USA 1997 · 123 min. · FSK: ab 16 Regie: Kevin Reynolds Drehbuch: Scott Yagemann Kamera: Ericson Core Darsteller: Samuel L. Jackson, John Heard, Kelly Rowan, Clifton Gonzales u.a. |
»Ich bin Lehrer!« Beschwörend wiederholt Garfield diesen Satz immer wieder, um Respekt zu heischen für seinen schwierigen und doch so verachteten Beruf. Er beschwört damit vor allem sich selbst, denn nach und nach schwindet sein eigenes Berufsethos dahin. Einmal wurde er schon niedergestochen von einem rachsüchtigen Schüler, doch davon hat er sich erholt und sich einer neuen Aufgabe in einer anderen Schule gestellt. Doch die Jugendlichen, uninteressiert, aggressiv und
zugekifft, lassen seinen hoffnungsvollen Lehr-Versuchen keine Chance. Von der zu laschen, zu bürokratischen Schulverwaltung ist keine Unterstützung zu erwarten. Garfield hat nur eine einzige Verbündete an der Schule, eine Lehrerin, mit der er sich anfreundet und die auch unter den Belastungen leidet. Die K.O.S.-Gang in seiner Klasse macht Garfield besonders zu schaffen, die Bedrohungen durc die drei Jungs wird immer drastischer, bis der Lehrer schließlich seine Ideale aufgibt
und selbst zum Gewalttäter wird. Einen Schüler läßt er verschwinden, einem anderen schneidet er den Finger ab. Schließlich wartet er geduldig die Rache der Gang ab, die in sein Haus eindringt, um ihn umzubringen, und sogar seine eigene Exekutierung macht Garfield noch zur Unterrichtsstunde.
1-8-7 ist kein Flotter-Pauker-bekehrt-alle-faulen-Schüler-Film wie etwa Club der toten
Dichter oder Dangerous Minds, auch kein Ein Lehrer sieht rot, sondern irgendwo im grauen Bereich dazwischen. Das Ergebnis ist dennoch keine geschickte Gratwanderung geworden, sondern die reine moralische Planlosigkeit. Einerseits werden die laschen Methoden der Liberalen gebrandmarkt, andrerseits distanzieren sich die Macher vom Waffenfetischismus und am Ende
auch demonstrativ von der »harten Tour«. Die Entwicklung der Hauptfigur, die der Film jedoch stattdessen als eigenständigen Gedanken anbieten hätte können, wird jedoch gerade in dem Moment vernachläßigt, wo es drauf ankäme. Das Überschnappen des überforderten Lehrers wird viel zu lange im Unklaren gelassen, der Zuschauer kann sogar noch glauben, es handle sich um einen normalen Krimi. So wurde das einzig entscheidende Motiv, welches den Film interessant gemacht hätte,
irgendwelchen Regie-Strategien geopfert. Warum Garfield an einem bestimmten Punkt gewälttätig wird, bleibt schleierhaft, ebenso wie seine darauffolgende, urplötzliche Resignation, die zwar wortreich, aber trotzdem nichtssagend behauptet wird. Als Rechtfertigung für all den filmischen Aufwand dieses Blut- und Tränendramas hält 1-8-7 nur Volksreden bereit. In aller Ausführlichkeit haben Autor und Regisseur uns die Bestandteile eines Filmes über die
alltägliche Gewalt vor die Nase gesetzt, nur um uns am Ende nichts zu zeigen als die eigene Ratlosigkeit. Genau das hat zwar Spike Lee mit Do the right thing auch getan, der aber wußte sehr genau, daß er nichts weiß. In 1-8-7 wird stattdessen stur weitergeschwätzt.