USA 2003 · 102 min. · FSK: ab 16 Regie: Wayne Kramer Drehbuch: Wayne Kramer, Frank Hannah Kamera: Jim Whitaker Darsteller: William H. Macy, Alec Baldwin, Maria Bello, Paul Sorvino u.a. |
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Glück und Unglück |
Warum nur macht es so viel Freude, diesen Mann leiden zu sehen? Ob in Fargo als glückloser Lösegeld-Betrüger, verloren im gleichgültigen Weiß des Schnees von Minnesota; ob in Magnolia als gealtertes Quiz-Kind Donnie Smith, das so viel Liebe zu geben hätte, doch keiner will sie: William H. Macy verkörpert die Verlierer des Alltags mit einer Größe, als wären sie Sinnbilder für den ausweglosen Kampf der Kreatur gegen das Dasein – ein Sisyphus der Vorstädte. Seine Augen blitzen in ewiger, sehnsuchtsvoller Hoffnung, die nur darauf wartet, einmal mehr zerbrochen zu werden. Sein unterwürfiges Lächeln will sich immer schon unter dem nächsten Schlag des Schicksals wegducken. Wer also könnte besser als er Bernie Lootz spielen? Einen König der Unglücksraben, der genug Pech an sich kleben hat, dass es für alle reicht: Bernie schlurft durch ein veraltetes Casino in Las Vegas und arbeitet mühsam seine Schulden dort ab, indem er sich stets dorthin gesellt, wo jemand eine Glückssträhne erhascht. Denn Bernies Pech kühlt zuverlässig alles aufglimmende Feuer Fortunas in seiner Umgebung. Bis Bernie so richtig die Arschkarte zieht und plötzlich vom Glück verfolgt wird, nachdem ihn die Liebe der Kellnerin Natalie (Maria Bello – nomen est omen...) ereilt.
The Cooler ist zweifelsohne William Macys Show, aber man muss Autor/Regisseur Wayne Kramer hoch anrechnen, dass er sich nicht auf dessen Leistung ausruht. Kramers herzzerreißende Komödie teilt nicht die zimperliche Belanglosigkeit vergleichbarer Filme: Wenn hier etwas weh tut, dann richtig, aber dafür darf Bernie sein Liebesglück so erfrischend deutlich auch im Körperlichen finden wie sonst im Kino unfairerweise nur Junge und Schöne. Zudem glückt ein schön melancholischer Abgesang auf das alte, noch nicht zum Freizeitpark gemachte Las Vegas, beherrscht von Gangstern ohne BWL-Studium. Ein Casino der kleinen Leute – und Alec Baldwin als Westentaschen-De Niro die wahre Überraschung dieses Films: Sonst ja einer der großen Un-Schauspieler vor dem Herren, taugt er perfekt zum Casino-Boss Shelly mit dessen schmierigen Allüren eines aufgeplusterten Unholds.