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contemporary german photography
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„Bubblegum-Psychedelia“ urteilt der eine. „Aufmerksam, global,
mutig und reflektiert“ hält der andere dagegen. Vorsichtig
formuliert ein dritter: „eine Gegenwelt zu den Surrogaten der
oberflächlichen Massenkultur“. Dies alles ist die zeitgenössische
deutsche Photographie, die sogenannte „contemporary german photography“. Eine Ausstellung, die von Berlin ihren Ausgang nahm, und zur Zeit noch in München zu sehen ist (Galerie Wittenbrink, bis zum 2.August), hat zur Begriffsprägung geführt. Dafür, daß diese nicht wieder von der Oberfläche verschwinden wird, sorgt das gleichnamige Buch, das der Art Director des SZ Magazins herausgegeben hat. Was aber kennzeichnet nun diese zeitgenössische Photographie, die angeblich deutsch ist, nur weil ihre Autoren zum Teil dieser Herkunft sind? Der größte gemeinsame
Nenner ist banal: all diese Künstler sind sehr jung und
photographieren in Farbe. Künstlerische Vorbilder scheinen
noch durch ihre Aufnahmen hindurch; ihr Versuch, den eigenen
Ansatz in Worte zu fassen, ist manchmal ungelenk und oft sehr
ehrlich. Diese Photographen stehen am Anfang ihres Œuvres, von
dem das großnamige Ausstellungs- und Buchkonglomerat einen
blitzlichtartigen Querschnitt zeigt. Alles ist noch im Entstehen
begriffen, die vorgeführten Serien sind noch nicht abgeschlossen.
Keiner weiß, wohin ihn seine Auseinandersetzung mit dem
Medium führen wird. | |
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Die Werke nehmen unterdessen ohne Umweg den Kontakt zum Betrachter auf, indem ein wichtiges Thema dessen Wahrnehmung ist. Nicht mehr der „entscheidende Augenblick“ gerinnt zum formalen Augenschmaus, sondern der kurze Augenaufschlag, die Momente zwischen zwei Bildern gewinnen an Bedeutung. Die Motive der Joungster sind Nicht-Motive, und, indem sie am Highlight vorbeisehen, erschließt sich die Bildwelt, die bis jetzt noch fehlte. Wenngleich jede Aufnahme auch als Einzelbild funktionieren soll, dominieren deutlich Bilderreihen die Sicht auf die Gegenwart. Die Einsicht, daß die bildnerische Welt die echte nicht ersetzen kann, führt zur Befreiung von deren Dogmen. Unschärfe, Störungen an den Bildrändern und eine leere Mitte ähneln dabei der Realität viel stärker als das, was man bisher dafür hielt. Erstaunlich
ist, daß sich Kritiker durch diese Arbeiten dazu hinreißen
ließen, sich über die ästhetische Suche, die
nicht immer unbedingt auch ein Finden beinhaltet, derart zu brüskieren.
Nicht zu Unrecht wird aber der übergestülpte Taufname
zurückgewiesen: das Label „german“ ist angesicht des internationalen
Austausches fraglich. Eine Photographin erzählte allerdings,
daß man ihr in Amerika sagte: so würde man dort niemals
photographieren. Literatur
zum Thema: Milena
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