GB/USA/F 2001 · 97 min. · FSK: ab 12 Regie: Sharon Maguire Drehbuch: Helen Fielding, Andrew Davies, Richard Curtis Kamera: Stuart Dryburgh Darsteller: Renée Zellweger, Colin Firth, Hugh Grant, Jim Broadbent, Gemma Jones u.a. |
||
Bridget Jones |
All by myself heißt das Lied, das Bridget Jones gleich zu Beginn so wunderbar falsch intoniert, rotweinermutigt, ganz traurig und ganz selbstbewusst entschlossen. Ein Singleleben wird beschrieben, und wer wie die junge Mitarbeiterin eines Verlags, um die sich hier alles dreht, zu den unverheirateten »Thirtysomethings« gehört, den Leuten um die 30, die jung genug sind, um das Leben noch vor sich zu haben, aber alt genug, um im einen oder anderen Fall doch schon von gelegentlicher Torschlusspanik gepackt zu werden, wird vieles nachempfinden. Den vielen Rotwein zum Beispiel, die Abende die man zu faul zum Ausgehen vor dem Fernseher und am Telefon verbringt, die Sehnsucht mal jemanden »nur fürs Bett« zu haben, und dann wieder gerade nicht nur dafür, die Eltern, die allmählich gaga werden, und sich um so mehr ins eigene Leben einmischen, die Selbstgefälligkeit der jungen Ehepaare, die eigenen ständigen kleinen Figur- und Gesundheitsprobleme, und das viele Nachdenken über sich selbst – all das wird hier schonungslos und sehr sehr witzig erzählt. Denn Bridget Jones, die von Helen Fielding erfundene Figur zweier sehr erfolgreicher Romane hat eines nicht: ein schlechtes Gewissen. Bei aller Selbstkritik ist sie mit sich grundsätzlich im Reinen. Und genau dieses gute Gewissen unterscheidet sie von all den übrigen, quengeligeren, traurigeren Heldinnen anderer Romane.
Sharon Maguires Verfilmung von Bridget Jones´s Diary ist eine überaus lustige, virtuos und einfallsreich erzählte Komödie geworden. Alles in allem handelt es sich um einen der besten Filme des Jahres. Bemerkenswert ist alleine schon, wie klug das inszeniert ist: Das ständige Nachdenken über sich selbst, das Abwägen verschiedener Möglichkeiten, kleidet Maguire in fast surreale Traumbilder, comichafte, überdrehte alberne Sequenzen.
Eine Hauptrolle in
diesem Hin und Her zwischen Traum und Wirklichkeit spielt die Musik: Klug ausgewählte 80er Jahre-Songs, Lieder einer Generation also, kommen genau im richtigen Moment, um allem einen kleinen Dreh ins Ironische zu geben. Dabei unterstützt eine sehr gute Kamera, die immer wieder gesellschaftlichen Schein entlarvt. Denn die junge Frau steht zwischen zwei Männern, die beide nicht perfekt sind. Hugh Grant und Colin Firth spielen sie mit großem komödiantischen Talent. Mit Abstand am
meisten überzeugt aber Renée Zellweger. Mit ihrer Mischung aus Komik und Ernst, Sturheit und Schwäche, ihrem Mut, sich bloßzustellen und hässlich zu sein (und vielleicht auch noch mit der Tatsache, dass sie für diese Rolle 20 Kilo zunahm) katapultiert sie sich unter die heißen Oscarkandidatinnen des kommenden Jahres – der bisher beste Auftritt dieser ausgezeichneten Darstellerin.
Mit ihr kann man eintauchen in eine Jane-Austen-Welt unserer Tage: Mit ihren eigenen Gesetzen, die aber viel komplizierter sind als vor 200 Jahren. Wo die Fragen nicht nur lauten: heiraten oder nicht? Sondern Wodka oder Chaccakhan, wie redet man mit Salman Rushdie, wie bekommt man den Grace-Kelly-Look, und wo Frauen darüber reden, was sie für ein Höschen anhaben. Vielleicht haben sie das früher auch schon getan, aber jedenfalls nicht in Tagebüchern.