USA 2011 · 92 min. · FSK: ab 12 Regie: Jake Kasdan Drehbuch: Gene Stupnitsky, Lee Eisenberg Kamera: Alar Kivilo Darsteller: Cameron Diaz, Justin Timberlake, Lucy Punch, John Michael Higgins, Jason Segal u.a. |
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Hoch hinaus gehts nimmer, platt bleibts immer |
Zumindest in einer Hinsicht überrascht Jake Kasdans Bad Teacher. Nicht wie in zahlreichen amerikanischen Komödien der letzten Zeit ist es das den anarcho-nihilistischen Hauptteil abfedernde und mit dem Massengeschmack fraternisierende Ende, sondern der Anfang, der schmerzt. Aber um ehrlich zu sein, sollte auch hier ein wenig differenziert werden. Denn der eigentliche Anfang von Bad Teacher, der Filmvorspann – eine Snapshot-Zeit- und Kulturreise in unterschiedlichste Lehrer/Schüler-Situationen – ist so überraschend, schön und traurig, dass es tatsächlich großer Kunstfertigkeit bedarf, diese Vorgabe einzulösen.
Diese Fertigkeit besitzt Kasdan nicht. Stattdessen reduziert er den Plot auf das wesentliche einer platten Komödie: Die am Job gänzlich desinteressierte und deshalb (was auch sonst) schlechte Lehrerin Elisabeth (fast unerträglich überzogen schlecht gespielt von Cameron Diaz, fehlbesetzter geht es kaum) muss weiter ihren Job tun, nachdem eine akribisch geplante Flucht durch Heirat mit einem vermögenden Mann misslingt. Sie reibt sich mit der Überzeugungslehrerin Amy (überzeugend durchgeknallt: Lucy Punch) und fasst wieder Hoffnung auf ein besseres als blässliches Lehrerleben, als Scott (blass: Justin Timberlake), ein vermögender Lehrer, an die Schule kommt. Doch dessen Faible für große Brüste ist offensichtlich, eine Brustvergrößerung für Elisabeth bei den mageren Lehrergehältern in den Vereinigten Staaten jedoch unerschwinglich. Als sie aber hört, dass der Lehrer mit der in einem Vergleichstest am besten abschneidenden Klasse eine hohe Geldprämie erhält, wird alles anders. Aus der kiffenden, nur Filme zeigenden Anti-Lehrerin wird eine strenge Drillmeisterin, die mit knallharter Pädagogik, Lüge und Intrige (fast) ans Ziel ihrer Träume kommt.
Obwohl dieser republikanisch-christdemokratische Wandel nach übelst-prüdester Südstaatenmoral riecht, macht er den Film erst erträglich. Denn erst jetzt beginnt Diaz sich offensichtlich in ihrer Rolle wohlzufühlen und überzeugender zu agieren, beginnt auch das Handlungsskelett ein wenig mehr Fleisch anzusetzen. Und Jason Segel als wahre – wenn auch nicht wohlhabende – Beziehungsalternative Russel gibt dem schlingernden Kurs des untergehenden Schmonzettendampfers wieder einen, wenn auch allzu vertrauten, Halt.
Dass es zu mehr nicht reicht, ist umso bedauerlicher als die Bildungskrise in den USA nicht weniger groteske Züge trägt als in Deutschland; überraschender, bissiger und begründeter Witz also nicht einmal hätte erfunden werden müssen. Und Jake Kasdan nach der langjährigen Zusammenarbeit mit Judd Apatow gelernt haben sollte, wie viel Explosivität die fett angereicherte Banalität eines Alltags jeglicher Couleur haben kann (Jungfrau (40), männlich, sucht..., Wie das Leben so spielt). Wobei letztlich nur noch eine Frage zu beantworten wäre: ist Kasdan ein schlechter Schüler oder Apatow ein schlechter Lehrer gewesen?