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Gerhard J. Lischka
Die Aktualität des Virtuellen

 

realitäten

Das Virtuelle einerseits und die Realität andererseits. Dieser Dualismus zwischen Konstruktivismus und Realismus, wie ihn die Philosophie benennt, prägt unsere abendländische Kultur seit der Antike. Aber da ist auch schon der Haken und damit die erste These Gerhard Lischkas. Denn letztlich ist das eine wie das andere. Die Trennung ist eine künstliche, die durchaus ihre Berechtigung hat, aber eben nur als Denkmodell: von Idee und Tat, Subjekt und Objekt, Natur und Kultur und wie sie sonst noch alle heißen. Unserer Wahrnehmung der Welt scheinen sie so aber nicht zu entsprechen. Die Realität ist virtuell. Die Virtualität ist reell.

Seit der Erfindung der Photographie, seit der Erfindung des Computers wird die Virtualität gestützt durch die Apparate. Erst in der Postmoderne, die Lischka auf die Zeit nach 1945 und nicht erst in die 80er setzt, verschiebt sich das Virtuelle vom Inneren des Menschen ins Äußere – in die Apparate. Die dem Virtuellen übliche Verschränkung von Nah und Fern ist damit aufgehoben.

 

medien

In der Welt sein heißt vermittelt sein. Nichts erfahren wir unmittelbar. Immer schon ist ein Medium zwischengeschaltet. Da ist vor allem die Sprache, mit der wir kommuniziieren. Und ganz allgemein gesprochen: sehen wir doch nur, was wir sehen sollen. Das ist die Quelle dessen, was es gibt, was real ist. Und genau betrachtet sind wir ja selbst Medien.

Alte und neue Medien nennt Lischka „Übergangsobjekte„. Das ist ein Begriff aus der Psychologie und bezeichnet etwas, was uns mit der Welt langsam vertraut macht. Erste Übergangsobjekte sind Nahrungsmittel. An ihnen lernen wir, daß die Welt objektiv ist. Und immer freier wird unser Umgang mit den Dingen, bis uns die Welt zum Objekt wird. Dann gibt es immaterielle Übergangsobjekte. Das sind die Massenmedien. Hier geht es um eine geistige Aneignung im Gegensatz zur sinnlichen. Mit der Erziehung durch die Massenmedien vollzieht sich allerdings ein Paradigmenwechsel. Der Soziologe Niklas Luhmann spricht von der "Realität der Massenmedien". Das Spiegelstadium wird von dem Monitorstadium ersetzt. Computer bieten keinen Spiegel, sondern ein Interface.

Wir müssen lernen mit den Medien umzugehen, d.h.wir müssen "Mediatoren" werden, wie Lischka betont. Wir geben uns als Subjekte auf, oszillieren vielmehr zwischen Subjekt und Objekt, geben den alten Dualismus auf zugunsten der Dynamik des Übergangs und erfahren dabei eine bedeutende Bewußtserweiterung. Ein Außersichsein, um zu sich selbst zu kommen. Nach dem Zeitalter der Dualismen treten wir ein in ein neues der „Trias„. Legen den alten Humanismus ad acta, denn als „Trijekte„ ist heute jeder ein Universum.

imke bösch

 

 



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