02.11.2000

»Was ich ursprünglich vor hatte war Mist«

Detlef Buck und Mavie Hörbiger
Buck und Mavie Hörbiger

Detlev Buck über LiebesLuder

Mit den schrägen Provinz­komö­dien Karnig­gels und Wir können auch anders machte sich der nord­deut­sche Regisseur Detlev Buck in den 90er Jahren einen Namen. Nach den weniger über­zeu­genden folgenden Filmen Männer­pen­sion und Liebe deine Nächste!, kehrt Buck mit der mörde­ri­schen Satire Liebe­sLuder wieder in die Provinz zurück. Mit einer Mischung aus Sarkasmus und genauer Beob­ach­tungs­gabe, der stre­cken­weise an fran­zö­si­sches Kino erinnert, zeigt er den Alltag in einem west­fä­li­schen Kaff – und ein junges Mädchen, dass dort nicht hinpasst, und alles aus den Angeln hebt.
Mit Buck sprach Rüdiger Suchsland.

artechock: Man konnte hören, dass es in der Vorbe­rei­tung einige Pannen gab. Sie mussten sogar die Dreh­ar­beiten unter­bre­chen. Dem fertigen Film sieht man das überhaupt nicht an. Wie verlief die Produk­ti­ons­ge­schichte?

Detlev Buck: Wir hatten tatsäch­lich Schwie­rig­keiten. Beim Dreh merkt man plötzlich, dass etwas nicht hinhaut, dass man noch mal über das Drehbuch gehen muss, und sich fragen muss: Was soll das eigent­lich für ein Film werden. Es ist dann besser, aufzu­hören und neu anzu­fangen. Was ich ursprüng­lich vorhatte war Mist, das ging nicht. Also musste ich noch mal nach­denken.

artechock: Wie kamen Sie auf die Geschichte?

Buck: In Tirol ist etwas ähnliches tatsäch­lich passiert. Da zerstörte eine Frau ganze Familien und verschwand dann plötzlich auf Nimmer­wie­der­sehen. Überall, wo die Ehe etwas bedeutet, da kann so etwas gefähr­lich werden. Das kann Dich Kopf und Kragen kosten. Diese Geschichte hat mir gefallen.

artechock: Ihr Film wird von zwei weib­li­chen Darstel­lern getragen: Comedy-Star Anke Engelke und die junge Mavie Hörbiger. Beide haben im Kino noch nie Haupt­rollen gespielt. Wie kamen Sie auf die Besetzung?

Buck: Passt doch. Die Mavie ist so jung und so schön unschuldig, das musste sein bei dieser Rolle. Sie weckt bei Männern den Beschüt­zer­instinkt. Wenn man dieser Frau auf 1000 Meter angesehen hätte, was mit ihr los ist, wäre es unglaub­würdig gewesen. Aber diese Ina ist einfach clever, die nutzt die Schwäche der Männer – gnadenlos! Ursprüng­lich hab ich mir die Figur etwas älter vorge­stellt. Aber Mavie war über­zeu­gend. Das wars genau, die musste so jung sein.
Und Anke Engelke kennt man ja aus dem Fernsehen. Da musste ich nicht viel nach­denken, klar, dass ich die wollte. Ich war froh, dass sie zugesagt hat, denn die kann natürlich viel mehr, als »Danke Anke«.

artechock: Frauen sind bei Ihnen die Klugen, Männer die Trottel...

Buck: Das kennt jeder- wenn Männer gamsig werden, auf eine Frau geil sind, dann sind sie nicht mehr zu halten. Einfach lächer­lich ist das. Frauen sind in solchen Dingen klüger. Das wollte ich zeigen. Eigent­lich ist der Film ja ein Duell zwischen dem Neuan­kömm­ling und den Altein­ge­ses­senen. Zwei gehen drauf. Das ist wie im Western, nur dass die statt einem Colt Einkaufs­ta­schen tragen, oder Tupper­ware.

artechock: Bedeutet Liebe­sLuder für Sie eine Rückkehr zu den bewährten Provinz­schau­plätzen, nachdem ihr letzter Film gefloppt ist?

Buck: Der hatte gar nicht so wenig Zuschauer. Ich mache immer das, wozu ich Lust habe. Und von wegen Provinz: Man hätte den Film genauso in Amerika drehen können.

artechock: Der Film erinnert aber an die sarkas­ti­schen Provinz­possen, die zum Beispiel Chabrol dreht: Krimi­nal­sa­tiren, die viel über ein Land oder eine Region zeigen.

Buck: Chabrol ist gut. Klar wollte ich auch 'ne Satire darüber machen, wie die Leute leben, und was sie sich antun. Und da müssen vor allem die Leute stimmen. So wie die Anke Engelke: Die hat ihre Rolle richtig gelebt, die wusste, was sie spielt. Vom Charakter des Films hat mir aber mehr als Chabrol noch der Hitchcock vorge­schwebt. Das sind Satiren, aber es ist auch der reine Horror.