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fotografieren sie
den himmel! besprechung
aus aktuellem anlass
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Wie die meisten Galerien und Institutionen machen auch wir eine kleine
Weihnachtspause und aktualisieren unsere nächste Ausgabe nicht mehr
vor dem Jahrtausendwechsel. Ein besinnliches und schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch
ins neue Jahr |
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Der Jahreswechsel steht bevor, und dass dieser kein gewöhnlicher sein wird, wissen wir seit wir denken können. 2000 ist vielleicht für die meisten eine Art Fixdatum, an dem man sich schon vor geraumer Zeit gemessen hat, ohne dass man jedoch wirklich glauben konnte, dass es dann so plötzlich vor der Tür steht. Hat man sich nicht vor zehn oder zwanzig Jahren gefragt: wie wird es sein 2000? Nun ist es also soweit: begleitet von medial hochstilisierten Apokalypsenbefürchtungen und der Vorfreude auf die neue "futuristische" Zeit. Wie sieht er also aus, der erste Morgen im Jahre 2000? Die junge Münchner Künstlerin Yvonne Lee Schultz möchte jenen ersten Morgen, der weltweit ja so einzigartig ist, für die (vorläufige) Ewigkeit festhalten. Aus diesem Anlaß startet sie in Artechock einen Aufruf an JEDE(N) - wo immer er/sie sich am Neujahrsmorgen befinden mag -, den Himmel des noch jungen Tages (und Jahrtausends) auf einen Diafilm zu bannen. |
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Immer diese Neuen Medien. Da kracht und flimmert es allerorten, Bildschirme haben die Leinwand ersetzt, "die Menschen" (Johannes Rau) sprechen nicht mehr miteinander, sondern e-mailen sich, wenn sie nicht gerade ihre Mailbox abhören oder vor dem Fernseher sitzen. Drei Stunden täglich hockt der gemeine Bundesbürger vor der Glotze, kaum drei Minuten im Jahr geht er in ein Kunstmuseum. War die auch schon bald wieder hundert Jahre alte Infragestellung der Perspektive durch die Avantgarde noch nicht Zumutung genug? Den alten van Eyck kann man schon seit damals nicht mehr recht goutieren; allenfalls wer politische Ikonographie treibt, darf sich noch mit der Ausrede, er forsche ja über die Produktionsbedingungen, mit gutem Gewissen in frühe Niederländer vertiefen, anderenfalls droht Konservativismusverdacht. Ganz Europa, so scheint es, ist von den Neuen Medien besetzt. Ganz Europa? Nein! Ein Häuflein unbeugsamer Kunsthistoriker hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Während sich Literatur- und Kulturwissenschaften längst für Film und Photographie, Video- und Medienkunst, gar die Erforschung von Fernsehen und Werbung geöffnet haben, mixt man an den kunsthistorischen Instituten weiterhin an den Zaubertränken, mit denen man sich derart unbequeme Herausforderungen tunlichst vom Leib halten kann. Doch allmählich bröckeln auch hier die Reihen. Und so waren es tatsächlich "die Gutwilligen" des Fachs, wie Detlef Hoffmann schon früh bemerkte, die sich in dieser Woche drei Tage lang in München versammelt hatten, um dort - gemeinsam mit Literatur- und Filmwissenschaftlern - über "Medien und Mnemosyne. Die kunstgeschichtliche Erinnerung und die neuen Bilder" zu diskutieren. Anlaß dieser "Arbeitstagung" war der 75.Geburtstag von Willibald Sauerländer, der sich (auch als Professor in München) selbst immer für die Offenheit einer kritischen Kunstgeschichte eingesetzt und um kritische wissenschaftsgeschichtliche Reflexion des eigenen Fachs bemüht hatte. Oft genug war er dabei auf taube Ohren gestoßen. Guter Wille allein, das zeigte sich auch in München schnell, genügt nicht. Immerhin wurde der entscheidende Streitpunkt schon durch die allerersten Beiträge in wünschenswerter Deutlichkeit offengelegt: In welche Richtung muß sich die Kunstgeschichte erneuern? Wie soll sie auf die pluralen Zeichenwelten der Gegenwart reagieren, soll sie apokalyptisch erschreckt die "Bilderflut" abwehren, oder freudig erregt in ihr baden? Vielleicht gibt es ja noch dritte Möglichkeiten. Schon vor gut zwei Jahren hatte der Berliner Horst Bredekamp auf dem damaligen Kunsthgistorikertag in München angeregt, die Kunstgeschichte als universale Bildwissenschaft zu begreifen, die nach dem "Visual turn" eine Art Generalzuständigkeit für Bilder und Symbole beanspruchen sollte von Fernsehvorabendserien über Avantgardekunst bis zu den Bedienungsoberflächen der Computerprogramme. Daran knüpfte diesmal Martin Warnke an. Die Kunstgeschichte sei in Gefahr, zu einer "zweiten Archäologie" zu verkommen, warnte er, und forderte die Ausdehnung der Kunstgeschichte zur Kulturwissenschaft: Sein Fach solle sich mehr für "die Bilder des Fernsehens" interessieren, und Ikonographie der Werbung treiben. Als Warnke dann aber nicht nur zugab, dass er selbst kaum seinen Computer
zu bedienen weiß, sondern auch, dass ihn Medienkunst "nicht
interessiert", und jeder Forderung nach methodischer Erneuerung eine
Absage erteilte, zeigten sich schnell die praktischen Grenzen solcher
Offenheit. Von "Renegatenzynismus" war am Rande der Tagung die
Rede, und Warnke erschien plötzlich als einer von vielen alten Druiden,
die sich, um in Ruhe das zu tun, was sie seit jeher machen, vor allen
Theoriedebatten in universale Gleichgültigkeit flüchten. Das wäre ein Gegensatz gewesen, dessen Vertiefung gelohnt hätte
auch wenn sich schnell gegen Weibel einwenden ließe, dass
die von ihm verlangte Konzentration auf "Kunst" und Warnkes
"Bildwissenschaft" einander gut ergänzen könnten.
Allen Kunsthistorikern, auch Sauerländer gemeinsam ist etwas anderes:
Man liebt die Niveauunterschiede. Kaum etwas scheint so wichtig, wie die
Definition, was 'wirklich' Kunst und was 'nur' Bild ist, was als E(rnst)
auf den Altar gestellt werden muß, und was als U(nterhaltung) doch
besser in der wissenschaftlichen Mülltonne aufgehoben werden muß
so als hätte man von Pop noch nichts gehört. (Eine leicht veränderte und gekürzte Fassung dieses Textes erschien in der Frankfurter Rundschau vom 4.12.99) |
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