Dokumentation (Beta (Umkopie), s/w)
»Die Auswahl aus dem Nachlass von Hermann Hähnle fasst eindrucksvolle Filmarbeiten zusammen, die im Auftrag oder im Umfeld des Bundes für Vogelschutz entstanden sind. Leider sind häufig nur Reste von Filmen vorhanden, da ein großer Teil der Bestände beim Bombardement der Stuttgarter Geschäftsstelle vernichtet wurde. Erstmals können nun in dieser Zusammenstellung die noch erhaltenen – Anfang des 20. Jahrhunderts produzierten – ersten filmischen Natururkunden gezeigt werden. Bis vor kurzem standen sie nur auf Nitromaterial zur Verfügung.
Es beginnt mit einer kurzen Sequenz von Hermann Hähnle (ca. 1923/24) über seine Mutter Lina Hähnle, die 1899 den Bund für Vogelschutz gründete. Eine Grundschulklasse – darunter auch eine Enkelin von Lina Hähnle – lauscht vor einem Nistkasten dem Vortrag der „Vogelmutter“. Es folgt eine Studie über den Wiedehopf aus verschiedenen Perspektiven. Da die Familie Hähnle vermögend war, konnte Hermann H. es sich leisten, teures Filmmaterial zu belichten und so
lange aufzunehmen, bis die schönsten Aufnahmen gedreht waren. Für die damalige Zeit eine ungewöhnliche Materialfülle.
Die nachfolgende Sequenz handelt von der Fütterung eines jungen Kuckucks durch einen Teichrohrsänger, gefilmt vom Lehrer Bernhardt aus Dresden. Ebenso wie dieser Beitrag sind auch die anschließenden Filme angeleitete oder beauftragte Arbeiten, die im Rahmen der engagierten Vogelschutzarbeit, u. a. auf öffentlich stark beachteten Vorträgen in Gasthäusern
gezeigt wurden. Jagd auf Puffinen (1912) wurde in Australien eingekauft und zeigt, wie die Sturmtaucher wirtschaftlich verwertet werden. Vögel als Nahrung oder als Zierde der Damen wie in dem Film Jagd auf Silberreiher (1911) war dem Bund für Vogelschutz ein Dorn im Auge und die erste und größte Kampagne des Bundes für Vogelschutz. Von Hans Hähnle, Lina Hähnles Ehemann, kamen die finanziellen Mittel, um schwierige Verbandszeiten zu
überbrücken und auch Ländereien zu kaufen und zu pachten. So konnten die Filme von Hubert Schonger über Hiddensee (1924) und Mellum (Vogelparadiese in der Ost- und Nordsee) im Naturschutzgebiet des Bundes für Vogelschutz gemacht werden.
Die folgenden Filmszenen sind von Karl Tautwein. Er wurde von Hermann Hähnle während des 1. Weltkrieges beauftragt, im Wald von Bialowieza (ein Projekt zur Wiederansiedlung in Polen) Wisente aufzunehmen. Anfang der 20er Jahre machte sich
eine Suchexpedition mit dem Schiff Quest auf den Weg, um nach einem vermissten italienischen Luftschiffer zu suchen. Dabei wurde die Gelegenheit genutzt, im Eismeer zu drehen. So sind Bilder von Karl Tautwein über die Eisberge und die Jagd nach einem Eisbären erhalten geblieben.
The selection from Herman Hähnle´s estate comprises impressive film works which were ordered or produced in the environment of the Association for Bird Protection. These unique documents of nature, produced in the early 20th century, were until recently available as nitro-material only. It is the first time that they can be shown in this compilation.
After shots of Hermann Hähnle and his mother Lina Hähnle – ›mother of birds‹ and founder of the association-
studies of the hoopoe and the cuckoo follow. Among them are films, shot by the association, instructed or ordered, which were shown during successful public lectures in taverns and inns to recruit new members. Hunting on Puffinen (1912), Hunting the Silver Heron (1911) and also the films of Hubert Schonger about Hiddensee (1924) and Mellum (1923)- birds´ paradises in the East an North Sea as well as scenes by Karl Trautwein about aur-ochses
(wisents) in the forest of Bialowieza (1916/1917) or in the ice sea are a witness of this successful public relations campaign.
BIO-FILMOGRAPHIE
Hermann Hähnle
1879 geboren am 5. Juni in Giengen
1899 Lina Hähnle, seine Mutter, gründet den ›Bund für Vogelschutz‹
Studium als Ingenieur an der TH in Stuttgart
1900 auf der Weltausstellung in Paris erwirbt H.H. Apparate, um das Medium Film für die Naturkunde und den Naturschutz einzusetzen
1902 erste Laufbilder von freilebenden Tieren
ab 1906 Laufbilder freilebender Vögel; Vorführungen, Vorträge an Schulen, auf Tagungen, für den Bund für Vogelschutz
1914
erste Tier-Farbaufnahmen (Autochromverfahren nach Lumiere)
Ingenieur in der elterlichen Filzfabrik
1919 erste Fernaufnahmen mit selbstgebauten Apparaten
Einführung der Preisermässigung für die Vorführung von Kulturfilmen vor dem Hauptfilm
1923 Übergabe der Filme an die Firma ›Naturfilm Hubert Schonger‹ für einen erwerbsmässigen Verleih an Schulen
1935 Unterstützung von Tonaufnahmen von freilebenden Vögeln: ›das tönende
Vogelbestimmungsbuch‹ von Oscar Heinroth
1946 Präsident des Bundes für Vogelschutz
1965 gestorben am 25. Oktober
Herkunft der Kopie (Beta): Filmarchiv Hermann Hähnle (Verwaltung: Stiftung Naturschutzgeschichte, Schloß Drachenburg zu Königswinter)
Rechte: Filmarchiv Hermann Hähnle«
(16. Internationales Dokumentarfilmfestival München; Text: Gabriele Teutloff, Übersetzung ins Englische: Eva Kluge)