.
Die überwiegend während der Regentschaft Ludwigs I. (1825-1848) entstandenen Rundbilder stammen sowohl von genuin bayerischen Malern wie Johann Jakob Dorner d.J. oder Max Joseph Wagenbauer als auch von zugezogenen Künstlern oder kurzzeitigen Gästen. So unterschiedlich wie die Meister ist überdies die Themenwahl, die von Schlachtenszenen über Historienmalerei, mythologische wie religiöse Darstellungen, Architektur, Interieurs bis zu Seestücken reicht. Und immer wieder die Landschaft, heroisch-bedrohliche Alpensturzbäche oder lieblich-idyllische Almen, oberbayerische Seen und die Isarauen vor München. | |
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Philosophisches Gedankengut der Romantik als etwaiger Brückenschlag
zur Moderne bleibt hingegen selbst bei den früheren Arbeiten
im Verborgenen. Eine „Überfahrt über den Tegernsee“
Lorenzo II. Quaglios mag mittels christlicher Symbolik
gedeutet werden als letzter Abschiedsgruß eines Liebespaares:
das Mädchen steht vor der Überfahrt zum Erlösung
versprechenden Kirchlein unter dem Regenbogen als Zeichen des
Friedens. Bezeichnenderweise ein mit Caspar David Friedrich bekannter und von Johan Christian Clausen Dahl ausgebildeter Norweger schuf die in dieser Hinsicht herausragendsten Arbeiten. Thomas Fearnleys „Ansicht von Christiana“ (1832) vermittelt durch die düster-bedrohliche Atmosphäre und das als heller Silberstreif unerreichbar scheinende Städtchen noch am ehesten diese romantische Sehnsucht nach unfaßbarer Unendlichkeit, die sich zwischen den beschaulichen Viehherden seiner Kollegen verliert. Eben J.C.C. Dahl war es übrigens auch, der meinte, daß „... das erste bei einem Kunstwerk ist, auf jeden Menschen zu wirken, ohne daß er Kenner ist; das Mechanische und Studierte ist nur mehr für die Künstler oder diejenigen, die sich genauer darauf verstehen.“ Der ältere Herr mit der großen Lupe muß zumindest gewußt haben, daß ein derartiger Überblick über die Kunst eines halben Jahrhunderts en miniature mehr erfordert als nur Geduld. Die eingehende Untersuchung einer jungen Sennerin veranlaßte ihn schließlich zu der kunstphilosophisch brisanten Feststellung: „Das ist wahre Kunst.“ Spitzweg jedenfalls hätte seine Freude gehabt. | |
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